09-02-2014, 19:08
(09-02-2014, 18:08)Scheingreis schrieb:(09-02-2014, 16:56)petronius schrieb: dann kann die bibel dir ja egal sein und eine frage nach deren "wahrheit" stellt sich gar nichtGuter Einwand. Da muß ich noch etwas weiter ausholen. Bisher hat sich diese Diskussion ja mehr oder weniger ausschließlich um die Bibel selbst gedreht. Das ist eine isolierte Betrachtungsweise, die noch nicht berücksichtigt, welche Faktoren Einfluß auf das Bibelverständnis haben. Ich lese meine Bibel ja nicht bloß im stillen Kämmerlein und bilde mir dort ein abschließendes Urteil, sondern ich spreche mit anderen darüber, besuche Gottesdienste (wo manche Texte Teil liturgischer Verrichtungen sind) usw. Das beeinflußt und bedingt sich alles gegenseitig, und da kann man nicht mal eben irgendeinen Stein einfach rausbrechen. Also kann mir die Bibel auch nicht egal sein
geht mir mit den romanen von william burroughs auch so
(09-02-2014, 18:08)Scheingreis schrieb: Der Wahrheitscharakter hat ganz unterschiedliche Facetten. Die Texte haben ja auch sehr verschiedene Funktionen. wir reden hier ja eigentlich nur von den narrativen Texten und nicht z.B. von apodiktisch formulierten ethischen Prinzipien wie den Zehn Geboten
und da bist du dir sicher?
(09-02-2014, 18:08)Scheingreis schrieb: die wir eher als zeitlose Aussagen betrachten und die auch den meisten Leuten einleuchten, die mit der Bibel sonst wenig am Hut haben
das seh ich ganz anders
was soll an "du sollst keine anderen götter haben neben mir" einleuchtend sein, es sei denn, als eher hilfloser versuch eines despoten, seine autorität zu bewahren?
(09-02-2014, 18:08)Scheingreis schrieb: Die narrativen Texte sind für mich vor allem Rollenangebote. In den Geschichten interagieren Menschen, Gottheiten und sonstige Wesen miteinander, die Sache geht mal gut aus, mal übel und mal bleibt sie offen. Ich kann mich am Geschehen beteiligen und alle möglichen Perspektiven einnehmen. Normalerweise ergibt sich das einfach so, ohne daß ich mich beim Lesen oder Hören bewußt und planmäßig mit einer oder mehreren der vorkommenden Personen identifiziere.
Ich denke, so funktioniert Religion in den meisten Fällen
das kanns aber doch nicht gewesen sein - das ist bei jedem roman nicht anders
auch du hast ja auf etwas ganz anderes abgehoben:
"Viel entscheidender ist für mich, was Gott in und mit meinem Leben macht"
(09-02-2014, 18:08)Scheingreis schrieb: Der größte Fehler, den man dabei machen kann ist, die persönliche Identifikation mit bestimmten Rollen von vornherein zu vermeiden. Also sich z.B. prinzipiell nicht als den Pharisäer zu sehen, der von Jesus als überheblicher Heuchler beschimpft wird
da ist natürlich was dran
(09-02-2014, 18:08)Scheingreis schrieb: Aber das ist eine Art des Umgangs mit der Bibel, die mir und vielen anderen in Fleisch und Blut übergegangen ist. Darum erhebe ich auch nicht den Anspruch, daß das für andere überzeugend sein muß. Nur verlange ich, daß das genauso respektvoll zur Kenntnis genommen wird wie z.B. Leute, die ohne Religion auskommen, das auch erwarten.
und wer verweigert dir diesen respekt?
inwiefern und wodurch?
(09-02-2014, 18:08)Scheingreis schrieb: Ich verstehe deshalb nicht, warum Atheisten und Agnostiker häufig für sich eine freiere und souveränere Gedankenwelt in Anspruch nehmen, als sie sie den Gläubigen zugestehen
du mußt schon genau hinschauen, welchen gläubigen
wenn du dir mit freude die schuhe anziehst, die für einen indymaya oder sinai hingestellt werden, ist das eher dein problem als das von "Atheisten und Agnostikern"
(09-02-2014, 18:08)Scheingreis schrieb:Zitat:wenn ihr sowieso nicht darüber reden und es erklären wollt, seid doch lieber geich still. denn alles fromme wortgeklingel, dem kein konkreter inhalt zu entnehmen ist, ist eben genau das: geschwurbelOch nö! Das war jetzt wieder alles andere als elegant
aber klartext
sich auf irgendwelche besonderen einsichten zu berufen, diese aber nicht erläutern zu wollen und können, aber trotzdem respekt für sie einzufordern - das finde ich nicht sonderlich elegant
(09-02-2014, 18:08)Scheingreis schrieb: Man bekommt ja den Eindruck, wertgeschätzter Petronius (das sag ich nicht einfach so dahin!), daß Du erst alle möglichen Fragen stellst, die ehrliches Interesse an anderer Leute Ansichten und Weltbildern kundtun -nur um am Ende in mäkeligen Dünkel abzustürzen
nein, aber ich bin dann natürlich not amused, wenn die antworten hochmütig verweigert werden. dann sag ich eben: das ganze hätte man sich von vornherein sparen können
wer was zu sagen hat, soll es sagen
und worüber er nicht sprechen mag oder kann, davon soll er ganz in der tradition wittgensteins schweigen
mit dumpfem raunen kann ich nichts anfangen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)


