(04-04-2014, 23:04)Ekkard schrieb: Ich habe mit diesen Hinweisen erhebliche Probleme, weil ich "wirklich" und "real" für synonyme Eigenschaften halte. Letztlich sind die wirklichen (realen) Dinge solche, die man im weitesten Sinne anfassen also vermessen kann
richtig
so sah das auch schon der huberbauer, als ihn der kleine xaver um hilfe bei der groß- und kleinschreibung bat:
is doch ganz einfach - groß schreibst alles, was du anfassen kannst
beispiel:
die Katze sitzt Hintern ofen
"die" schreibst klein, kannst net anfassen
"Katze" schreibst groß, kannst anfassen
"sitzt" schreibst klein, kannst net anfassen
"Hintern" schreibst groß, kannst anfassen
und beim "ofen" kommts drauf an, ob sommer oder winter is
man sehe mir die scherzform nach, um auf die möglichen mißverständnisse ums "anfassen" hinzuweisen. aber "im weitesten sinn"stimmt es, daß man die realen dinge "anfassen" kann. sie zu "messen", triffts vielleicht noch besser: vermeidet die reduzierung auf materie und führt auch intersubjektivität ein:
eine eigene "messung", die nicht von anderen bestätigt wird, ist keine - sondern nur eine behauptung. realität ist intersubjektiv, eine nur auf das individuum bezogene ("für mich ist das aber real") pervertiert imho den realitätsbegriff und muß zu mißverständnissen führen
ein caveat zum "messen": es geht nicht unbedingt ums quantifizieren, sondern durchaus erst mal ums qualitative erkennen und bestimmen
ein tisch ist real, weil ich ihn - im wortsinn - anfassen kann und auch auf den zentimeter genau messen, wie hoch, breit und lang er ist
die liebe meiner freundin zu mir kann ich nicht - im wortsinn - anfassen und kann sie auch mit keinem zentimetermaß messen, um z.b. herauszufinden, ob sie größer ist als meine zu ihr. aber ich stelle sie fest, an verschiedenen, oft gar nicht von vornherein benennbaren dingen, und andere tun das auch
diese liebe ist so real wie der tisch
die "liebe", die der krankhafte stalker in seinem objekt der begierde zu erkennen meint, ist dagegen nicht real. sie hält der intersubjektiven betrachtung nicht stand
(04-04-2014, 23:04)Ekkard schrieb: Mit dem Begriff "Existenz" schafft man sich ohne nähere Erläuterung auch nur Probleme. Denn alles was nicht auf uns wirkt, ist für uns nicht existent. Aber z. B. Vorstellungen wirken auf unsere Handlungsweise. Also existieren sie, werden aber erst Realität (z. B. eine Tat) mit ihrer Umsetzung.
Ich setze mal unter meine Anmerkungen ein dickes
ich setze ein

man weiß (ekkard, du als physiker verzeihst mir hoffentlich die volkstümliche formulierung, aber auf modellhaftigkeit bist du ja bereits eingegangen) heute, daß weder phlogiston noch der äther real existieren. ihre vorstellungen aber wirkten sehr real auf auf die zeitgenössischen wissenschaftler und forscher (wirkten, um schließlich reale handlungen, etwa experimente, hervorzubringen)
und das nicht zuletzt zum wohle des wissenschaftlichen fortschritts, aus diesen (irrigen) vorstellungen wurden gleichwohl wichtige und zutreffende erkenntnisse abgeleitet
jetzt die analogie zu einem eher religiösen thema zu ziehen, überlasse ich den üblichen verdächtigen

einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)