29-04-2014, 23:47
petronius schrieb:du bist mir aber keine antwort und keinen thread schuldig, darum gehts hier nichtOch, das macht nichts, wenn wer fragt, wieso sollte man nicht antworten? ^^
petronius schrieb:ich kann mir im moment nicht vorstellen, was einen zum glauben an alte götter veranlaßt.Naja, Glaube an sich hat ja so gesehen keinen Anlass und ist keine Entscheidung, ich halte ihn mehr für eine Art Intuition, er ist also nicht steuerbar. Entweder man glaubt, oder man glaubt nicht.
Allerdings kann ich dir auch so etwas dazu erzählen: Ein neuer Glaube, in unserem Falle das Christentum, dass sich hier vor ca. 1000 Jahren festsetzte, heißt nicht automatisch ein besserer Glaube.
Der Glaube und die Mythen der alten Götter sind etwas, was in der Gegend, in/mit der ich aufwuchs und die mich geprägt hat fest verwurzelt ist. Dazu zählen Traditionen, Feste, Naturwelt, und so weiter. Nicht zu letzt liegt das daran, dass die alten Götter und Sagen die hiesige Natur, Traditionen, Feste und Riten, aber auch den Alltag wiederspiegeln. Es ist etwas, was Hand und Fuß hat.
Die Ängste und Sorgen, Wünsche und Leidenschaften und allgemein Lebensumstände der Menschen hier manifestieren sich in den alten Sagen und Göttern. Beim Christentum bzw. seinen Sagen und seinem Gott ist das eher nicht der Fall.
Der alte heidnische Glaube ist sehr weltlich und überhaupt nicht abgehoben. Er ist auch sehr frei, da er nicht durch heilige Texte, sondern durch Sagen - vor allem auch mündliche - tradiert wird. Er ist eben grundlegend anders als das Christentum, das geht schon bei der Definition von "Gottheit" los und zieht sich über die Frage des moralischen Einflusses auf unsere Taten oder die Wichtigkeit und Art des Auslebens. Er baut eine engere, sogar verwandtschaftliche Bindung zwischen Menschen und Göttern sowie anderen Geisterwesen auf. Der Aufbau von Mythen und Göttern ergibt für mich auch viel mehr Sinn als der bei den Christen.
Der heidnische Glaube hat sich aus dem Volk heraus entwickelt, er wurde nicht durch irgend eine Macht von oben wie einer Kirche oder Priesterschaft diktiert. Daher ist er eben sehr volkstümlich und hat sich viele tausend Jahre, aus grauer Vorzeit heraus, entwickelt, teils verändert, aber gehalten und ist im Groben gleich geblieben. Sogar nach der Christianisierung haben sich trotzdem sehr viele Aspekte und Teile dieses Glaubens gehalten, sogar bis heute - du würdest dich wundern wie viel es da gibt. Das liegt einfach daran, dass man die alten Götter nicht einfach so von den hiesigen Lebensumständen trennen kann. Der Herbstwind zum Beispiel war schon immer kühl und rau, und so ist auch der Gott des Herbstes kühl und rau... und so weiter. Ich hoffe, du kannst das nun ein wenig nachvollziehen? :)
petronius schrieb:auch, weil wir so im detaill ja gar nicht wissen, woran die alten germanen konkret geglaubt haben. schriftliche niederlegungen kennen wir ja erst aus dem mittelalter.Im Detail, das ist ganz richtig. Deswegen beanspruche ich nicht, den originalen Glauben der alten Sachsen zu glauben, und werde es auch nie können. Gerade weil uns von den Sachsen viel weniger bekannt ist als von nordgermanischen Stämmen in Skandinavien zum Beispiel... Außerdem gibt es gewisse Aspekte am damaligen heidnischen Glauben, die kaum bis überhaupt nicht mit unserem heutigen aufgeklärten Weltbild vereinbar sind.
Klar, man kann schon vieles rekonstruieren. Neben Quellen, die direkt etwas über den damaligen Glauben berichten, kommt man auch mit Etymologie, Vergleichen mit Religionen benachbarter Stämme/Völker und jüngeren Märchen und Brauchtümern gut voran. Willst du einen Glauben leben, der möglichst nah am damaligen ist, kommst du nicht umher, dich auch mit diesen Themen zu befassen... gänzlich, vielleicht sogar annähernd, lässt sich das original dennoch nicht rekonstruieren.
Aber ich schrieb ja auch, dass in an die alten sächsischen Götter glaube. Das heißt ja erstmal nur, dass ich von ihrer Existenz überzeugt bin. Auch glaube ich an ihr Wirken. Einiges wissen wir ja schon über die Götter und Riten der Sachsen, und vieles lässt sich auch mit den oben genannten Disziplinen erarbeiten.
So bildet sich eben ein Glaube, der dem damaligen nicht entspricht, aber auf ihm basiert.
petronius schrieb:hast du dich also einer neogermanischen gruppe angeschlossen oder berufst du dich ganz allgemein auf die germanische götterwelt?Noch habe ich mich keiner Gruppe angeschlossen. Denn zum einen muss man das auch überhaupt nicht, und zum anderen sieht es in meiner Heimat-Gegend recht rar mit solchen Gruppen aus - und sehr mobil bin ich nicht.
Demnächst gedenke ich jedoch einer Gruppe beizutreten, die ebenfalls aus altsächsischen Heiden besteht, die also ebenso glaubt wie ich.
End ek swerio in allum fernan Landsidun,
in Woden ende Thunar ende Sahsnot
ende allum them Holdum, the hira Genotas sint...
in Woden ende Thunar ende Sahsnot
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