(22-05-2014, 10:13)Ulan schrieb: Kynistische Ideen scheinen das Judentum schon frueher beeinflusst zu haben.
Dazu hat Bernhard Lang (in: Jesus der Hund, Verl. C.H. Beck, München 2010, S. 11f.) angemerkt:
Im Judentum verursachte der Hellenismus einen tiefgreifenden Wandel. Er schenkte zahlreichen Juden - namentlich der in der Stadt lebenden Elite - die Begeisterung für griechische Sprache und Bildung; so konnte griechisches Kulturgut in das Judentum eindringen und die hebräische Kultur von ihrer Isolation und Provinzialität befreien.
[…]
Jesus verstand sich als elijanischer Prophet: Dies ist das offensichtlichste in seiner Geschichte wirksame jüdische Erbe. Sonst ist dieses Erbe nicht stark ausgeprägt. Nur wenige Züge seines Gedankenguts und seines Auftretens haben einen klaren Hintergrund in Tempel, Synagoge und Heiliger Schrift. Dieselbe Rolle, die in Jesu jüdischem Bildungsgut der Gestalt Elijas zukommt, übernimmt in seinem griechischen Bildungsgut der kynische Philosoph. Jesus ist der kynischen Philosophie begegnet und hat manches aus ihr begeistert aufgegriffen. In seinem Denken fügen sich Elija und Diogenes bruchlos zusammen, verschreiben sich doch beide Schulen dem Armutsideal. So wollte Jesus beides zugleich sein: elijanischer Prophet und kynischer Philosoph.
MfG B.

