(26-05-2014, 20:28)petronius schrieb:Falsches Dilemma. Seit wann schließt denn das eine das andere aus?!(26-05-2014, 03:23)Noumenon schrieb:die alternative ist einsicht in die realität(25-05-2014, 10:22)Keksdose schrieb: Gibt es wirklich einen nachvollziehbaren Grund für (religiöse) Zuversicht?Gegenfrage: Was wäre denn die Alternative? Enttäuschung, Frustration, Verbitterung, Verzweiflung...? Da bleib' ich lieber zuversichtlich...
Und so wie ich das sehe, bist eher du es, der hier die Realität verkennt.
(26-05-2014, 20:28)petronius schrieb: das tut nicht zwangsläufig weh...Ach komm', spar' dir doch deine Blödeleien.
(26-05-2014, 20:28)petronius schrieb: ...schon gar nicht führt es zwingend zu "Enttäuschung, Frustration, Verbitterung, Verzweiflung"Doch, in vielen Fällen genau das. Und zwar gerade als Folge der Einsicht in die Realität, die nämlich für unzählige Menschen größtenteils Leid, Ungerechtigkeit und ein unsägliches Lebensschicksal bedeutet, lediglich mit der Aussicht auf den Gnadenakt eines endgültigen Todes.
(26-05-2014, 20:28)petronius schrieb:Auf welcher Grundlage wird denn zunächst erst einmal die Feststellung getroffen, "dass keine Frage zur Seinsweise Gottes irgendwie sinnvoll beantwortbar ist"...? Und die zweite Frage, die sich hier unmittelbar aufdrängt: Ist diese 'Transzendenz' Gottes lediglich vorläufig zu verstehen, etwa aufgrund gegenwärtiger Grenzen unserer Erkenntnis und unseres Wissens, oder ist sie eher prinzpiell zu verstehen?(26-05-2014, 03:23)Noumenon schrieb:wer denn nicht, und auf welcher grundlage?(25-05-2014, 10:22)Keksdose schrieb: Wenn wir davon ausgehen, dass keine Frage zur Seinsweise Gottes irgendwie sinnvoll beantwortbar ist, dann bedeutet das doch, dass wir nichts von ihm wissen können.Wir...?! Du vielleicht, ja
(26-05-2014, 20:28)petronius schrieb:Nein, ich meinte es in dem Sinne, dass es sich hier noch einmal um eine weitere Zusatzannahme handelt. Ich sprach ja von Gott als bloßem 'primum movens', 'Anfang von Allem', 'höchstes Sein' usf. - diese Funktion hat Gott ja bspw. auch in den abrahmitischen Religionen inne, als Schöpfergott. Darüberhinaus kommt aber noch der ganze mythologisch-anthropomorphe Ballast hinzu, also die Vorstellung, dass es nicht nur eine Entität gibt, welche als 'Anfang von Allem' fungiert, sondern darüberhinaus auch als omnipotentes Fabelwesen charakterisiert ist.(26-05-2014, 03:23)Noumenon schrieb: Nö, da bringst du gehörig was durcheinander. Also erstens mal ist Gott nicht allein dadurch erklärt, ein Fabelwesen zu seinanscheinend aber auch - oder wie meinst du "nicht allein dadurch"?
(26-05-2014, 20:28)petronius schrieb: und wie erklärt man "gott" sonst?Als "Anfang von Allem", "höchstes Sein, aus dem alles andere Sein hervorgeht" etc. pp. - sagte ich ja schon. Was das da nun genau sein soll, welche weiteren Eigenschaften, Attribute usf. dieses Etwas da hat, ob es sich dabei womöglich um eine Art omnipotentes Fabelwesen handelt, das überlasse ich den Kaffeesatzlesern, zumal mit jeder weiteren Zusatzannahme auch die Wahrscheinlichkeit des Irrtums steigt.
(26-05-2014, 20:28)petronius schrieb:Nö, dein Einwand demonstriert lediglich, dass du nicht wirklich verstanden hast, worauf ich mit meiner Analogie hinauswollte. Ich hatte hierzu ja noch einige Zeilen geschrieben. Falls es nun immer noch nicht klar ist, musste wohl halt noch a bissl nachsitzen - aber nicht bei mir.(26-05-2014, 03:23)Noumenon schrieb: Du argumentierst hier quasi wie eine Blinde, welche zwar vllt. die Wärme der Sonne wahrzunehmen vermag, die Existenz derselbigen allerdings leugnet, da die Existenz der Sonne - für dich als Blinde - erstens gar nicht belegbar seifalscher vergleich

Naja, gut, hierauf geh' ich noch ein:
(26-05-2014, 20:28)petronius schrieb: das wärmegefühl läßt sich also durchaus auf der erkenntnis zugängliche phänomene zurückführen, nicht aber "gott" - siehe oben: "Wenn wir davon ausgehen, dass keine Frage zur Seinsweise Gottes irgendwie sinnvoll beantwortbar ist, dann bedeutet das doch, dass wir nichts von ihm wissen können"Klar, auch Fragen zur Seinsweise von bspw. Huitzilopochtli lassen sich nicht wirklich sinnvoll beantworten. Aber vllt. könnte man wenigstens endlich mal zur Kenntnis nehmen, dass:
(26-05-2014, 19:34)Noumenon schrieb: Die Vorstellung von Huitzilopochtli ist reichlich absurd und es ist auch richtig, sich von solchen Personifikationen zu verabschieden, nur sollte man dabei nie vergessen, WAS genau hier eigentlich - etwa im Falle von Huitzilopochtli oder dem christlichen Schöpfergott - personifiziert wird. Solange man das nicht versteht, bleibt man auf dem Holzweg.-
(26-05-2014, 20:28)petronius schrieb:Wie "was weiter"...? Ich versteh' die Frage nicht... Anfang bedeutet Anfang, da kommt nix mehr.(26-05-2014, 03:23)Noumenon schrieb: Gott bezeichnet nichts weiter als den Ursprung allen Seins, aus dem die gesamte Wirklichkeit - unterschieden von der bloßen Möglichkeit - hervorgehtja, fein
dieses begriffssynonym ("gott" als "Ursprung allen Seins" usw.) erklärt aber auch nichts und läßt schon gar nicht irgendwelche schlüsse auf daraus folgendes zu
klar, irgendwo muß alles seinen anfang gehabt haben (oder war halt schon immer da). und was weiter?
(26-05-2014, 20:28)petronius schrieb: (abgesehen davon, daß die erste annahme in den infiniten regress der herkunft "gottes" mündet)Nein, es ist ja gerade erst der Ausschluss des infiniten Regress, der zum Postulat von Gott führt. Siehe etwa die Argumente des Th. v. Aquin - auch "Gottesbeweise" genannt.
(26-05-2014, 20:28)petronius schrieb: was aber sollte daran warum tröstlich sein?Warum fragst du mich das...?

(26-05-2014, 20:28)petronius schrieb:Was voraussetzt, dass es diese Konstrukte und Vorstellungen vorher eben noch nicht gab. Häuser und Hütten wurden auch früher schon gebaut, doch in der Vergangenheit muss es auch irgendwann einmal die ersten Häuser und Hütten gegeben haben, davor herrschte ein "Hütten-Vakuum" - metaphorisch gesprochen.(26-05-2014, 03:23)Noumenon schrieb: Wie kam es dann in Laufe der Geschichte überhaupt zu jenem 'Vertrauen in Gott'...? Ein 'atheistisches Vakuum' hatten wir ja schon - etwa im Neolithikumund das weißt du woher?
ich würde eher annehmen, daß der druck, sich die dinge irgendwie zu erklären, und - mangels besseren wissens - sich daher naturgeister und "götter" zu konstruieren, sehr viel größer war als heute
(26-05-2014, 20:28)petronius schrieb:Sicher. Nur, wie ich später noch sagen werde:(26-05-2014, 03:23)Noumenon schrieb: Ob man sein Vertrauen in Gott steckt... in die Natur der Dinge... oder in das Schicksal... halte ich übrigens für Jacke wie Hose. Es ist nicht so wichtig, worin man sein Vertrauen steckt, es ist eher das Vertrauen selbst, das meines Erachtens eine gewisse Religiösität ausmacht: Das Urvertrauen, dass, völlig egal, welch' Schicksalsschläge Einen im Leben schon getroffen haben oder noch treffen mögen, am Ende alles gut werden wirddazu muß ich nicht religiös sein. es entspricht schlicht meiner lebenserfahrung, daß letztlich noch alles irgendwie "gut geworden ist". nicht unbedingt so, wie ich es mir gewünscht hätte, aber es paßt schon. ich habe vertrauen darauf, alles irgendwie zu meistern - natürlich im rahmen meiner möglichkeiten
(26-05-2014, 19:34)Noumenon schrieb: Du urteilst hier außerdem aus der Sicht des einzelnen Subjekts - aus deiner Sicht - ich urteile aus der Sicht Aller, gewissermaßen kollektivistisch, altruistisch: Mag ja schon sein, dass du (und zumindest bis jetzt) ein erfülltes Leben hast - herzlichen Glückwunsch. Doch wie viele Menschen - über alle Erdteile und Epochen zusammengezählt - können das von sich behaupten?! Welche Zuversicht hat bspw. ein sterbenskrankes Kind im Kinderhospiz, welches nicht einmal ein niedriges, zweistelliges Lebensalter erreichen wird?! Welche Zuversicht hat noch ein Mensch, der angesichts seines Lebensschicksals mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen kann, dass ihm eine jegliche Erfüllung in seinem scheinbar einzigen und einmaligen Leben verwehrt bleiben wird?! So wie ich das sehe, bspw. lediglich die Zuversicht, dass es eben nicht das einzige Leben gewesen sein wird.Dein Weltbild ist egozentrisch und fast schon zynisch, mein Weltbild hingegen berücksichtigt auch jene, die nicht das Glück oder Privileg, geschweige denn auch nur die Aussicht darauf haben, dass sich in ihrem Leben letztendlich alles irgendwie noch zum Positiven wenden wird.
Klar, geh' ruhig mal - zum Bleistift - ins Kinderhospiz, lass' die Kinder und Jugendlichen dort an deiner tollen "Einsicht in die Realität" teilhaben, erzähle ihnen ruhig, dass ihre klägliche Existenz mit dem baldigen Tod endgültig enden und alles gewesen sein wird, klatsch' in die Hände und ruf' ganz laut "Tschakka!" - Jaaaaa, das spendet doch sicherlich 'ne Menge Trost und Zuversicht!
Ich persönlich werde zu jenen Menschen - sofern sie mir im Leben begegnen - hingehen und sagen, dass wir gewiss nicht das Privileg genießen, in einer Epoche geboren worden zu sein, in der das Wissen über die Natur und den Kosmos nahezu vollständig erschlossen worden wäre; dass unser Wissen und unsere Erkenntnis begrenzt sind, Weltbilder nur verläufig und sich viele Fragen gegenwärtig nicht abschließend beantworten lassen; dass es diverse Vorstellungen über das Leben und den Tod gibt, obgleich es sich hierbei lediglich um Vermutungen handeln möge, weshalb sich wiederum jeder selbst entscheiden könne, ob und was er hier glauben oder nicht glauben tut. Auch wenn es immer gern und polemisch als "Wunschdenken" verschrien wird, so vermag so manche Annahme auch Zuversicht und Trost zu spenden: Was, wenn dieses Leben überhaupt nicht das einzige war, sondern nur eines von unzähligen vielen? Welches Gewicht hat schon ein missglückter Tag vor dem Hintergrund unzähliger anderer schönen Tage? Und welches Gewicht hätte schon ein unsägliches Lebensschicksal vor dem Hintergrund unzähliger anderer erfüllten Leben? Die Glaubenswahl und das sich genaue Ausmalen derartiger Vorstellungen überlasse ich dann letztendlich jedem selbst.
Andere Menschen scheinen es sich hingegen zur Aufgabe gemacht zu haben, allernorts das Dogma der Einmaligkeit des Lebens zu propagieren und jegliche Zweifel daran bereits im Keim zu ersticken. Jeder lebe halt nur einmal, der eine hat dabei eben Glück und ein erfülltes Leben, während des anderen Leben halt ein Griff ins Klo ist. Ist halt so. Und solange man selbst auf der Gewinnerspur fährt, ist es natürlich auch ein Leichtes, ein missgünstiges und zynisches Dogma zu vertreten, nicht wahr...?
(26-05-2014, 20:28)petronius schrieb:Oben? Da sehe ich nur meine Zimmerdecke...(26-05-2014, 03:23)Noumenon schrieb: Mangelnde Zuversicht mündet in einem phlegmatischen und lethargischen Zustand der Resignation und Ohnmacht. Genügt das als Grund für (religiöse) Zuversicht...?nein - siehe oben

