(06-06-2014, 18:40)Ulan schrieb: . . . im Lukas-Evangelium. Hier mal um den oben weggelassenen Satz ergaenzt:
37 Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche. Denn der neue Wein zerreißt die Schläuche; er läuft aus und die Schläuche sind unbrauchbar.
38 Neuen Wein muss man in neue Schläuche füllen.
39 Und niemand, der alten Wein getrunken hat, will neuen; denn er sagt: Der alte Wein ist besser.
Wirklich huebsch, wie der letzte Satz die ganze vorhergehende Aussage ins Gegenteil verkehrt. Dieses Gleichnis (Vers 37-38) war einer der Saetze, auf die sich die Markioniten beriefen, als sie das ganze AT fuer die Christen als ungueltig verwarfen, so wie indimaya das jetzt macht. Der Kern des Lukas-Evangelium war ja das Evangelium der Markioniten, und der spaetere "katholische" Redakteur hat dann wohl diesen unsinnigen Satz (Vers 39) hinten angefuegt, um das AT zu rehabilitieren. Ist schoen, dass man diese Glaubenskaempfe noch im Text sieht, auch wenn sie natuerlich die Ursache fuer diese vielen gegensaetzlichen Aussagen sind.
Hallo Ulan –
das ist wirklich sehr interessant was Du da schreibst. Ich glaube, ich habe verstanden was Du sagen willst. Danke. Werde genau darüber nachdenken
Der von Dir zitierte Vers 39 "Und niemand, der alten Wein getrunken hat, will neuen; denn er sagt: Der alte Wein ist besser"
verkehrt nach Deiner Ansicht in gewisser Weise die ganze vorhergehende Aussage ins Gegenteil
(Lukas 5:39) Es gibt auch noch die Alternativübersetzung "Der alte Wein ist mild"
Aber ging es hier ums AT ? Zur Zeit Jesu sprach man noch nicht von AT und NT
Diese Bezeichnungen kamen erst sehr viel später auf (ungefähr 180 n. Chr.)
Du meinst offenbar Moses und die Propheten
Wenn man den Text genau liest, geht es hier aber um die Fastenbräuche der Jünger des Johannes des Täufers und der Jünger der Pharisäer. Es ging um Bräuche und nicht um Schriften.
Aber Du hast vielleicht recht, daß Vers 39 wohl die Absicht hat, gewisse alte Bräuche zu beschönigen oder zu rechtfertigen, womit selbstverständlich auch eine positive Wertung des AT verbunden ist. In der Heidenmission war der Tanach im Brennpunkt der Diskussion. Judenchristen predigten ihn und hielten sich voll daran, die neuen Heidenchristen waren von den 613 Geboten befreit. Sie hatten wohl eine kritische Einstellung zu Teilen der Thora (Stichwort Beschneidung) und überhaupt zu Teilen des Tanach. Kann ja sein daß dieser Hinweis in Vers 39 hier ausgleichend wirken wollte.
Vielleicht heißt das, daß Judenchristen in ihren judenchristlichen Versammlungen bleiben sollen, und daß die Heidenchristen in neue Versammlungen gehören. Eine Trennung sozusagen
Was ich bei Deiner Theorie allerdings nicht verstehe (Rechtfertigung des 'alten Weins') ist der Umstand, daß zu Lebzeiten Jesu von einer Heidenmission noch gar keine Rede war. Die Chronologie ist mir noch unklar. Oder meinst Du das so, daß Jesus in seiner Allwissenheit schon wußte, daß es zur Heidenmission mit all ihren Schwierigkeiten und Fragen kommen wird und er daher im Gleichnis mit Vers 39 bereits vorbaute ?
Wie dem auch sei – einen Grund wird Jesus schon gehabt haben, die positive Aussage vom alten Wein im Vers 39 zu machen
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Nun zu der aufgeworfenen Frage eines katholischen Redakteurs:
(06-06-2014, 18:40)Ulan schrieb: . . . der spaetere "katholische" Redakteur hat dann wohl diesen unsinnigen Satz (Vers 39) hinten angefuegt, um das AT zu rehabilitieren.
Kann ich mir nicht vorstellen. Und zwar aus zwei Gründen:
1.) Daß ausgerechnet die Katholiken das Judentum schützten, erscheint mir unvorstellbar
2.) Die Zeugen Jehovas haben in ihrer Bibel (Neue Welt Übersetzung) auch den Vers 39
Und das sind wohl die heftigsten Feinde der Katholiken ! Sie bringen die Hure der Apokalypse mit der katholischen Kirche in Bezug.
Wenn die Zeugen Jehovas den Vers 39 in ihrer Bibel haben, kannst Du 100 Prozent sicher sein, daß das keine katholische Zutat ist.

