06-03-2015, 14:09
(05-03-2015, 23:19)Ekkard schrieb:Psychris schrieb:In der aktuellen Umfrage geht es um zwischenmenschliche Bindung, die religiöse Einstellung, sowie um das Erleben von Albträumen. Das Ziel der Befragung ist es herauszufinden, inwiefern Beziehungserfahrungen und die religiösen Ansichten zusammenhängen. Zusätzlich interessiert uns, welche Faktoren das Erleben von Albträumen beeinflussen.
1. Ist Religiosität Ursache oder Folge von gelungenen Beziehungen?
Die Umfrage scheint nach meinem Eindruck die Religiosität als Ursache zu unterstellen. Ich meine, dass zuerst die Beziehung bestehen muss, ehe man sich mit der Mythologie beschäftigen kann. Ursache für das Mittun in einer Gemeinde ist die gelungene bzw. gelingende Beziehung.
2. Ist Gott (oder sind die Vorstellungen dazu) nicht auch Folge(n) des Gefühls, einem Großen Ganzen anzugehören, nicht allein zu sein, Gleichgesinnte zu finden?
Meine persönliche Ansicht ist, dass der Glaube ein gesellschaftlicher Konsens ist, die Beziehungen unter ein gemeinsames Ganzes, Oberstes zu stellen - gewissermaßen ein allumfassendes Leitbild. Deswegen kommen mir gar manche Fragen der Umfrage schon sehr seltsam vor, so als schiele man, wie in der Kain und Abel Geschichte, nach dem Lob oder der Zuwendung des HERRN. Ich halte diese Sichtweise für wenig hilfreich. Im Gegenteil, sie macht neidisch.
3. Zu Albträumen kann ich nichts weiter sagen, als dass ich sie seit Kindertagen nicht mehr habe. Damals waren sie auch nicht von religiösen Vorstellungen, sondern von Überlebensängsten geprägt (gefährliche Tiere und andere Wesen). Mythologische Figuren, die Gottesvorstellung eingeschlossen, sind für mich Symbole gemeinschaftlichen Daseins (Leben in der Gemeinde, die ähnliche Symbole verwendet).
Vielen lieben Dank erstmal, dass meine Umfrage geduldet wird und du dir die Mühe gemacht hast, Fragen zu formulieren! Die finde ich sehr interessant und ich möchte darauf auch schon mal eingehen:
1. Woraus schließt du, dass die Umfrage das unterstellt? Finde ich interessant, dass das scheinbar vermittelt wird...ist eigtl. nicht die Absicht meiner Studie. Ich bin auch der Meinung, dass zuerst Beziehungen bestehen müssen und wichtig finde ich auch zu betonen, dass diese nur einen Teil ausmachen. Religiosität ist nun mal sehr komplex und kann für einige etwas unterschiedliches bedeuten.
Zur Ursache-Wirkungs-Frage würde ich sagen: Weder noch! Ich glaube, dass sich beides bedingt. Zuerst lernen wir zwar, Beziehungen zu führen und es entstehen Erwartungen und Überzeugungen dazu, was eine gute Beziehung (zwischen Menschen) ausmacht und was wir vom anderen erwarten dürfen und welche Rolle wir darin spielen dürfen. Erst später entwickelt sich dann der Bezug zur Mythologie, zum größeren Ganzen und somit zur Beziehung zu Gott. Ein Teil dessen, was den Zugang dazu dann beeinflusst, sind die bisherigen zwischenmenschlichen Erfahrungen. Allerdings glaube ich auch, dass die religiösen Beziehungserfahrungen für einige sehr heilsam sein können und sich dann positiv auf zwischenmenschliche Beziehungen auswirken können und man durch Gott "umlernen" kann (könnte ich mir je nach Einfluss auch andersrum vorstellen).
Nochmal kurz: Meine Studie lässt leider keine kausalen Schlüsse zu und diesen Anspruch habe ich auch nicht. Das lässt dieses Studienformat allein schon nicht zu. Ich müsste viele Interviews führen und anders auswerten, um so etwas machen zu können. Hier geht es darum, erste Zusammenhänge zwischen zwischenmenschl. Beziehungen und der Beziehung zu Gott mit schon bestehenden Fragebögen zu untersuchen (in Deutschland gibt es dazu bisher nichts...). Und darum, diese dann auch kritisch zu hinterfragen und neuere religiöse Maße zu fordern. Es ist nun mal nur eine Masterarbeit und ich kann nur einen sehr kleinen Teil zu dieser Forschung beisteuern. Da der zeitliche Rahmen mir den Aufwand nicht erlaubt, selbst irgendwelche Fragebögen nach wissenschaftlichen Ansprüchen zu erstellen, muss ich mich auf diese beschränken, die schon öfter im Ausland verwendet wurden.
2. Ja, auf jeden Fall auch! Ich stimme dir da auch zu! Das ist aber nur ein Teil. Und ein Ideal. Ich glaube, dass auch einiges aus jedem Einzelnen heraus entsteht. Wie er Gott sieht, was er von Gott erwartet usw. Es zeigt sich aus früheren Studien nun mal, dass es Menschen gibt, die ihren Glauben eher an ihre zwischenmenschlichen Bedürfnisse anpassen. Was ganz normal und menschlich ist. Ob jetzt bewusst oder unbewusst, sei mal dahingestellt. Wenn jmd. bspw. sehr ambivalente Erfahrungen mit Menschen gemacht hat und in Beziehungen sehr unsicher unterwegs ist, kann es eher passieren, dass der Glaube stärker ist, wenn die zwischenmenschliche Unsicherheit und das Leid stärker sind und der Glaube dann wiederrum gar nicht gelebt wird, wenn diese Bedürfnisse befriedigt sind (bspw. durch eine neue Beziehung). Ist jetzt natürlich ein etwas extremeres Bsp. Aber ich hoffe, es wurde deutlich, was ich meine.
3. Mit dem Thema Albträume befasse ich mich nicht; das ist Teil des Projekts meiner Betreuerin, welcher drin bleiben sollte. Es wird auch überhaupt nicht in Zusammenhang mit den religiösen Maßen gebracht, nur zu den Beziehungserfahrungen. Ich sehe da auch keinen bedeutsamen Zusammenhang...
Liebe Grüße, Lukas
