02-05-2015, 19:47
Zunächst zur Titelfrage: „Gibt es Gott?“:
Ich kann keinerlei Hinweis auf die Existenz transzendenter Wesen oder gar eines personalen Schöpfers allen Seins erkennen. Religion ist wohl aus dem Wunsch entstanden, Unerklärliches zu erklären und entwickelte sich später aus dem Selbsterhaltungstrieb heraus zur Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod.
Klar ist es ein menschliches Urteil. Wie anders sollte Mensch denn empfinden? Aber ist die Behauptung aller 3 aktuellen monotheistischen Religionen, Gott sei allmächtig, nicht aufgrund der
in den heiligen Bücher dieser Religionen dargestellten Schöpfungsgeschichte nachvollziehbar, wonach Gott alles schuf, was ist – aus dem Nichts? Gibt es da noch Definitionsbedarf für Allmacht?
Und stellen diese heiligen Bücher u.a. nicht dar, wie Gott in die Geschicke der Menschen eingreift? Man denke nur an die Sintflut oder die Teilung des Schilf- bzw. roten Meers.
Nun, der heute aktuelle Monotheismus entwickelte sich vor maximal 3000 Jahren aus dem orientalischen Polytheimus über einen monolathrisch gedachten ehemals polytheistischen Vulkangott Jahwe. Moderne christliche Theologie bestreitet dies auch nicht mehr. Aber dieser monolathrische, später monotheistische Gott wurde in einer Zeit und einer Region geboren, in der Tyrannei eine in der Region wohl annähernd überall praktizierte Herrschaftsform war, was natürlich ganz wesentlich zur Gottesvorstellung beitrug. Dieses Faktum bewirkt auch heute noch im konservativ verstandenen monotheistischen Gottesbild die Vorstellung tyrannischer Gottesherrschaft im angeblich guten Sinn, vebrämt im heutigen Christentum, nahezu ungezügelt im Islam auch der Gegenwart.
Die Gebote entbehren in der Tat teils jeglichen irdischen Sinn, weil sie auch Handlungen ächten, die weder Dritten noch der Gesellschaft schaden (signifikant: praktizierte Homosexualität). Und diese Gebote werden keineswegs nur von der römischen Amtskirche absolut gesetzt. Diese Absolutsetzung ist im Übrigen auch durchaus konsequent – imho -, sofern man davon ausgeht, dass Wohl und Wehe im gedachten Jenseits u.a. von deren Befolgung abhängt.
Was Zeus nicht konnte, kann der monotheistische Schöpfer
. Aber der versäumte es, dem Menschen einen Charakter zu verleihen, der es ihm ermöglicht, alle seine Gebote zu erfüllen. Aber diese Gebote braucht Mensch schließlich auch nicht, um „eine angenehmere Gesellschaft“ herbeizuführen. Ich denke, der politische Westen ist auf einem gangbaren Weg dahin.
Im Übrigen kann ich in langfristigem oder kurzfristigem Denken kein Kriterium für die Erfüllung oder Nichterfüllung von Bitten um Verschonung von Leid erkennen. Und ich glaube auch nicht, dass ein anderer Mensch das kann. Gläubige können da eigentlich nur sagen:
„Gottes Wege sind unergründlich“,
was m.E. einer Bankrotterklärung schon sehr ähnelt.
Naja, mir scheint es da eher so, dass die Behauptung „es gibt Gott“ ebenso irreal ist, wie die Behauptung „Wotan existiert“ oder die Behauptung einiger, „sie seien von Außerirdischen entführt und in deren Raumschiff operiert worden.“ Und diese meine Meinung empfinde ich keineswegs als willkürlich.
Ich kann keinerlei Hinweis auf die Existenz transzendenter Wesen oder gar eines personalen Schöpfers allen Seins erkennen. Religion ist wohl aus dem Wunsch entstanden, Unerklärliches zu erklären und entwickelte sich später aus dem Selbsterhaltungstrieb heraus zur Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod.
Ekkard schrieb:Erich schrieb:Gäbe es Gott und wäre er allmächtig, dürfte Mensch ihm mit Fug und Recht pure Willkür attestieren, weil er ohne Rücksicht auf die Weltanschauung der Menschen und deren Befolgung seiner teils jeglichen irdischen Sinnes entbehrenden Gebote und/oder deren teils aus größter Not heraus entstandenen Bittgebete Wohl und Wehe verteilt. Diese Tatsache ist für mich einer der Belege dafür, dass es keine der von irgendeiner Religion als existent behaupteten Götter gibt.
Den oben als Tatsache in den Raum gestellten Behauptungen widerspreche ich.
Die in der Voraussetung ('wenn ...') genannte Allmacht kann, wie auch eingeräumt wird, das Leid einschließen. Aber es ist ein menschliches Urteil, dass dies eine wider Menschen gerichtete "pure Willkür" sei. Abgesehen davon, dass Allmacht eine Verehrungsform Gottes ist, und wir nicht wissen in welcher Form die Allmacht wirken könnte, kann Gottes Wirken in so kleinen Schritten erfolgen, dass jedes andere Ereignis kurzfristig einen sehr viel größeren und für Menschen fatalen Einfluss hat.
Klar ist es ein menschliches Urteil. Wie anders sollte Mensch denn empfinden? Aber ist die Behauptung aller 3 aktuellen monotheistischen Religionen, Gott sei allmächtig, nicht aufgrund der
in den heiligen Bücher dieser Religionen dargestellten Schöpfungsgeschichte nachvollziehbar, wonach Gott alles schuf, was ist – aus dem Nichts? Gibt es da noch Definitionsbedarf für Allmacht?
Und stellen diese heiligen Bücher u.a. nicht dar, wie Gott in die Geschicke der Menschen eingreift? Man denke nur an die Sintflut oder die Teilung des Schilf- bzw. roten Meers.
Ekkard schrieb:Darüber hinaus kann Gottes Wirken ununterscheidbar zum (gottlos gedachten) Wirken der Evolution (Entwicklung sowohl der belebten als auch unbelebten Natur) sein, so dass man den einen ihre Riten und den anderen ihre säkularen Weltanschauungen lassen kann, ohne sich in Widersprüche zu verwickeln.
Man darf sich einzig und allein Gott nicht als Tyrannen des vorderen Orients der Antike vorstellen.
Nun, der heute aktuelle Monotheismus entwickelte sich vor maximal 3000 Jahren aus dem orientalischen Polytheimus über einen monolathrisch gedachten ehemals polytheistischen Vulkangott Jahwe. Moderne christliche Theologie bestreitet dies auch nicht mehr. Aber dieser monolathrische, später monotheistische Gott wurde in einer Zeit und einer Region geboren, in der Tyrannei eine in der Region wohl annähernd überall praktizierte Herrschaftsform war, was natürlich ganz wesentlich zur Gottesvorstellung beitrug. Dieses Faktum bewirkt auch heute noch im konservativ verstandenen monotheistischen Gottesbild die Vorstellung tyrannischer Gottesherrschaft im angeblich guten Sinn, vebrämt im heutigen Christentum, nahezu ungezügelt im Islam auch der Gegenwart.
Ekkard schrieb:Kommen wir zu den göttlichen Willensbekundungen in Form der Gebote, die angeblich teils jeglichen irdischen Sinn entbehren. Die Gebote sind Ausdruck der Kooperation zwischen Menschen. Der einzige, nach meiner Meinung gerechtfertigte Kritikpunkt, ist deren Absolutsetzung (alle Gelegenheiten, alle Orte und alle Zeiten). Daran gab es bereits in der Antike bekannte Zweifel und entsprechende Auslegungen. Möglich, dass die römische Amtskirche in ihrem Herrschaftsstreben diese Absolutsetzung gefördert hat, so gut es ging. Es ist immer eine Gratwanderung, Grundregeln des menschlichen Zusammenlebens zu verändern. Die römische Kirche ist da mehr konservativ.
Die Gebote entbehren in der Tat teils jeglichen irdischen Sinn, weil sie auch Handlungen ächten, die weder Dritten noch der Gesellschaft schaden (signifikant: praktizierte Homosexualität). Und diese Gebote werden keineswegs nur von der römischen Amtskirche absolut gesetzt. Diese Absolutsetzung ist im Übrigen auch durchaus konsequent – imho -, sofern man davon ausgeht, dass Wohl und Wehe im gedachten Jenseits u.a. von deren Befolgung abhängt.
Ekkard schrieb:Der letzte Punkt ist der angebliche Beleg dafür, dass es keine der von irgendeiner Religion als existent behaupteten Götter gibt. Solche Belege existieren nicht - schon gar nicht, wenn Bittgebete nicht erhört werden. Die oben genannten "kleinen Schritte" durch das Göttliche können die vielen Bitten der Menschen kurzfristig nicht erfüllen. Und Menschen denken in "kurzen Fristen". Was sind denn schon 100 oder 1000 Jahre?
Wenn man in Kürze (in den kommenden 100 Jahren) eine angenehmere Gesellschaft will, gibt es probate Mittel, dies herbei zu führen. (Die den Menschen angeborene Tatkraft kann schon kleine Wunder bewirken - eine indirekte Wirkung leitender Vorstellungen!)
Was Zeus nicht konnte, kann der monotheistische Schöpfer
Im Übrigen kann ich in langfristigem oder kurzfristigem Denken kein Kriterium für die Erfüllung oder Nichterfüllung von Bitten um Verschonung von Leid erkennen. Und ich glaube auch nicht, dass ein anderer Mensch das kann. Gläubige können da eigentlich nur sagen:
„Gottes Wege sind unergründlich“,
was m.E. einer Bankrotterklärung schon sehr ähnelt.
Ekkard schrieb:Ob Gott wirkt (oder Götter), existiert oder tatsächlich nicht, ist damit nicht entscheidbar. Gläubige wie Ungläubige entscheiden dies für sich selbst vollkommen willkürlich.
Naja, mir scheint es da eher so, dass die Behauptung „es gibt Gott“ ebenso irreal ist, wie die Behauptung „Wotan existiert“ oder die Behauptung einiger, „sie seien von Außerirdischen entführt und in deren Raumschiff operiert worden.“ Und diese meine Meinung empfinde ich keineswegs als willkürlich.

