18-06-2015, 23:28
Berliner schrieb:Egoismus ist sicherlich eine wichtige Triebfeder. Ich würde hier gern auch den Stolz erwähnen. Diese rechne ich keinem Schöpfer zu. Sie sind ein persönlicher Charakterzug einzelner Menschen. Die christliche Religion ist darauf ausgerichtet, diesen Egoismus und Stolz zu überwinden. Leider funktioniert das nicht immer.
Stolz ist Ausdruck der Freude über Anerkennung und über den höheren Status, den der Stolze glaubt einzunehmen. Wer sich durch einen höheren Status von der Masse abhebt, kann größere Ansprüche geltend machen als der mit einem geringeren Status. Das ist auch in der Natur nicht anders und besonders deutlich bei den Alphatieren aus unserer nächsten Verwandtschaft, den anderen Primaten, zu beobachten. Er ist deshalb m.E. evolutionsbedingt, in die Gene programmiert und wäre vom allwissenden und allmächtigen Schöpfer allen Seins, so es ihn denn gäbe, ebenso verursacht wie der „Vater“ des Stolzes, der Egoismus.
Berliner schrieb:Europa krankt auch nicht so sehr an seinen sozialen Errungenschaften, sondern an seinem moralischen Zusammenbruch.
Also das kann ich nun ganz und gar nicht erkennen. Wie definierst Du denn „moralischen Zusammenbruch“?
Berliner schrieb:Erich schrieb:Das ist tunlichst zu bezweifeln. Erste religiöse Vorstellungen animistischer Art dürften sich mit hoher Sicherheit erst in der jüngeren Altsteinzeit entwickelt haben.
Gehen wir an die Anfänge der Bibel, beginnt die religiöse Überlieferung mit der Erschaffung der Welt. Und dort lesen wir auch, das Adam und seine Familie bereits Landwirtschaft und Viehzucht betrieben. Die ersten Menschen waren nicht so steinzeitlich, wie allgemein angenommen. Kulturen kommen und gehen. Es gibt auch den Weg von der Hochkultur in die "Steinzeit".
Die Bibel wird heute noch nicht `mal von der modernen Theologie der beiden großen dt. Konfessionen als Geschichtsbuch gesehen. Die Schöpfungsgeschichte gilt ebenso wie viele andere „Berichte“ der Bibel als Metapher. Dass der 1. homo sapiens bereits „Ackerbau und Viehzucht“ betrieben hätte, ist definitiv falsch. Er war wie seine näheren Vorfahren (u.a. homo erectus) Jäger und Sammler.
Berliner schrieb:Erich schrieb:Aber gab es den Abraham der Bibel wirklich, so zeichnet die Verschriftung des Tanach/AT, die erst um 500 vuZ begann, ein Abraham-Bild, welches keinerlei historische Realität beanspruchen kann.
Dürfte auch schwer sein bei einem Menschen, der lange Zeit als Nomande lebte.
Eben.
Berliner schrieb:Ja. Das ursprüngliche Judentum war nicht monotheistisch. Dem kann ich zustimmen.
Prima.
Berliner schrieb:Gott ist nicht beweisbar. Den Gottesbeweis muss jeder für sich selbst erfahren. Das ist durchaus möglich. Es entspricht nicht dem Zweck der menschlichen Existenz, dass Gott so beweisbar wäre wie die Existenz des Mondes usw.
Gäbe es den personalen Gott, und hätte er dazu auch die Eigenschaften, die monotheistische Religionen ihm nachsagen, und wollte er zudem, dass er von Menschen verehrt wird, so würde er aus menschlicher Sicht inkonsequent handeln, würde er nicht dafür sorgen, dass er für Menschen, gleich ob sie ihn suchen oder nicht, beweisbar wäre und er würde auch dafür sorgen, dass in den ihn darstellenden heiligen Büchern kein widersprüchliches Bild über ihn gemalt würde, wie das u.a. in der Bibel der Fall ist.
Zu glauben, einen Gottesbeweis zu erfahren zu haben, gelingt nicht nur Menschen christlichen Glaubens, sondern auch Gläubigen anderer Religionen, obwohl die nach christlichen Vorstellungen einem unwahren Glauben anhängen.
Berliner schrieb:Erich schrieb:Ich selbst sehe keine Notwendigkeit für eine atheistische Mission in Westeuropa.
Ich auch nicht.
Also das Gegenteil hätte mich schon erstaunt.
Berliner schrieb:Erich schrieb:Jeder sollte glauben dürfen, der Botschaft welcher Religion auch immer, aber niemand darf zum Glauben oder zur Befolgung sinnfreier religiöser Gebote gezwungen werden – imho.
Dem stimme ich zu. Deswegen ist mir Religionsfreiheit sehr wichtig.
Prima.
Berliner schrieb:Erich schrieb:Nee, das ist definitiv falsch, wie u.a. die Entwicklung Westeuropas trotz sich ständig erhöhendem Anteil an Atheisten belegt. Eher, viel eher ist das Gegenteil der Fall.
Auch Atheisten müssen glauben. Und wenn auch nur daran, morgens gesund zur Arbeitsstelle zu kommen.
Naja, zwischen religiösem Glauben und den aus täglicher Praxis gewonnen Erfahrungen besteht schon ein Unterschied, meinst Du nicht auch?

