06-12-2015, 14:08
(06-12-2015, 13:13)madiwodo schrieb: Seit geraumer Zeit rätsele ich an dem Problem herum, dass alle Religionen in der Zeit entstanden sind (vorher also nichts Vergleichbares gab) ...Dass Religionen - eigentlich Lehrmeinungen, Ansichten, Vorstellungen, Mythen - im Laufe der Zeit entstanden sind, stimmt. Aber, dass es "vorher" (?) nichts Vergleichbares gegeben haben soll, ist deine Meinung (und sonst nichts). Denn es gab eigentlich immer Vorläufer. So haben die alten Israeliten gar Manches von ihren ägyptischen "Freunden" (Aton-Kult) mitgebracht und dann allerdings verändert. Mir ist keine Lehre bekannt, die aus dem Nichts entstanden wäre.
(06-12-2015, 13:13)madiwodo schrieb: ... dennoch behaupten, sie seien auf göttliche Offenbarung gegründet.Nun ja, das ist eine durchsichtige Methode, eine Lehre zu etablieren und mental abzusichern.
(06-12-2015, 13:13)madiwodo schrieb: Was ist mit den Menschen davor? Hat Gott sie vergessen, bewusst ausgespart?Das ist eine ziemlich problematische Frage, weil sie unterstellt, dass sich Gott zu einem bestimmten Zeitpunkt offenbart habe, also z. B. beim Erstellen eines bestimmten alten Textes (einer "heiligen Schrift"). Diese Unterstellung ist aber falsch, wie ich oben bereits beschrieben habe. Menschen haben sich immer schon, beginnend bei Natur- und Schicksalsmächten an "Götter und Dämonen" gewandt, um ihr Schicksal zu beeinflussen. Da hat sich quasi "immer schon" das Göttliche "offenbart", namentlich dann, wenn die Quelle der Göttererzählungen (Mythen) bereits im Dunkel der mündlichen Tradition verschüttet wurde.
(06-12-2015, 13:13)madiwodo schrieb: Oder ist die Offenbarung nur eine leere Behauptung? Kann etwas, dass der Zeit unterliegt, also nachweisbar irgendwann entstanden ist, auch wieder verschwinden?Eine Offenbarung entspringt einer Tradition, die es im Volk (Israel, Christen, Muslime und andere) "schon lange" gab oder gibt. Dahinter stecken u. U. Jahrtausende der Geschichte mit den Erfahrungen des Volkes im Krieg und im Frieden. Eingeschlossen werden dabei die theologischen Deutungen, die dann in die Erzählungen einfließen.
Letztendlich macht der Glaube an diese Offenbarungen den Charakter eines Volkes aus. Das löst sich erst auf, wenn "das Volk" praktisch alle Völker der Erde umfasst. Dann ist die Erfahrungswelt dermaßen aufgeweitet, dass spezielle Vorstellungen nicht mehr reichen, sich in dieser Welt zurecht zu finden.
Du hast Recht: Dann verschwinden Offenbarungen auch wieder.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard