(13-05-2016, 10:31)Kreutzberg schrieb: ULANS Zitat aus der Bibel selbst wirkt auf mich sehr krypisch und unverständlich.
Das liegt mehr am Markus-Evangelium als an sonst etwas. Wenn man annimmt, dass das Markus-Evangelium geschrieben wurde, als Jerusalem und der Tempel gerade zerstoert waren, musste eine Erklaerung her, wie Paulus seine Prophezeiungen gemeint hatte und warum dem juedischen Volk eine solche Unbill widerfuhr. Das heisst, dieser kryptische Zug und das Betonen des Nicht-Verstehens zieht sich durch das gesamte Evangelium, um die Schuldfrage deutlich zu beantworten. Verallgemeinern wuerde ich diese Aussage ueber Gleichnisse nicht.
(13-05-2016, 10:31)Kreutzberg schrieb: Das ist insofern schade, weil eine klare Aussage zum Selbstverständnis von Gleichnissen könnte zumindest plausibel machen aus welcher Motivlage und welchem Zeitgeist diese Erzählform entstanden sind.
Die Erzaehlform selbst ist viel aelter. Man findet Gleichnisse bei Jesaya, Jeremias, Ezechiel oder Daniel. Das heisst, da ist weniger "Zeitgeist" als "Klassiker". Im Prinzip kann man so auch bitterboese Behauptungen nett verpacken, wenn man z.B. an das Gleichnis der treulosen Weingaertner denkt.
(13-05-2016, 10:31)Kreutzberg schrieb: Insofern die Analphabetenrate wirklich so groß war, bedurfte es einer guten Strategie um Botschaften zu vermitteln. Der normale JUDE war schließlich nun alles andere als ein Schriftgelehrte.
Das ist ja bei NT-Texten nicht anders. Man kann davon ausgehen, dass die meisten geschrieben wurden, um vorgelesen zu werden. Evangelien hatten von Anfang an das liturgische Element, dass sie dem Jahreszyklus folgen. Im Prinzip wird also ein Unterkapitel (z.B. ein Gleichnis) im Gottesdienst vorgelesen, und dies ist dann der Ausgangspunkt dafuer, darueber zu predigen oder zu diskutieren.

