(06-06-2016, 08:35)Linus schrieb: Vor längerer Zeit hab ich darüber einen Bericht gelesen. Jesus war doch hochgradig hellhörend und hellsichtig und hat demzufolge erkannt, welche Dämonen diese Tochter besessen machten und wieso. Auch erkannte Jesus, dass in der Sippe dieser Frau Götzendienst zelebriert wurde in Form von Huldigung/Verehrung eben niederer Dämonen und das wiederum macht eine Heilung zwar möglich, erneute Besessenheit wäre aber eine Frage ganz kurzer Zeit.
Ich glaube, ein Blick auf das Markusevangelium ist in diesem Zusammenhang hilfreich. Wenn man aufmerksam liest, wird man feststellen, dass sich die meisten Menschen bei Markus selbst heilen. Es ist ihr Glaube, der heilt, also ihre Selbsterkenntnis. Jesus hilft ihnen nur zu dieser Selbsterkenntnis. Das wird auch deutlich bei den unbewussten Heilungen, die nur durch Beruehrung des Gewands erfolgen; er selbst merkt es nur am "Energieabfluss", salopp ausgedrueckt.
(06-06-2016, 08:35)Linus schrieb: Zudem scheint es mir eher unwahrscheinlich, dass eine Erlösungstat des Sohnes Gottes lediglich für ein paar jüdische Stämme hätte sein sollen. Das Christentum wäre ja unsinnig.
Ja, es waere in einer Art unsinnig. Das sagen die Juden ja auch so. "Es waere unsinnig" ist eins von diesen Argumenten, die im Prinzip nach hinten losgehen, wenn man mal genau nachschaut. Aber, wie so oft, ist die Antwort ein "Wer weiss?".
(06-06-2016, 08:52)Linus schrieb: Oder siehst Du eine andere Erklärung?
Die Stelle bezeichnet nicht Luzifer als Vater Israels, sondern den juedischen Gott, den Demiurg, den Herrscher (und Schoepfer) dieser Welt. Er ist es auch, der hier als Luegner genannt ist. Das ist ein Hinweis, dass der Text (oder wenigstens dieser Teil des Texts) wohl aus der markionitischen Ecke stammt, wo der Erloesergott ein anderer ist als der Gott des AT. Die gnostischen Stroemungen innerhalb des Christentums benutzten den Satz lange, um ihre Ansichten auch in den dann kanonischen Texten zu belegen.