(09-07-2016, 13:02)Ulan schrieb: Bei Deiner Heiratspflicht geht's um spaetmittelalterliche Ansprueche an das Amt; das es zu Zeiten Jesu nicht gab.
Du willst es genau wissen:
Zur Zeit Jesu waren diese ganzen Regelungen für die Rabbiner noch ungeschriebenes Recht !
Jüdischer Fachterminus : "mündliches Gesetz"
(Anm.: der Begriff "mündliches Gesetz" ist an sich ein sprachlicher Widerspruch, denn in der deutschen Rechtsterminologie ist "Gesetz" eben als verschriftetes Recht zu verstehen. Dies nur als kleiner Exkurs am Rande.)
Nun weiter zum "mündlichen Gesetz" der Rabbiner:
Moses schrieb das (schriftliche) Gesetz auf, die Thora
Aber das rabbinische Judentum (nicht das sadduzäische Judentum) behauptet, daß dem Moses am Berg auch ein "mündliches Gesetz" gegeben worden wäre.
Dies ist nachvollziehbar: denn der Höchste sagte zu Moses zur Beschreibung der Dochtscheren und der Feuerschalen:
„Sieh zu, daß du sie genau nach dem Urbild verfertigst, das dir auf dem Berg gezeigt worden ist!“ 2 Mose 25:38-40
Dies ist zweifellos eine nichtschriftliche Norm.
Die mündliche Thora !
Sie wurde auch zur Zeit Jesu von den Rabbinern peinlich genau befolgt.
Da ist alles sehr detailliert geregelt.
Wurde von Generation zu Generation weitergegeben !
Dann kam 70 n. Chr. die Zwangsdiaspora.
(Anm.: eine freiwillige Diaspora aus Geschäftsgründen gab es schon lange vorher, siehe die Familie des Saul von Tarsus, später Paulus geworden)
In der Zwangsdiaspora im gesamten Römischen Imperium und auch darüber hinaus (Euphrattal, Indien) drohte aufgrund der langen Zeiten der Nachrichtenübermittlung das pharisäische Judentum zu zerreißen.
Langsame Auseinanderentwicklung der Rechtsmeinungen der Synagogen.
Daher wurde nun die mündliche Thora niedergeschrieben. Der Talmud entstand
Und zwar noch in der Spätantike
Die von Generation zu Generation tradierte mündliche Thora wurde niedergeschrieben.
Mündliche Thora in Schriftform
In heutiger deutscher Rechtsterminologie würde man zum Talmud sagen: "Erlaßsammlung zum Gesetz"
Die wörtliche Übersetzung des Wortes "Talmud" heißt "Lernung" (Rabbi Gradwohl)