Da bin ich mir gar nicht mal so sicher, ob wir wirklich ueber die Herkunft des NT mehr wissen als ueber die des AT. Ausser Paulus fuer einige seiner Briefe gilt keine einzige Autorenzuweisung als gesichert. In gewissem Sinne ist die Aufarbeitung des AT weiter, wohl auch, weil das die meisten Glaeubigen nicht so stoert und da unbefangener herangegangen werden kann.
Aber ansonsten ist diese Problematik, die Du ansprichst, eher eine grundsaetzliche: es heisst nicht umsonst "Glaube". Die Geschichten sollen nicht als Geschichte "wahr" sein, sondern als religioese Aussagen. Sie sind ja auch immer noch so beeindruckend, weil sie so quasi Einblick in die Entwicklung unserer heutigen, sozialen Wirklichkeit erlauben. Die Geschichten sollen dabei Hilfestellung im Hier und Jetzt bieten.
Wie ich das meine, sei am Beispiel des Buches Esther kurz erlaeutert. Das Buch hatte es, wie schon erwaehnt, schwer, in den juedischen Kanon aufgenommen zu werden, weil Gott darin nicht vorkommt. Trotzdem war die Geschichte aeusserst beliebt. Mordechai ist der Archetyp des Juden in der Verfolgung. Generationen von Menschen in schwierigen Lagen haben sich darin wiedergesehen und haben dann Hoffnung auf eine bessere Zukunft daraus geschoepft. Diese Aufgabe als Hoffnungsbringer begruendet die Wertschaetzung der Geschichte; in Israel ist sie die Geschichte, die den Anlass eines Festes untermalt. Dass fuer heutiges Empfinden die Blutorgie am Ende etwas unschoen herueberkommt, zeigt halt, von wann die Geschichte ist; da sieht man dann grosszuegig drueber hinweg.
Egal, ob Du ein katholisches oder protestantisches Einleitungswerk zum AT in die Hand nimmst, so werden sie Dir erzaehlen, dass die Geschichte niemals so stattgefunden haben kann, und Dir wohl eine halbe Seite an Gruenden fuer diese Einschaetzung aufzaehlen. Das war, auf einer gewissen Ebene, wohl auch den Juden klar, die dafuer gesorgt haben, dass die Geschichte in die hebraeische bis in die protestantische Bibel aufgenommen wurde. Im Prinzip kann man aus zwei Targums oder einem alten juedisch-persischen Gedicht sehen, dass da eine Goettersage mit Marduk (=Mordechai) und Ishtar (=Esther) darunterliegt und das den Gelehrten damals im Prinzip bewusst war. Zumindest der Marduk-Teil findet sich noch relativ aehnlich in dem Enuma Elisch wieder (einer Geschichte, von der andere Abschnitte grossen Einfluss auf das Buch Genesis hatte). Die Geschichte war wohl so beliebt, dass sie mehrfach wiederverwendet wurde, erst einmal von Ischtar-Anhaengern und dann irgendwann von juedischen Bewohnern "Babylons", von wo wohl auch das Purim-Fest kommt (der Name des Fests selbst ist assyrisch). Da fand dann wohl auch die Uebertragung auf das persische Koenigsmilieu statt.
Und trotzdem, wen kuemmert's? Die Geschichte ist in der Bibel, weil sie Verfolgten Hoffnung macht. Das ist ihr Sinn, und in diesem Sinn hat sie den Anspruch, "wahr" zu sein.
Aber ansonsten ist diese Problematik, die Du ansprichst, eher eine grundsaetzliche: es heisst nicht umsonst "Glaube". Die Geschichten sollen nicht als Geschichte "wahr" sein, sondern als religioese Aussagen. Sie sind ja auch immer noch so beeindruckend, weil sie so quasi Einblick in die Entwicklung unserer heutigen, sozialen Wirklichkeit erlauben. Die Geschichten sollen dabei Hilfestellung im Hier und Jetzt bieten.
Wie ich das meine, sei am Beispiel des Buches Esther kurz erlaeutert. Das Buch hatte es, wie schon erwaehnt, schwer, in den juedischen Kanon aufgenommen zu werden, weil Gott darin nicht vorkommt. Trotzdem war die Geschichte aeusserst beliebt. Mordechai ist der Archetyp des Juden in der Verfolgung. Generationen von Menschen in schwierigen Lagen haben sich darin wiedergesehen und haben dann Hoffnung auf eine bessere Zukunft daraus geschoepft. Diese Aufgabe als Hoffnungsbringer begruendet die Wertschaetzung der Geschichte; in Israel ist sie die Geschichte, die den Anlass eines Festes untermalt. Dass fuer heutiges Empfinden die Blutorgie am Ende etwas unschoen herueberkommt, zeigt halt, von wann die Geschichte ist; da sieht man dann grosszuegig drueber hinweg.
Egal, ob Du ein katholisches oder protestantisches Einleitungswerk zum AT in die Hand nimmst, so werden sie Dir erzaehlen, dass die Geschichte niemals so stattgefunden haben kann, und Dir wohl eine halbe Seite an Gruenden fuer diese Einschaetzung aufzaehlen. Das war, auf einer gewissen Ebene, wohl auch den Juden klar, die dafuer gesorgt haben, dass die Geschichte in die hebraeische bis in die protestantische Bibel aufgenommen wurde. Im Prinzip kann man aus zwei Targums oder einem alten juedisch-persischen Gedicht sehen, dass da eine Goettersage mit Marduk (=Mordechai) und Ishtar (=Esther) darunterliegt und das den Gelehrten damals im Prinzip bewusst war. Zumindest der Marduk-Teil findet sich noch relativ aehnlich in dem Enuma Elisch wieder (einer Geschichte, von der andere Abschnitte grossen Einfluss auf das Buch Genesis hatte). Die Geschichte war wohl so beliebt, dass sie mehrfach wiederverwendet wurde, erst einmal von Ischtar-Anhaengern und dann irgendwann von juedischen Bewohnern "Babylons", von wo wohl auch das Purim-Fest kommt (der Name des Fests selbst ist assyrisch). Da fand dann wohl auch die Uebertragung auf das persische Koenigsmilieu statt.
Und trotzdem, wen kuemmert's? Die Geschichte ist in der Bibel, weil sie Verfolgten Hoffnung macht. Das ist ihr Sinn, und in diesem Sinn hat sie den Anspruch, "wahr" zu sein.

