(01-08-2016, 22:36)Ekkard schrieb: Die "innere Überzeugung" gibt es also nur bei anderen Religionen, weil Johannes-Paul II dies nicht auch als Glaube definieren möchte. "Theologaler Glaube" ist mithin "typisch römisch-katholisch".
Wahrscheinlich setzt der Unterschied beim Thema Vertrauen an. Im allgemeinen Sprachverständnis ist Glaube das "Für wahr halten nicht bewiesener Tatsachen". Ich kann Götter annehmen, für wahr halten, glauben, dass der Regengott für den Regen verantwortlich sei und ihm deshalb Opfer darbringen. Das sind innere Überzeugungen. Klassische Buchreligionen, die vom Menschen ein Regelwerk abverlangen, oder auch moderne Kulte, in denen Menschen versuchen, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen, mögen innere Überzeugungen haben, aber ihnen fehlt das tiefe und tragende Gottvertrauen. Vielleicht ist das auch die Denke, die auf den von Dir benannten Protestantismus zutrifft. Manche Spielarten versuchten durch Werke das Himmelreich zu erlangen, was im Widerspruch zum Gottvertrauen steht. Ganz interessant ist das zu sehen, wenn Muslime zum Christentum konvertieren: sie verlassen das Bild eines Gottes, von dem sie nicht wissen, ob er sie nicht doch in die Hölle werfen wird, weil er ihre Werke nicht anerkennt, und entdecken das Bild eines Gottes, dem sie vertrauen können, dass er persönliches Heil für sie will.
Zitat:Nehmen wir einmal an, ein so genannter "Taufschein-Katholik" besitzt einige "innere Überzeugungen", die nicht so ganz mit den römisch-katholischen Lehrmeinungen übereinstimmen. Dann ist doch da ein Unterschied, der womöglich den Eintritt "in das Innere des Mysteriums", sprich, den römisch-katholischen Glauben, verhindert. Oder?
Oft wird der Glaube als die Gnade verstanden, das Offenbarte annehmen zu können. Generell denke ich, dass "in das Innere des Mysteriums" nur dort eingetreten werden kann, wo bereits darin vertraut wird, dass dieses Mysterium existiert. Allerdings kann der Zugang zum Mysterium natürlich ein anderer sein, denn ein anderer Zugang zum Mysterium nimmt das Mysterium als solches an.
Schwierig wird es dort, wo wir über das persönliche Gewissen sprechen. Das wird vom katholischen Lehramt so lange als irrend eingestuft, wie es nicht mit dem katholischen Lehramt übereinstimmt. Die sog. Gewissensforschung dient letztlich dazu, das eigene Gewissen durch die moralischen Kriterien des Lehramts zu ersetzen.
Zitat:Gewiss, aber das sagt er ja nicht! Sondern die Argumentation geht vom "theologalen Glauben" aus (ich übersetze mal: die Lehren und Riten der römisch-katholischen Kirche), die nahezu unbedingt angenommen werden müssen, um in das "Innere des Mysteriums" zu gelangen. "Innere Überzeugungen" haben mithin die Anderen, nicht die Katholiken. Nur - was haben sie genau, wenn sie in das "Innere des Mysteriums" eingetreten sind?Du meinst, ob es im Inneren des Mysteriums überhaupt etwas Erlebbares/Erfahrbares gibt oder ob die Feier des Mysteriums nicht über sich selbst hinauskommt?