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Ursachen für ... Verständnisprobleme des AT
#24
(09-08-2016, 18:26)Sinai schrieb: Höre ich hier einen Vorwurf in Richtung "Führer Befiehl wir folgen Dir" heraus ? Dieses Gott (Allah) rief und er folgte, - ist auch das Muster des Islamischen Staats (IS)

Nun, eine solche Haltung ist ja kein Alleinstellungsmerkmal des IS. Die Forderung absoluten Gehorsams bis in Detail ist es ja, die das Christentum fuer den Roemischen Staat so interessant gemacht hat. Intoleranz und Gewaltexzesse seitens des Christentums hat es seit dem 4. Jhdt. zuhauf gegeben, wobei die Intoleranz schon im 2. Jhdt. zu spueren war. Fuer den Roemischen Staat war diese Religion ein probates Mittel, die Untertanen am Zuegel zu halten. Im Beispiel Abrahams war dieser Zug schon angelegt.

(09-08-2016, 18:28)Sinai schrieb: So mancher Kriegsflüchtling ist ein geflohener Kriegsverbrecher !

Das ist heute so und das war in der Antike nicht anders.

Das ist sicher richtig fuer einen kleinen Teil der Fluechtlinge zu allen Zeiten, hat aber im konkreten Fall Abrahams den Makel, dass der Text das nicht thematisiert, also alles in die Richtung pure Spekulation ist. Ein anderer, bisher nicht erwaehnter Aspekt ist, dass es natuerlich wieder darum geht, dass Kanaan den (damals noch nicht existierenden) Juden versprochen wurde, genau wie in Exodus.

(09-08-2016, 18:39)Sinai schrieb:
(09-08-2016, 14:02)Ulan schrieb: egal ob man den Mondgott jetzt Akkadisch Sin oder Sumerisch Nanna nennt.
Interessant. Bitte mehr !

Ur war eine sumerische Stadt, die Stadt des Mondgottes Nanna. Es ist nicht bekannt, welcher Sprachfamilie die sumerische Sprache angehoert, aber genau so, wie die Sumerer mit den sunnitischen Akkadern irgendwann fusionierten (um 2000 v.Chr. war das schon weit fortgeschritten), passierte das auch mit den Pantheons. Sin ist eigentlich eine semitische Gottheit, wurde dann aber weitgehend mit dem sumerischen Nanna gleichgesetzt. Das Sumerische blieb lange die Priestersprache in Mesopotamien, auch als das Volk es nicht mehr sprach, und ein letzter Text stammt aus dem 1. Jhdt. v. Chr. Um die Zeitenwende waren Sumerisch und die Existenz der Sumerer vergessen. Das Alt-Akkadische erbte uebrigens die Funktion des Sumerischen in der Religion, als der babylonische Dialekt des Akkadischen gesprochene Sprache wurde. Einige der grossen Mythen, die es ins AT geschafft haben, sind in Akkadisch erhalten.

Was Sin angeht: Er galt als Vater der Ischtar. Die Mutter des letzten babylonischen Koenigs, Nabonid (555-539 v.Chr., also waehrend des Babylonischen Exils), war Priesterin des Mondgottes Sin in Harran, der Stadt, in die der Vater des Abraham von Ur aus zog. Nabonid errichtete eine Ziqqurrat fuer Sin in Harran, genau so, wie er die Ziqqurrat in Ur renovieren liess. Sein Eintreten fuer den Mondgott auch im Marduk-Tempel zu Babylon verursachte ihm uebrigens Konflikte mit der babylonischen Priesterschaft und eine Revolte, die letztlich ursaechlich dafuer ist, dass die Juden zurueck nach Judaea gehen konnten. Es ist interessant, dass Abrahams Sippe sozusagen dem Mondgott folgte; was uebrigens mit der These der religioesen Verfolgung nicht zusammenpasst. Ebenso ist von Interesse, dass sich diese Vorgaenge in Ur und Harran unter den Augen der exilierten Juden abspielten.

Im Prinzip ist das alles eine Steilvorlage fuer die Abrahams-Geschichte, den Turmbau zu Babel, etc.
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RE: Ursachen für ... Verständnisprobleme des AT - von Ulan - 10-08-2016, 09:12

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