20-10-2016, 19:09
(18-10-2016, 12:49)Tarkesch schrieb: 1.) Um 800 BCE wurde das Heiligtum von Delphi, worauf Grabungsfunde hinweisen, auf den Überresten eines archaischen Orakel-Heiligtums errichtet, das der Göttin Themis geweiht war, die ihre Funktion von ihrer Mutter, der ursprünglichen Orakelgöttin Gaia übernommen hatte, der Erdgöttin der indigenen Population und Mutter der Schlange Python, die nach dem ältesten bekannten Python-Mythos weiblich war, später aber transgendert wurde. Dass Gaia und Themis die ursprünglichen Orakelgöttinnen von Delphi waren, gilt seit Bachofen und Rohde als gesichert.
2.) Das Vorbild für eine griechische Orakelgöttin könnte die ägyptische Kobragöttin Wadjet gewesen sein, deren Orakeltempel in Buto stand. Laut Herodot hat sich die Idee einer institutionalisierten Orakelgöttin von Ägypten nach Griechenland verbreitet. Dass als Orakelurheber- und verkünder Göttinnen und Priesterinnen fungierten, hatte auch in Mesopotamien eine lange Tradition, die im Alten Orient bis ins frühe 2. Jt. BCE zurückreicht, als die Könige von Assyrien und Mari in allen wichtigen politischen Fragen Orakel der Göttin Ischtar einholten, die ihnen durch Ischtar-Priesterinnen in Ich-Form vermittelt wurden.
3.) Zu bedenken ist, dass es sich in Delphi nicht ausschließlich um einen Apollo-Tempel handelt, sondern um den Tempel zweier Götter, Apollo und Dionysos.
ad 3) Das ist sehr interessant.
Apollo (indogermanischer Kult) und Dionysos (vorindogermanischer Kult)
Wie im Alten Rom ! Mit seinen Latinern und Etruskern.
Zu Delphi: Auch hier ein verschmelzen zweier Wurzeln zu einem synkretistischen Kult ... warum nicht ? Klingt nicht unplausibel.
Diese Hypothese sollte nun geprüft werden.
ad 1) Die Sache mit der Erdgöttin würde in dieselbe Richtung (vorindogermanischer Kult) weisen.
ad 2) Niltal und Mesopotamien. Auch dies interessante Aspekte.
Das östliche Mittelmeer samt Küstenstreifen war eine Region des Aufeinanderprallens unterschiedlichster Kulturen.