(14-11-2016, 03:19)DasLicht schrieb: Gott kann allein seine Engel mit "lass uns Menschen machen" angesprochen haben. Bei den Israeliten heißt der Herr unser Gott YHVH, verherrlicht werde sein Name doch ich bezweifele stark dass dieser Name einem Jakob (dem Urvater der Israeliten), Isaak oder aber Abraham kund war. Exodus Kapitel 6 Vers 3.
Ich denke nicht, dass man hier eine einheitliche Uebersetzung fuer alle Bibelstellen annehmen kann. "Elohim" heisst woertlich erst einmal einfach "die Goetter". An den meisten Stellen in der Tora ist es aber ein Ehrentitel fuer Gott (Jahwe) selbst. In Tora-Texten, die aus spaeteren Quellen stammen, sind manchmal halt auch Engel gemeint, wie Du andeutest.
Im Psalm 82 geht es um die Goetter der anderen Voelker. Im Kulturkreis, zu dem auch die Israeliten gehoerten, hatte jeder Staat seinen "Obergott", der ein ihm zugeteiltes Volk "betreute", genau so wie Jahwe eben das Volk Israel zugeteilt bekommen hatte (vom Obergott El). Die Bibel nennt ja durchaus zum Teil die Hauptgoetter der Nachbarn. So ist Kemosch der Hauptgott von Moab:
Num21: "29 Weh dir, Moab, mit dir ist es aus, Volk des Kamosch."
An der Formulierung erkennt man hier, dass es sich bei den Moabitern um das dem Gott Kamosch zugeteilte Volk handelt.
Die Edomiter waren dem Qaus zugeteilt, die Ammoniter gehoerten dem Milkom:
Jer 49: "1Über die Ammoniter: So spricht der Herr: Hat denn Israel keine Söhne oder besitzt es keinen Erben? Warum hat Milkom den Stamm Gad beerbt, warum ließ sich sein Volk in dessen Städten nieder?1"
"Sein Volk", also das Volk Milkoms, sind die Ammoniter. Dadurch, dass diese Ammoniter sich im Gebiet Gad niederliessen, erbte der Gott Milkom dieses Gebiet.
Dies ist die selbe Sprache, wie wir sie auch im Psalm 82 finden. Es geht um Erbteile der Goetter. Und in dieser Goetterversammlung erklaert Jahwe, warum die anderen Goetter ihre Erbteile nun verwirkt haben: weil sie ungerecht sind.
Kriegerische Auseinandersetzungen wurde auch als Kampf der Goetter interpretiert. Man denke z.B. an die - heutzutage unfreiwillig komisch wirkende - Passage aus 1Samuel 5:
"1 Die Philister brachten die Lade Gottes, die sie erbeutet hatten, von Eben-Eser nach Aschdod.
2 Dann nahmen sie die Lade Gottes, brachten sie in den Tempel Dagons und stellten sie neben Dagon auf.1
3 Als die Einwohner von Aschdod aber am nächsten Morgen aufstanden, war Dagon vornüber gefallen und lag vor der Lade des Herrn mit dem Gesicht auf dem Boden. Sie nahmen Dagon und stellten ihn wieder an seinen Platz."
Merke, hier wird nicht etwa angenommen, dass Dagon nicht existiert; er soll lediglich dargestellt werden, als jemand, der Jahwe unterlegen ist. So kann man eine militaerische Niederlage in einen "eigentlichen Sieg" uminterpretieren. Dies ist uebrigens auch die Hauptaussage von Psalm 82: Militaerisch haben die Israeliten im Endeffekt ihre Kriege fast immer verloren. Normalerweise, nach damaliger Logik, wuerde dies als eine Niederlage ihres Gottes interpretiert werden. Psalm 82 kehrt diese Interpretation jedoch um; die militaerische Niederlage wird zum moralischen Sieg erklaert, die Erbteile der anderen Goetter werden eingezogen. Dies erklaert letztlich, warum das Judentum spaeter so erfolgreich wurde: die Schuld an Niederlagen wurde von einem Versagen des Gottes auf ein moralisches Versagen umgemuenzt.

