(14-01-2017, 00:44)Ekkard schrieb: So wird das kein gläubiger Jude gesehen haben. Denn selbstverständlich zähle ich mich als glaubender, die rituellen Vorschriften einhaltender Mensch zu den Guten in Gottes Nähe.
Ich sehe hier jetzt keinen prinzipiellen Unterschied zu dem, was ich geschrieben habe. Du bringst jetzt nur eine subjektivere Sicht in die Angelegenheit, also die, dass sich jeder selbst als erloesenswert ansieht. Der groesste Teil des Textes wird hier aber schon auf die Strafvorstellungen verwendet; das Beduerfnis, einen guten Teil der Leute, mit denen man nicht so gut zurecht kommt, loszuwerden oder sich direkt an ihnen zu raechen, scheint recht gross zu sein. Interessant ist auch die Vorstellung, dass selbst die Erloesten durch Feuer gelaeutert werden, was immer auch darunter zu verstehen ist. Anscheinend werden alle Spuren des Schlechten weggebrannt. Da mag die katholische Vorstellung vom Fegefeuer herkommen.
(14-01-2017, 00:44)Ekkard schrieb: Ich meine, dass dem Text hier moderne ethische Ansprüche unterstellt werden, die es damals bis in die Neuzeit hinein nicht gab.
Das ist klar. Wobei die Form der Ethik, wie sie aus dem Text spricht, durchaus auch heute noch weit verbreitet ist. Ich persoenlich kann mich natuerlich von diesen Splatterfilm-Vorstellungen loesen und sie abstrahieren. Andererseits bedienen solche Texte natuerlich auch die Rachevorstellung von Anhaengern einer Religionsgemeinschaft. Da kann es dann schon manchmal zu Aktivismus kommen, durch eigene Aktionen dieses Ausmerzen der, aus der eigenen Sicht, Suender in die Hand zu nehmen, um das Juengste Gericht und die eigene Erloesung etwas zu beschleunigen. Das ist ja im Prinzip der Kern des Messias-Gedankens.

