22-01-2017, 01:17
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22-01-2017, 01:26 von Ekkard.
Bearbeitungsgrund: Ergänzung
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(21-01-2017, 20:16)HJS6102 schrieb: Mich würde mal interessieren, wie Dein persönlicher Glaube aussieht. Soweit ich Dich verstanden habe, glaubst Du die Mythen der Bibel nicht und auch einen Gott (auch im deistischen Sinne) glaubst Du nicht.Ich habe das im Jahre 2010 hier im Forum unter „Gott, Innenansichten eines Zeitgenossen“ zusammen geschrieben - hier -.
Insofern praktizierst Du nicht einen Glauben, sondern die Philosophie, die (derzeit) aus dem christlichen Glauben folgt, also Nächstenliebe etc.
(21-01-2017, 20:16)HJS6102 schrieb: Ein Glauben ohne Mythologie ist eine Lebenseinstellung, aber keine Religion.Alles, was die Sachebene verlässt und im Groben mit Beziehung, Urteilen, Vertrauen etc. zu tun hat, ist „Lebenseinstellung“. Die religiösen Lehren haben die Aufgabe, durch Geschichten eine der Gesellschaft dienende innere Einstellung zu vermitteln. Das heißt natürlich nicht, dass es dazu keine Philosophien gäbe. Wichtig ist, dass die Einstellung gemeinschaftlich geteilt wird. Deswegen die gemeinschaftlich tradierten Geschichten. Das wiederum heißt nicht, dass man den Inhalt mit dem heutigen Leseverständnis wort-wörtlich nehmen muss, eine schlimme Fehlinterpretation!
(21-01-2017, 20:16)HJS6102 schrieb: Dann aber dürfte eine solche Gemeinschaft rechtlich auch keinen Status als öffentlich-rechtliche Körperschaft samt Sonderrechten haben, sondern wäre ein (gemeinnütziger) Verein.Das steht ja nun auch jeder beliebigen Gemeinschaft zu, wenn sie sich karitativ, beratend, … betätigt (als Körperschaft des öffentlichen Rechts).
(21-01-2017, 20:16)HJS6102 schrieb: Siehst Du Dich selbst also als "Gläubigen" oder als "religiös" an oder bist Du nur deshalb in einer Kirchengemeinde tätig, weil es der für Dich beste "Verein" vor Ort ist?Ich bin und bleibe Christ, bin aber in dem Sinne Atheist, dass ich die kleinlichen Gottesbilder weder verstehe noch akzeptiere. Ich bin auch kein Pantheist, sondern Gott vollzieht sich im karitativen Tun. Das Heilige ist nicht da draußen irgendwo, sondern zwischen uns. Und Gott wird verdunkelt, wenn wir einander gleichgültig werden (ausführlicher: hier).
Es gibt (deshalb) keine Gemeinschaft, die über die traditionelle Gemeinde hinaus ginge. Der große Fehler unserer Gesellschaften ist die Zersplitterung wohlbegründeter sozialer Interessen, eben weil die Religionen durch ihre veraltete Mythologie nicht mehr tragen. Es ist eben nicht so, dass säkulare Schulung allein reicht, verantwortungsbewusste Menschen heran zu ziehen. Genau deshalb muss man sich in der Bahn anpöbeln lassen und Angst auf dem Heimweg haben. Da gibt es viele Menschen, die einfach nicht mehr wissen, was „anständig“ ist. (Da kann'sch m'r nix für koufe, äy)
(21-01-2017, 20:16)HJS6102 schrieb: Zur Tradition: … was denkst Du selbst darüber (also persönlich)?Zumindest die Großkirchen (ich gehöre zur Evangelischen Kirche im Rheinland) haben gemäß ihrem christlichen Auftrag („Liebe deinen Nächsten, denn er ist wie du“) ein ausgeklügeltes Netzwerk karitativer Einrichtungen von der Beratungsstelle für Familien bis zu Palliativstationen. Gäbe es das alles nicht, müsste man es „erfinden“. Deshalb zahle ich meine Kirchensteuern auch gerne – und nicht, weil ich alles einsehe, was Kirchen so machen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard