10-02-2017, 11:12
(10-02-2017, 10:30)Kreutzberg schrieb: Ich denke man müsste hier einmal anders ran gehen um dem wahren Kern näher zu kommen. Die Chronisten des Altertums standen in Diensten ihres Herrn und der bestimmte was erwähnenswert war für die Nachwelt oder nicht. Das erklärt auch entsprechende Verzerrungen.
Die Logik lässt auch die naheliegende Mutmaßung zu, dass der Fall JOSEPH für die ägyptischen Pharaonen (kein ernsthaftes Thema) war. Die Hungersnöte im Alten Ägypten aber umso mehr, weil diese gesellschaftsgefährdenden Charakter hatten. Die Bewältigung von Krisen war wahrscheinlich stets ein großer Phyrus-Sieg für den jeweiligen Pharao und demonstriert seine Fähigkeiten vor dem Volk.
Im Prinzip sind die meisten heutigen Alttestamentler sich ueber folgende Punkte einig:
1. Die Josephsgeschichte (ohne Einschuebe) hatte einen einzigen Autoren.
2. Sie ist ein rein literarisches Werk und gehoert in die Gattung der Weisheitsnovelle.
3. Ihre Entstehungszeit war fruehestens im 5. Jahrhundert v. Chr. in der persischen Zeit.
Da nach irgendwelchen geschichtlichen Grundlagen zu stochern ist ziemlich aussichtslos.
Eine kleine Anmerkung: Ein Pyrrhussieg ist ein Sieg, der so teuer erkauft ist, dass er eigentlich eine Niederlage ist. Mit so etwas macht man sich keine Pluspunkte.
(10-02-2017, 10:30)Kreutzberg schrieb: Wenn JOSEPH einen ägyptischen Namen angenommen hat wird es natürlich noch etwas schwieriger, aber die Story war wohl einmalig und ein Vorzeigebeispiel für die damalige Wahrsagerei. Die Interpretation von JOSEPH als Medium Gottes zeigt zudem die besondere Perspektive des Ereignisses in der Wahrnehmung der Israeliten.
Ob man JOSEPH mit HIOB im übrigen vergleichen kann im Hinblick auf die Schlüsselbotschaft des gehorsamen Diener Gottes ist natürlich schwierig. Damit habe ich mich noch nicht beschäftigt.
Gut, hier geht's ja eher um exegetische Fragen. Das Christentum hat durchaus versucht, Joseph als Vorlaeufer Christi in der Form des leidenden Dieners zu interpretieren. Die Geschichte taugt dafuer aber nur wenig, da sie viel zu positiv und leichtherzig geschrieben ist. In der juedischen Interpretation geht es demnach eher um Gottvertrauen. Ansonsten wird die Geschichte in der Liturgie gemieden, da den meisten Theologen die tempel- und priesterkritischen Aspekte nicht entgehen.