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Naturwissenschaftliche Methode (Axiomatik)
#5
Ja, das mit der Mathematik habe ich falsch oder unklar ausgedrückt. 
Ich meinte damit mehr, die Mathematik wird in der Physik als Hilfswissenschaft benötigt, um physikalische Vorgänge zu beschreiben. Die Physik kann damit nicht ohne Mathematik existieren, sie überscheiden sich. 
Gleichzeitig ist die Mathematik aber mehr als nur die Hilfswissenschaft der Physik, da es durchaus mathematische Modelle geben kann, die in der Physik nicht vorkommen.
Umgekehrt besagt die Mathematik an sich nichts über die physikalischen Grundelemente (zB Elektronen). 

Philosophie ist nichts anderes als Gedanken von Menschen zu gesellschaftlichen Phänomenen. Alle Gedanken basieren auf biochemischen Prozessen im Gehirn. Diese wiederum sind physikalisch erklärbar. Einen von der Materie losgelösten Geist/Seele gibt es nach meiner Auffassung nicht.
Daher basiert jeder menschliche Gedanke rein auf der Physik. Natürlich sind die Zusammenhäng zwischen den physikalischen Wechselwirkungen zwischen den Elektronen untereinander und den Elektronen und Atomkernen bis hin zur Formulierung eines Gedankens so vielfältig und hochkomplex, daß es praktisch unmöglich ist, diese Kette vollständig zu untersuchen oder gar aufzuschreiben.
Es gibt aber auch keine Anhaltspunkte dafür, daß es mehr gibt, als nur diese physikalischen Prozesse.

Nur weil Vorgänge praktisch nicht vorhersagbar sind (etwa das konkrete Wetter in Hamburg am 12.12.2025), heißt das noch nicht, daß es prinzipiell unmöglich wäre, es vorherzusagen. Wenn man nur Newtons Physik nimmt, wären die Erforschungen aller Zustände der Luftmoleküle etc theoretisch möglich und theoretisch alle Folgen berechenbar. Praktisch scheidet das natürlich wegen der zigtrilliardenfachen Rückkopplungen aus. Dazu kommt noch, daß auch Quanteneffekte eine Rolle spielen, die wiederum prinzipiell im Detail unvorhersehbar sind und nur in statistischen Größenordnungen vorhersehbar sind.

Das gilt auch für das Gehirn. Dessen Vorgänge beruhen auf den Naturgesetzen, sind aber aus mathematischen und physikalischen Gründen für uns im Detail unvorhersehbar. Damit wird aber die Philosophie nicht aus der Naturwissenschaft entlassen, sondern nimmt eine Rolle ein, bei der man die Randbedingungen nur sehr grob abschätzen kann. 

Das Durchbrechen von Denkautomatismen ist eben am Ende auch nur ein physikalischer Vorgang, quasi eine Instabilität in einer Schwingung, die zum Kollaps der Schwingung führt.

Mit "erklärbar" meine ich nicht "für uns Menschen vorhersagbar", sondern im Prinzip im Nachhinein bei genügender Kenntnis des Systemzustands und vollständiger Kenntnis aller Naturgesetze. Hier fallen Theorie und Praxis auseinander. Ich kann durchaus erklären, warum Wasser vom Hahn in das Waschbecken fließt, ohne jedes einzelne Molekül im Detail beschreiben zu müssen. Aber rein theoretisch ginge es, nur lohnt sich der Aufwand nicht.

Wenn Du verneinst, daß es prinzipiell erklärbar ist, wie die Welt funktioniert, dann verneinst Du die Naturgesetze als einziges Ordnungsmerkmal und Du brauchst eine übernatürliche Macht. 
"Erklärbar" heißt für mich, daß die Vorgänge rein aufgrund von Naturgesetzen abgelaufen sind.

Es gibt also keinen Bruch zwischen dem physikalischen Vorgang auf kleinster Ebene in den Atomen der Gehirne und dem großen Vorgang in der Interaktion zwischen zwei Menschen. Jeder Buchstabe, den Du hier liest, hat eine rein physikalische Ursache.

Ich habe ja bereits geschrieben, da die Randbedingungen aus technischen und physikalischen Gründen nicht alle bekannt sind, kann man bei Makrovorgängen, wie etwa der Wirkung eines Medikaments nur statistische Vorhersagen treffen. 
Die Naturgesetze gelten für alle Menschen und Medikamente gleich, aber nicht jeder Mensch hat einen identischen Zustand seiner Körperchemie und nicht jedes Medikament trifft zB auf die gleichen Mageninhalt.

Wenn man aber das gleiche Medikament mit der exakt gleichen Wirkstoffverteilung dem exakt gleichen Menschen in einem exakt gleichen Körperzustand auf exakte gleiche Art und Weise gibt, dann wird das Ergebnis (bis auf Quanteneffekte) identisch sein. Nur wird so etwas wohl nie passieren. Die Abweichungen sind aber statistisch erfassbar, was man ja auf jeder Nebenwirkungsliste nachlesen kann.

Die naturwissenschaftlichen Methoden an sich funktionieren also, man muß aber je komplexer der Untersuchungsgegenstand ist, größere Ergebnisspannweiten einkalkulieren.


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RE: Naturwissenschaftliche Methode (Axiomatik) - von Gundi - 02-09-2017, 21:54
RE: Naturwissenschaftliche Methode (Axiomatik) - von Gundi - 02-09-2017, 21:39
RE: Naturwissenschaftliche Methode (Axiomatik) - von HJS6102 - 02-09-2017, 21:41
RE: Naturwissenschaftliche Methode (Axiomatik) - von Gundi - 02-09-2017, 22:03

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