(26-09-2017, 10:09)sanctus schrieb:(26-09-2017, 08:26)Horacker schrieb: Da hätte der liebe Gott in Auschwitz aber so einiges einschränken können, nicht?
Hätte Gott tun können. Dann würden wir aber nicht mehr vor der Frage stehen, warum wir Auschwitz nicht verhindert haben. Dass wir uns diese Frage stellen müssen, hängt letztlich damit zusammen, dass Gott nicht eingegriffen hat und uns damit in eine Situation brachte, in der wir selbst selbst handeln mussten. Gutes Handeln ist nur dann wirklich gut, wenn wir es in Freiheit tun. Erzwungenes gutes Handeln hat keinen Wert.
Weil wir selbst nicht gut genug waren, das Elend zu verhindern, wirkt Gott für uns Böse. Hätte Gott eingegriffen und unser schlechtes Tun verhindert, würden wir uns selbst auf die Schulter klopfen, wie toll und moralisch einwandfrei wir doch sind, dabei waren es eigentlich nicht wir.
Im Qur'an ist in Sure 8,17 das Problem kurz benannt.
Die Begruendung ist zwar einerseits in sich stimmig, aber beinhaltet andererseits letztlich auch, dass das Prinzip "Gott" fuer diese ganze ethische Problematik nirgendwo gebraucht wird. Wenn das eh alles unsere Entscheidung ist und Gott uns weder hilft noch sich uns entgegenstellt, macht er sich selbst ueberfluessig.
"Gott" wird hier auf ein reines Jenseitsprinzip reduziert, also auf die Hoffnung auf ein - angenehmes - Leben nach dem Tode.

