17-08-2018, 12:15
(31-07-2018, 16:41)JasonL schrieb: Die Kirche lehrt, dass Christen sich nicht mehr an die Gebote des Alten Testaments halten brauchen. Sie sagen, dass Jesus für sie das Gesetz erfüllt hätte. Dabei lehrt uns die Bibel etwas ganz anderes. Und zwar, dass Jesus selbst die Gebote gehalten hat und uns gesagt hat, dass wir uns auch an die Gebote halten sollen. Er hat gesagt, dass das er nicht gekommen ist, um das Gesetz aufzulösen.
Hat irgendwer noch biblische Gegenargumente nachdem er all das gelesen hat?
(Frage vorab: welche Bibelübersetzung ist das?)
Also grundsätzlich kann man diese Frage nach den Geboten stellen, weil es in der Vergangenheit recht extrem zugegangen ist. Im Erwachsenenkatechismus wird dazu sehr richtig bemerkt:
"Auch im Denken und Leben der Kirche gibt es Erscheinungen, die dazu beitragen, dass das Sündenbewusstsein schwindet oder ein falsches Sündenbewusstsein entwickelt wird. Nicht selten werden übertriebene Einstellungen der Vergangenheit durch neue Übertreibungen ersetzt: Während früher die Neigung bestand, in beinahe allem und jedem Sünde zu sehen, gelangen nicht wenige heute dazu, sie nirgendwo mehr zu sehen; während früher in der Verkündigung die Furcht vor ewiger Strafe überbetont wurde, findet sich heute weithin eine Verkündigung der Liebe Gottes, die jede für Sünde verdiente Strafe ausschließt…"
Und ohne "Sündenbewusstsein" hat man ja die Gebote nicht mehr im Auge.
Aber man sollte sich auch bewusst machen, dass deren Einhaltung zwar wichtig, aber noch nicht zwingend Religion ist (das ist es doch, was Christus den Pharisäern aufgezeigt hat!). Es gibt sehr einfache Christen, die sozusagen ihre Spiritualität darin sehen, "gut" zu sein. Oder so wie früher vielleicht gebetet wurde: "Hl. Josef, bitte lass mich sündenlos durchs Leben gehen."
Tugendhaftigkeit ist jedoch noch nicht Religion an sich, dass kann man ja auch so sein - sie ist vielmehr das Fundament, auf der sich Religion entfaltet (im Grunde alles andere auch, also Freundschaft, Ehe, das Vertrauen in einer Gesellschaft und ein gutes Zusammenleben).
Alles degradiert mit der Zeit, und so auch lebendige Spiritualität. Lang vorbei sind die Zeiten, als die Bischöfe noch Heilige waren. Wenn also der Kern verlorengegangen ist, gibt es zwei Möglichkeiten: man verwässert die Gebote und achtet sie nicht mehr ernsthaft; oder man wird fundamentalistisch und übertreibts mit ihnen.
Aber die Gebote sind nicht Selbstzweck, sie sind nur ein wichtiges Mittel für das Ziel.