Das "Zugeordnet" ist im Sinne von "haben ihre Lehren auf diesen Evangelien basiert" gemeint. Die Formulierung von Irenaeus ist folgendermassen (Contra Haereses, Buch III, Kapitel 11, Abschnitt 7):
" Die Zuverlässigkeit der Evangelien aber ist so groß, daß selbst die Häretiker für sie Zeugnis ablegen und zur Bestätigung ihrer Lehre sich auf sie zu berufen versuchen. Die Ebioniten, die allein das Evangelium nach Matthäus gebrauchen, werden gerade hieraus überführt, daß sie über den Herrn Falsches lehren. Markion aber beschneidet das Evangelium nach Lukas; trotzdem wird er aus dem, was bei ihm noch übrig bleibt, überführt, daß er den einzig wahren Gott lästert. Die aber Jesum von Christus trennen und behaupten, daß Christus leidensunfähig gewesen sei, Jesus aber gelitten habe, berufen sich auf das Evangelium nach Markus; wenn sie jedoch dasselbe mit Liebe zur Wahrheit lesen, können sie sich verbessern. Die Valentinianer aber benutzen vorzüglich auf das ausgiebigste das Evangelium des Johannes, um ihre Vermählungen nachzuweisen; doch gerade aus diesem kann man nachweisen, daß sie Falsches lehren, wie wir im ersten Buche gezeigt haben. Da also unsere Gegner uns das Zeugnis geben und unsere Evangelien benutzen, so ist unsere Beweisführung in dieser Sache stichhaltig und wahr."
Irenaeus streitet natuerlich die Schluesse, die die einzelnen Gruppen aus den entsprechenden Evangelien ziehen, ab. Trotzdem, wenn man mal seine Polemik abzieht, bleibt er dabei, dass die jeweiligen Gruppierungen diese Evangelien ausschliesslich nutzten, und dass sie ihre entsprechenden Lehren aus eben diesen Evangelien ziehen und fuer diese Evangelien Zeugnis ablegen. Er meint halt, "wahren Glauben" koenne man nur finden, wenn man alle vier Evangelien gleichzeitig benutzt, weil einzelne Evangelien "falsch" (also nicht im Sinne von Irenaeus) ausgelegt werden.
Nun ist es aber so, dass die Evangelien zum Teil diese Dinge, die Irenaeus (und mit ihm die Kirche) fuer falsch haelt, immer noch sagen. Das Markus-Evangelium kann man tatsaechlich immer noch so lesen, wie Irenaeus es hier beschreibt. Zum Teil haben die Gruppierungen aber wohl unterschiedliche Versionen benutzt. Irenaeus spricht das ja zumindest fuer die Markioniten an. Er ist der erste, der behauptet, Markion habe das Lukas-Evangelium "beschnitten", aber seine Beweisfuehrung halte ich fuer wenig ueberzeugend. Sicher ist es, dass Markions Version des Lukas-Evangeliums ziemlich anders aussah.
Was das Ende des Markus-Evangeliums angeht, so ist das ein eigenes Thema fuer sich. Deine Bibel sagt Dir wahrscheinlich, dass das sogenannte "lange Ende", das oft in den Bibeln abgedruckt ist, heute als spaetere Ergaenzung gilt. Das fuehrt aber dazu, dass unser Markus-Evangelium sehr seltsam endet, so ganz ohne Auferstehungserscheinungen und mit einer Aussage, dass niemand jemals irgendetwas ueber das leere Grab Jesu verraten hat. Der letzte Satz lautet so:
"8 Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemandem etwas davon; denn sie fürchteten sich." Schluss.
Was die Offenbarung des Johannes angeht, geht man heute allgemein davon aus, dass nicht der Evangelist der Autor war. Wortschatz und Stil, aber auch die darin zum Ausdruck kommende Theologie, haben keinerlei Uebereinstimmung mit denen des Johannes-Evangeliums. Schon in der Antike wurde der Text ja durchaus anderen Leuten zugeschrieben und war deshalb in seiner Kanonizitaet umstritten.
Ganz allgemein wuerde ich uebrigens davon abraten, wegen "Haeresien" in Aufregung zu verfallen. Irenaeus, der um 180 n.Chr. wirkte, ist im Prinzip der erste christliche Schreiber, der dem Christentum eine historische Dimension zu verleihen versucht. Er versucht sich also geschichtlichen Entwicklungen anzunaehern. Er ist auch der erste Christ, der die Evangelien bei ihren bekannten Namen nennt. Noch Justin der Maertyrer, der um 160 n.Chr. schreibt, tut das nicht. Insofern wuerde ich saemtliche Aussagen des Irenaeus zur Evangeliengeschichte mit einer ordentlichen Prise Salz lesen. Seine "Haeresien" waren sozusagen die Stroemungen der fruehen Geschichte des Christentums.
Uebrigens gilt solche Vorsicht ganz allgemein, so auch bei den Begriffen "Haeresie" oder "Maertyrer". "Haeresie" bezeichnet eigentlich eine philosophische Stroemung, also ganz neutral eine Gruppe, die eine bestimmte Ansicht vertritt. "Maertyrer" heisst schlicht "Zeuge". Man muss wirklich ueberlegen, wann die Begriffe diese Bedeutungsverengung erfuhren, wie sie im spaeteren Christentum zu sehen ist.
" Die Zuverlässigkeit der Evangelien aber ist so groß, daß selbst die Häretiker für sie Zeugnis ablegen und zur Bestätigung ihrer Lehre sich auf sie zu berufen versuchen. Die Ebioniten, die allein das Evangelium nach Matthäus gebrauchen, werden gerade hieraus überführt, daß sie über den Herrn Falsches lehren. Markion aber beschneidet das Evangelium nach Lukas; trotzdem wird er aus dem, was bei ihm noch übrig bleibt, überführt, daß er den einzig wahren Gott lästert. Die aber Jesum von Christus trennen und behaupten, daß Christus leidensunfähig gewesen sei, Jesus aber gelitten habe, berufen sich auf das Evangelium nach Markus; wenn sie jedoch dasselbe mit Liebe zur Wahrheit lesen, können sie sich verbessern. Die Valentinianer aber benutzen vorzüglich auf das ausgiebigste das Evangelium des Johannes, um ihre Vermählungen nachzuweisen; doch gerade aus diesem kann man nachweisen, daß sie Falsches lehren, wie wir im ersten Buche gezeigt haben. Da also unsere Gegner uns das Zeugnis geben und unsere Evangelien benutzen, so ist unsere Beweisführung in dieser Sache stichhaltig und wahr."
Irenaeus streitet natuerlich die Schluesse, die die einzelnen Gruppen aus den entsprechenden Evangelien ziehen, ab. Trotzdem, wenn man mal seine Polemik abzieht, bleibt er dabei, dass die jeweiligen Gruppierungen diese Evangelien ausschliesslich nutzten, und dass sie ihre entsprechenden Lehren aus eben diesen Evangelien ziehen und fuer diese Evangelien Zeugnis ablegen. Er meint halt, "wahren Glauben" koenne man nur finden, wenn man alle vier Evangelien gleichzeitig benutzt, weil einzelne Evangelien "falsch" (also nicht im Sinne von Irenaeus) ausgelegt werden.
Nun ist es aber so, dass die Evangelien zum Teil diese Dinge, die Irenaeus (und mit ihm die Kirche) fuer falsch haelt, immer noch sagen. Das Markus-Evangelium kann man tatsaechlich immer noch so lesen, wie Irenaeus es hier beschreibt. Zum Teil haben die Gruppierungen aber wohl unterschiedliche Versionen benutzt. Irenaeus spricht das ja zumindest fuer die Markioniten an. Er ist der erste, der behauptet, Markion habe das Lukas-Evangelium "beschnitten", aber seine Beweisfuehrung halte ich fuer wenig ueberzeugend. Sicher ist es, dass Markions Version des Lukas-Evangeliums ziemlich anders aussah.
Was das Ende des Markus-Evangeliums angeht, so ist das ein eigenes Thema fuer sich. Deine Bibel sagt Dir wahrscheinlich, dass das sogenannte "lange Ende", das oft in den Bibeln abgedruckt ist, heute als spaetere Ergaenzung gilt. Das fuehrt aber dazu, dass unser Markus-Evangelium sehr seltsam endet, so ganz ohne Auferstehungserscheinungen und mit einer Aussage, dass niemand jemals irgendetwas ueber das leere Grab Jesu verraten hat. Der letzte Satz lautet so:
"8 Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemandem etwas davon; denn sie fürchteten sich." Schluss.
Was die Offenbarung des Johannes angeht, geht man heute allgemein davon aus, dass nicht der Evangelist der Autor war. Wortschatz und Stil, aber auch die darin zum Ausdruck kommende Theologie, haben keinerlei Uebereinstimmung mit denen des Johannes-Evangeliums. Schon in der Antike wurde der Text ja durchaus anderen Leuten zugeschrieben und war deshalb in seiner Kanonizitaet umstritten.
Ganz allgemein wuerde ich uebrigens davon abraten, wegen "Haeresien" in Aufregung zu verfallen. Irenaeus, der um 180 n.Chr. wirkte, ist im Prinzip der erste christliche Schreiber, der dem Christentum eine historische Dimension zu verleihen versucht. Er versucht sich also geschichtlichen Entwicklungen anzunaehern. Er ist auch der erste Christ, der die Evangelien bei ihren bekannten Namen nennt. Noch Justin der Maertyrer, der um 160 n.Chr. schreibt, tut das nicht. Insofern wuerde ich saemtliche Aussagen des Irenaeus zur Evangeliengeschichte mit einer ordentlichen Prise Salz lesen. Seine "Haeresien" waren sozusagen die Stroemungen der fruehen Geschichte des Christentums.
Uebrigens gilt solche Vorsicht ganz allgemein, so auch bei den Begriffen "Haeresie" oder "Maertyrer". "Haeresie" bezeichnet eigentlich eine philosophische Stroemung, also ganz neutral eine Gruppe, die eine bestimmte Ansicht vertritt. "Maertyrer" heisst schlicht "Zeuge". Man muss wirklich ueberlegen, wann die Begriffe diese Bedeutungsverengung erfuhren, wie sie im spaeteren Christentum zu sehen ist.

