(04-10-2018, 23:53)Ekkard schrieb:(04-10-2018, 20:48)Sinai schrieb: Er will dabei auf der Siegerseite stehen und tut alles, um herauszufinden was er dafür tun und unterlassen muß.
Der echte Bibelgläubige will auch keine Trennung von Religion und Staat, er will eine auf der Bibel beruhende Gesellschaftsordnung, im Idealfall ein theokratisches Königreich
Nun hat das aber wenig mit dem Gegensatz von Diesseits und Jenseits (dein Beispiel der "Maorie") zu tun, sondern befriedigt das Bedürfnis nach Sicherheit.
Freilich dient die strikte Beobachtung der Normen der Bibel dem eigenen Wohl. Man will ja auf der Siegerseite stehen.
Die Schwierigkeit liegt jedoch darin, die heute noch relevanten Normen zu erkennen !
Sind Ehebrecherinnen zu steinigen, oder ist das Schnee von gestern ?
Ist das Bilderverbot noch aufrecht? Schwer zu sagen . . .
Ich kenne mehrere echte Bibelgläubige. Sie haben die Bibel immer dabei (Taschenausgabe in Kleindruck)
Bei jeder Frage ("darf eine Blutwurst gegessen werden?") holen sie die Bibel hervor und blättern darin in AT und NT
So wie der Ingenieur bis 1975 sein Logarithmenheft verwendete, lesen sie alles akribisch genau in der Bibel nach und "interpolieren" dann. Gerade letzteres ist aber das Problem.
Denomination A sagt, es dürfe in einer bestimmten Frage in der heutigen Zeit interpoliert werden (Anpassung an heutige Gegebenheiten)
Denomination B sagt, es dürfe in dieser Frage auch in der heutigen Zeit nicht interpoliert werden (dieser Punkt wäre unveränderliches Göttliches Recht)
Darum gibt es ja so viele streng bibelgläubige Denominationen
Alle paar Jahrzehnte eine neue Abspaltung, da wird nie Ruh sein
Luther, Calvin, Zwingli, Jan Hus und seine Hussiten, sogenannte Puritaner bzw Pilgrim Fathers (ich sage "sogenannte Puritaner", weil dies nach Eigenlob stinkt; ein Luther, ein Rabbiner oder ein Papst sah sich wohl selbst ebenfalls als Puritaner, als Reinen und nicht als Unreinen) . . . bis zu den Ernsten Bibelforschern, aus denen dann die Zeugen Jehovas hervorgingen. Aber auch die Zeugen Jehovas haben ihren Frieden mit dem Staat gefunden; sie sind neuerdings keine Totalverweigerer des Wehrdienstes mehr (1980 waren sie dies noch - und zwar fanatisch!)
Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sich die nächste puristische Abspaltung in den Zeugen Jehovas auf den Weg macht
Für echte Bibelgläubige gibt es keine Trennung zwischen Gesellschaft und Religion
Da hilft die Konkordanz nichts.
Diese Menschen haben eine Wagenburgmentalität und stehen der Umwelt feindlich gegenüber.
Daß sie von der derzeitigen "Welt" angewidert sind, begründen sie ganz einfach. Sie fragen ihren aus ihrer Sicht ungläubigen Gesprächspartner nach seiner Lieblingszeitung. Die kaufen sie dann spontan, knallen sie auf den Tisch und sagen "schau dir diesen Irrsinn an was gestern wieder in Deutschland, in der Welt passiert ist"
Sie sehen sich so "ein Schiff das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit"
Der erste Satz einer Strophe aus einem Lied aus 1963 einer bestimmten Denomination, paßt aber auf alle biblischen Gruppierungen mit Wagenburgmentalität
Jeder Einzelne der echt Bibelgläubigen sieht sich als Akteur in Gottes Plan
Wie ein Bauer auf dem Schachbrett
Das ganze Weltgeschehen ist für ihn eine pompöse Handlung mit Weltmächten und Kriegen und er ist das brave Staubkorn darin
Hinter jedem Ereignis sieht er apokalyptische Symbolik . . .
Das ist genau so wie in der traditionellen Gedankenwelt der Maori
Erdbeben sind in der Apokalypse vorausgesagt; wenn ein gewaltiges Erdbeben auftritt, dann ist das göttlich
In der traditionellen Gedankenwelt der Maori findet man Parallelen
Der Mensch des Alten Orient (dort entstand auch die Bibel) sah in jeder Krankheit das Wirken eines Dämons
Erst der Grieche lehnte sich dagegen auf und suchte nach einer Kausalität (vgl Weltgeschichte Golo Mann)
Streng genommen, war dies atheistisches Denken !
Selbstverständlich hatte dies nichts mit der Gedankenwelt des DIAMAT von Karl Marx zu tun, nicht einmal ansatzweise - aber es war etwas neues, die Verursachung einer Krankheit nicht Dämonen zuzuschreiben, sondern kühn nach medizinischen Kausalitäten zu forschen
Ein Umsturz im Denken !
Der Hippokratische Eid hat bekanntlich eine altgriechische Wurzel . . .
Und auch das atomistische Denken hat seine Wurzel im alten Griechenland
Wie dem auch sei, strenggläubige Gesellschaften (und da rechne ich die alten Juden mindestens bis zur Zeit Herodes dazu, ebenso die heutigen bibelgläubigen Sekten in Judentum und Christentum, aber auch andere altertümliche Gesellschaften wie unter anderem auch die Maori) sehen in einem Erdbeben ein Signal Gottes bzw ein Signal eines Gottes
Es wird eben nicht gemäß der äußerst kühnen Methodik oder Idee der Wissenschaft geforscht - sondern nach religiösen Ursachen gesucht
Eine ganz andere Denkweise !
Diesseits und Jenseits sind für Maori eins. Eine untrennbare Einheit.
Für echte Bibelgläubige gibt es auch keine Trennung von Diesseits und Jenseits. Das Paradies hat diesseitige Merkmale (Löwen leben neben Lämmern)

