(06-07-2019, 10:24)Holmes schrieb: eine Frage mit der ich mich auch beschäftigen müsste ist, wenn wir kein Fleisch essen müssen, wieso tun wir es dann?
Gute Frage.
Wenn der menschliche Organismus der eines reinen Pflanzenfressers wäre (Hirsch, Reh, Ziege, Rentier) würde er nie Fleisch essen. Selbst wenn ein Rentier am verhungern ist, würde es kein Fleisch fressen, wenn man es ihm hinlegt.
Offenbar waren die Europäer vor 5000 Jahren Jäger wie die Indianer um 1800
Ackerbau gab es damals in Europa noch nicht, und vom Sammeln von Früchten, Obst und Beeren konnte man nur im Spätsommer leben
Der menschliche Organismus ist für Pflanzen und Fleisch geeignet
So wie etwa das Wildschwein
Durch jahrtausendelange Übung gewöhnten sich die Menschen eine nationale Küche an, jeder Stamm hatte seine Rezepte. Ich denke auch nicht, daß die Menschen so wie heute 300 Gramm Steaks aßen, sondern einen Eintopf kochten. Allerlei Bohnen, Wilderbsen, Wurzeln, Linsen, zufällig gefundene Getreidekörner und Grassamen, Pilze, wurde in Wasser weichgekocht, dazu ein etwas fleischiger Knochen um dem Ganzen einen Fleischgeschmack zu geben
Der Knochen wurde dann nach 3 Stunden herausgehoben, abkühlen gelassen und dem Hund gegeben
Der pflanzliche Eintopf hatte aber Geschmack und Geruch von Fleisch angenommen, dabei auch tierisches Eiweiß, allerlei Mineralien, Spurenelemente und Vitamine aus dem Fleisch (zB Vitamin D) und tierische Fette (Cholesterin) aus dem Knochenmark
Diese Art von Küche findet man heute noch gelegentlich in der Steppe
Es mußte ja ein ganzer Stamm mit einem erlegten Bison auskommen
Und immer wieder verhungerten Stämme. Im Frühjahr gab es in Europa nördlich der Alpen einfach keine Früchte, Beeren, Pilze zum sammeln
Wenn kein Wildschweinrudel etc vorbeizog und/oder wenn die jungen Männer bei der Jagd ungeschickt waren, verhungerte der ganze Stamm
(06-07-2019, 10:24)Holmes schrieb: Ich halte die ethische Debatte für interessanter
Die "ethische Debatte" ist kulturhistorisch interessant. Das geht in Richtung Brauchtum, Nationalküche (die ja ebenfalls Teil des Brauchtums ist), religiöse Vorstellungen
Die Jagd ist bei den Indianern kein profaner Vorgang, sondern Teil des religiösen Rituals. Da gibt es keine Trennung von Welt und Jenseits. Der Große Geist "Manitou" ist allgegenwärtig, die Schutzgeister der Tiere ebenso
Irgendwann hielt sich vor 4000 Jahren in einem sackförmigen Alpental ein Wildschweinrudel auf und die Menschen erschlugen ein paar Stück um sich den Hunger zu stillen, aber sie ließen ein paar Stück über - vielleicht die Frischlinge - und hatten die Idee, dem Rudel die Flucht zu verwehren, indem sie am Ausgang der Schlucht Lärm machten, dann Stöcke in die Erde rammten.
Die eingekesselten Tiere bemerkten gar nicht, daß sie gefangen waren. Sie vermehrten sich. Nun holten sich die Menschen immer bei Bedarf ein Stück heraus. Die Tierzucht war entstanden
Das Leben im Paradies war lange vorher. Dort wurde kein Fleisch verzehrt, angeblich fraßen auch die Löwen Pflanzen sagen die Bibelfundamentalisten (was aber schwer vorstellbar ist, denn Löwen haben Reißzähne aber keine Mahlzähne). Wie dem auch sei. Jedenfalls begannen die Menschen erst nach der Vertreibung aus dem Paradies in der Wildnis Fleisch zu essen.
Aus biblischer Sicht ist der Fleischgenuß eine Folge des Sündenfalls
Es ist ja wirklich ein sündhafter Vorgang, wenn ein Tier geschlachtet wird. Das Tier schreit vor Angst und Schmerzen, überall Blut