(15-10-2019, 09:51)eddyman schrieb:Geobacter schrieb:eddyman schrieb:Spätestens die eigene Erfahrung kann man nicht mehr leugnen. Ich meine nicht gleich Gotteserfahrung, sondern die Erfahrung des Prozesses was die Religion Befreiung, Neugeburt, Erwachen, Erlösung, usw. nennt.welche Erfahrungen denn..
Das ist genau die Einstellung, die mich fassungslos macht, wenn jede Wendung nach Innen bewusst verweigert wird. Diese Schieflage schreit für mich zum Himmel, aber sonst scheint es nicht weiter schlimm. Dann sitzt man halt in seinem perfekt designten S-Klasse Mercedes mit Depression und Burnout, brauch jeden Abend ein Glas Wein um Runterzukommen, den größten Datenverkehr im Internet verursachen Pornofilme, usw. Der Mensch will immer mehr, egal was er macht, weil er wie es so schön heißt "auf Gott hingebildet ist", aber wir müssen endlich mal anfangen, es dort zu suchen, wo es auch zu finden ist.
Klimawandel haben wir, aber ohne eine innerliche Dimension des Lebens wird man den auch nicht aufhalten können, weil wir zu unserer veräußerlichten Glückssuche nunmal sehr sehr gerne die Ressourcen verbrauchen wollen, die unser Wohlstand uns ermöglicht, und so essen wir nunmal Fleisch, und konsumieren viel, und wollen hierhin und dorthin fliegen weil könnte ja noch schöner sein.
Das ist doch alles mehr als offensichtlich, aber... nix. Deutschland zB ist ein tolles Land, aber dass diese Kehrtwende in der Breite immer noch nicht erfolgt ist, macht mich ratlos.
Die Sucht nach sinnlicher Befriedigung und Materiellem sucht ja etwas - nämlich die Leere auszufüllen, die in der Seele entsteht, wenn sie nicht an Gott "andockt". Die Leere auszufüllen, indem man sich ständig neue Bedürfnisse schafft, um sich während der dauernden Anstrengungen zur Befriedigung derselben selbst nicht anschauen zu müssen. Damit einher geht der "horror vacui", also gleichsam die Furcht vor der Leere. Jeder potentielle Augenblick, der zum Blick nach Innen führen könnte, muss mit Ablenkungen vorbeugend verhindert werden - und sei es nur der wiederholte Blick ins Smartphone in "Leerphasen". So schauen Viele weder sich selbst noch ihren Nächsten wirklich an.
Das Evangelium illustriert diese Situation im Gleichnis vom Reichen und dem Lazarus (Lk 16,19-31). Der Vorwurf, der an den Reichen gerichtet wird, ist nicht primär der dem Armen in seiner nächsten Nähe nichts gegeben zu haben - sondern zuerst geht es darum, dass er ihn nicht wahrgenommen hat. Der Reiche hat sich in seiner Welt der persönlichen Bedürfnisse und sinnlichen Ablenkungen soweit eingerichtet, dass er nur mehr sich selbst lebt - und damit sein existenzielles Ziel Gott und dem Nächsten zu leben verfehlt.
Was könnte nun der Weg sein...?
Ich glaube ziemlich prophetisch hat ihn R.A. Knox im Jahre 1953 vorgezeichnet:
"In dem Maße, wie die Welt ihrer christlichen Hoffnung enträt, bleibt ihr als Alternative nur jene Spielart des Materialismus, die wir kennen: das und sonst nichts. Ihre Erfahrung mit dem Christentum war wie die einer großen Liebe, einer Liebe für das ganze Leben. Keine neue Stimme, die sich erhebt, wird einen Reiz für uns haben, wenn sie uns nicht zum Stall von Betlehem zurückführt."