(23-10-2019, 14:01)Ulan schrieb: Natuerlich muss Geben alle einschliessen. Das muss ja auch nicht auf Geld beschraenkt sein.
Der Mensch ist naemlich so veranlagt, dass er Dinge, die er bekommt, ohne etwas dafuer zu leisten, bei weitem nicht so schaetzt wie solche, fuer die er gearbeitet oder bezahlt hat. Im zweiten Fall besteht naemlich das Bewusstsein dafuer, was noetig dafuer ist, um an diesen Gegenstand oder diese Leistung heranzukommen. Das fuehrt auch zu absurden Situationen, naemlich, dass Menschen teure Dinge mehr schaetzen als billige, selbst wenn diese objektiv keinerlei Vorteil haben. Gerade Letzteres nutzt die Wirtschaft aus, um den Leuten mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Das ist nicht mal besonders verwerflich, da die Konsumenten tatsaechlich mehr Freude an teuren Dingen haben.
Deshalb haben auch Hilfsorganisationen hier und in anderen Laendern gelernt, dass, wenn man Leuten z.B. ein Haus einfach so gibt, dieses Haus oft in kurzer Zeit zerstoert oder unbrauchbar gemacht wird. Zum Teil steckt dabei sicherlich auch das Problem dahinter, dass Leute, die nie etwas hatten, nie gelernt haben, mit Dingen adaequat umzugehen, um den Wert zu erhalten; zum Teil ist das auch die Ursache, warum sie nichts haben. Trotzdem hat sich gezeigt, dass, wenn man die Leute fuer das Haus arbeiten laesst, anstatt es ihnen einfach so zu schenken, die bleibende Erfolgsquote viel hoeher ist. Nicht nur haben die Leute wahrscheinlich was gelernt, was sie vorher nicht konnten, sondern sie erkennen auch den tatsaechlichen Wert des Erhaltenen.
Das gilt uebrigens nicht nur fuer Gegenstaende, sondern zieht sich durch unsere gesamte Gesellschaft. Die Generationen, die ohne funktionierenden Sozialstaat auskommen mussten, wussten, wenn sie etwas bekamen, noch zu schaetzen. Die "Hineingewachsenen" haben gar nicht mehr das Gefuehl, dass dafuer wahrscheinlich irgendwelche Nachbarn gearbeitet haben. Auch ideelle Werte sind betroffen. Frieden scheint fuer juengere Generationen auch keinen Wert an sich mehr zu haben. So grausam es ist, aber die Erfahrung des Kriegs ist es anscheinend, die erst den Frieden als eine wertvolle Errungenschaft erscheinen laesst.
Das tangiert auch irgendwo die christliche Lehre. Erst die Erfahrung des Leids ist es ja anscheinend, die die Erloesung als erstrebenswert erscheinen laesst; zumindest ist das die Antwort, die die Kirche auf das Theodizee-Problem gibt.
Das ist jetzt wirklich mal ein Wort, das uns allen aus der Seele spricht.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........