18-03-2020, 13:27
(17-03-2020, 18:03)Ekkard schrieb: Nach was willst du suchen, wenn es nicht um Erklärungsmodelle gesellschaftlichen Zusammenlebens geht. Geht es dir um „religiöses Erleben“. Da kann ich nur passen; denn das ist ein individueller für die Allgemeinheit irrelevanter Weg.
Ich finde es hochinteressant, was der große Meister dazu zu sagen hat (er wird ja nicht nur als Mystiker, sondern auch als Visionär betitelt

Es gibt keine eindeutige dt. Übersetzung für das engl. "mind", gemeint ist unser Gedanken- und Gefühlskomplex ("Gemüt" vielleicht).
Sein Hauptkritikpunkt ist also, dass wir unserem mind zu viel Bedeutung beimessen. Das beginnt bereits in der Erziehung. Dazu kommt die Informationsflut, die stetig an uns herangetragen wird. Exemplarisch dafür erwähnt er das seltsame Phänomen der Langeweile bei Kindern und Jugendlichen, weil sie bereits den Kosmos durch ihren iphone-screen gesehen haben. Mit 16 haben sie bereits vier Liebschaften hinter sich, sie wissen was eine Beziehung ist, was eine Trennung ist... Früher sagt er, wären wir mit 18 für unsere erste Liebe gestorben, so intensiv war alles, und bei Kindern gab es keine Zeit für Langeweile, weil man mit dem Erforschen der Umwelt beschäftigt war. Heute aber gibt es eine Überladung des mind, was er als großes Problem ansieht. Es entstehe mit der Zeit ein Gefühl von falschem Wissen. Und er ist wirklich kein Bombenleger, aber das Heftigste was er gesagt hat war zu diesem Thema, nämlich dass wir uns nicht wundern sollten, wenn in 50 bis 100 Jahren (die Informationsflut wird ja noch zunehmen) 25-50% der Bevölkerung an Selbstmord denken wird. Irgendwann könnten eben viele den Eindruck bekommen, dass es (auf der Ebene des mind, der ja alles zu sein scheint) einfach nichts mehr gibt. Und dann will sich der mind beenden...
Von dieser Einschätzung abgesehen, ist der Mensch für Stagnation einfach nicht geschaffen, er will immer mehr Erfahrung haben, am liebsten natürlich angenehme. Wenn also vom Eindruck her alles bekannt ist, wenn die Möglichkeiten des mind als ausgeschöpft erscheinen, dann gibt es zwei Möglichkeiten für weitere Erfahrungen: unter- und überhalb des mind.
Überhalb des mind ist "religiöses Erleben", unterhalb Alkohol und Drogen. Er meint, diese Entwicklung deute sich an, vielleicht noch nicht so sehr in Europa, aber die Verschreibung von Tabletten hätten in den USA bereits alarmierende Zahlen erreicht. Demnach gehen wir immer mehr auf einen Scheideweg zu, entweder wir ziehen unser Glück aus unbewussten "Chemiezuständen", was Generation für Generation die Evolution zurückdreht und den Menschen degradieren lässt, oder was "anderes". Und um diese andere Möglichkeit zu verbreiten, ist jetzt die ideale Zeit, weil die Menschen extrem kommunikativ sind, alle hängen in den sozialen Medien. Diese extrovertierte globale Tendenz wird mit zunehmender Sättigung des mind abnehmen. Wenn wir also jetzt diese idealen Umstände nicht nutzen, ein "religiöses Erleben" überhalb des mind anzustoßen, werden wir in Zukunft große Probleme bekommen. Das wiederlegt Deine Aussage, dass es für die Allgemeinheit irrelevant wäre.