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Veränderung des Gottesbildes mit Jesus
#39
(08-05-2020, 15:16)Davut schrieb: Die hatten Göttervorbilder genug, sogar trinitarischen Zuschnitts (z.B. Hermes im 3. vorchr. Jh.)

Goettertriaden waren ueblich, ja, aber nicht Trinitaet. Da sollte man das korrekte Wort anwenden.

(08-05-2020, 15:16)Davut schrieb: Für den  judenchristlichen Teil aber unvorstellbar (siehe auch Dein # 18)! Ihr strenger Monotheismus, den sie schon  mit der Muttermilch aufsogen , hätte einen zweiten oder gar dritten Gott (den Heiligen Geist) nicht akzeptiert.

Diese Judenchristen hatten deshalb mit dem Markus-Evangelium auch gar kein Problem. Jesus war da ein gewoehnlicher Mensch, der vor dem Tod von Gott verlassen wurde. Der hl. Geist, war einfach Gott selbst, halt ein Teil von ihm, der in dem Auswerwaehlten wohnte (bei David finden wir dasselbe Bild). Rein historisch ist es uebrigens gar nicht so einfach, ob es nicht doch juedische Stroemungen gab, die nicht ganz so monotheistisch angehaucht waren (man denke an den himmlischen Adam, die Gespraechspartner Mose, oder den Ringer des Jakob). Allerdings scheinen judenchristliche Gemeinden tatsaechlich die Goettlichkeit Jesu abgelehnt zu haben, weshalb sie von den Kirchenvaetern als Haeretiker gefuehrt wurden (Ebioniten, teilweise die Nazoraeer).

(08-05-2020, 15:16)Davut schrieb: Mit dem JohEv erstmalig auch für ein intellektuelles Publikum. Während Markus Matthäus und Lukas im  1.Jh. noch vorsichtig mit dem "Gott"  Jesus umgingen, nahm dann im 2. Jh. die Vergottung Fahrt auf, nicht zuletzt auch mit diesem ominösen unechten Petrusbrief, der ja dieser Zeit zuzuordnen ist.

Ich vermute einen umfangreichen Redaktionsprozess im 2. Jhdt. Das Johannes-Evangelium koennte seinen Ursprung in einer kleinasiatischen, protognostischen Bewegung gehabt haben, die in der Kirche zu grossem Einfluss kam. Das Lukas-Evangelium ist wahrscheinlich eine entschaerfte Variante des Evangeliums der Markioniten.

(08-05-2020, 15:16)Davut schrieb: Insofern ist die als unerheblich empfundene Authenzität  (Dein Beitrag #35) doch nicht so "egal".

Ich kann nur wiederholen, dass es im Kontext von Bions Bemerkung egal war. Dass die katholischen Briefe einen ganz bestimmten Zweck erfuellen, ist dabei trotzdem vollkommen klar.

(08-05-2020, 15:16)Davut schrieb: Die Kardinalfrage, von Dir ausgelöst, ist aber die: Wer war früher da, die Evangelien/Briefe oder die frühchristliche Befindlichkeit. Hier ist es wie bei dem Huhn und dem Ei. Man kann es nicht schlüssig beantworten. Fest steht aber, dass die gedächtnismäßig bestens geschulten Israeliten/Juden/Araber/Ägypter über  Jahrzehnte hinweg auch die Vorlagen für die Evangelienschreiber geliefert haben. Günstigstenfalls haben sie die Tonalität der Schriften damit bestimmt - und nicht umgekehrt.

Voellig OT, aber die Frage nach Huhn oder Ei hat eine eindeutige Antwort: das Ei natuerlich (ist mehrere hundert Millionen Jahre aelter Icon_cheesygrin ). Wie auch immer, man darf nicht vergessen, dass das Judentum lange Zeit eine missionierende Religion war, und dass man gerade z.B. beim alexandrinischen Judentum und Schriftstellern wie Philon viele christliche Konzepte bereits angedacht vorfindet, hier z.B. anhand ausfuehrlicher Ideen zu dem Logos und der Sophia. Da die Apostel laut Apg eigentlich immer in bereits existierende Gemeinden gingen, die wohl gar keine christlichen Gruendungen waren, trafen sie auf alle moeglichen vorexistierenden Denkmodelle, die dann wahrscheinlich die oertliche christliche Entwicklung massgeblich praegten.

(08-05-2020, 15:16)Davut schrieb: Akribisch ausgeleuchtet (wie heute üblich) haben sie die Texte mit Sicherheit nicht. Sie "wollten" einfach glauben!

Auch bei Markus ist es ja z.B. vollkommen klar, dass er auf zwei verschiedenen Verstaendnisebenen gleichzeitig schreibt. Das vordergruendige Wunder funktioniert fuer die einfacheren Gemueter, die hintergruendige Bedeutung fuer die, die dem Gedankengang folgen koennen. Dabei brauchen einige Bemerkungen schon einen erheblichen Bildungshintergrund, um verstanden zu werden, und auch ansonsten haelt Markus nichts von Erklaerungen, jedenfalls nicht in seinem oeffentlichen Text. Selbst die Bibelstellen, die er verwendet, muss der Zuhoerer kennen, da die eigentliche Botschaft oft nicht in den Stellen steckt, die er erwaehnt, sondern dem Abschnitt, den er sozusagen ins geistige Auge ruft. Matthaeus flacht das Niveau dann erheblich ab. Seine Christologie ist aber immer noch nahe bei Markus, und der sterbende Jesus fuehlt sich immer noch von Gott verlassen.
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