Im entsprechenden Thread wurde "Inannas Reise in die Unterwelt" schon thematisiert. Interessant ist hier die Figur ihres Gemahls, Dumuzi, der sumerische Hirtengott.
- Laut dem Epos "Dumuzis Traum" war Dumuzi urspruenglich ein sterblicher Mann, der durch die Heirat mit Inanna goettlich wurde.
- Seine Gattin Inanna, eine der bedeutendsten sumerischen Goettinnen, stieg in die Unterwelt hinab, starb dort, wurde fuer drei Tage und drei Naechte an einem Pfahl aufgehaengt, und anschliessend mit dem Wassern des Lebens und der Nahrung des Lebens wieder auferweckt, worauf sie wieder zum Leben erwachte und auf die Erde zurueckkehrte.
- Dumuzi wurde an ihrer Stelle in die Unterwelt geschickt, da er sie nicht betrauert hatte. Da er ihr aber leid tat, tauschten sie dann zweimal im Jahr.
- Die akkadische (also semitische) Variante des Paars waren Tammuz (Dumuzi) und Ischtar (Inanna). Tammuz weilte die drei Monate Nisan, Ijjar und Siwan auf der Erde, also die fruchtbaren Monate, und starb am Ende des Siwan, worauf er von der Bevoelkerung beweint wurde. Ezechiel 8,14 beschreibt, wie die Frauen Jerusalems am Tor des Tempels den Tod des Tammuz beweinten. Tammuz erwachte im Monat Nisan wieder zum Leben (der Monat des Pessach-Festes und der Auferstehung Jesu).
- Ischtar wird im Talmud mit Esther gleichgesetzt, also dem Planet Venus. Das Buch Esther beschreibt wahrscheinlich eine Sage von Ischtar und Marduk (die Gleichsetzung Mordechais mit Marduk ist auch gesichert). Der endgueltige Beweis fehlt, da eine genau passende Sage bis jetzt nicht gefunden wurde, aber Adam Silverstein hat im Jahre 2006 noch mal die beeindruckende Indizienlage zusammengestellt, die fuer die Identifizierung spricht. Das mag auch den erheblichen Widerstand erklaeren, den das Buch bei der Kanonisierung erfuhr.
- Tammus (von akkadisch dumuzu) ist seit der Zeit der babylonischen Gefangenschaft auch ein juedischer Monatsname.
- Das Paar Tammuz/Ischtar taucht in der hellenistischen Literatur dann als Adonis/Aphrodite auf. Die Geburtskirche Jesu in Bethlehem verehrt als Geburtsstaette Jesu eine Hoehle, die zuvor als Tammuz/Adonis-Heiligtum gedient hatte.