(11-05-2020, 12:07)Davut schrieb: Bekanntlich nimmt mit den Höhenmetern die Sauerstoffversorung ab. Ich bewundere Euer Wissen. Aber geistige Höhenflüge in akribische Wortinterpretationen können natürlich auch normalen Menschen die Atemluft nehmen - und sie erschrecken.
Erst einmal ist das oft genug nicht unbedingt Wissen - ich habe ja durchaus da oben betont, dass ich kein Altphilologe bin. Mehrere Moderatoren hier haben aber einen Hintergrund in den (Natur)wissenschaften und kennen sich zumindest damit aus, wie man Fragen stellt, soweit wie moeglich Antworten bekommt, und wie man zumindest versuchen kann, diese Antworten einzuordnen. Dazu kommt natuerlich eine gewisse Neugierde, die sich hier halt auch auf andere Dinge als das eigene Fachgebiet erstreckt. Die Beurteilung der Information beruht hierbei auf innerer Konsistenz der Beweisfuehrung, da mir dann die externen Kriterien nicht oder nur zu einem kleinen Teil bekannt sind. Z.B. gehoert bei der Argumentation in meinem letzten Beitrag ein gewisses Vertrauen dazu, dass der Autor, den ich zitiere, die grammatische Expertise, die er als Entscheidungsgrund anfuehrt, auch hat - ich habe die sicherlich nicht. Eine gewisse Unsicherheit gibt es da immer. Und, wie gesagt, wer diese Neugierde nicht teilt, muss dem spezifischen Gedankengang ja nicht folgen.
Aus dem Grund bin ich auch immer der Meinung, dass das Streben nach (in dem Fall persoenlichen) neuen Erkenntnissen nicht erschrecken sollte. Dass dabei gewissen Rahmenbedingungen gefolgt werden sollte, haengt halt mit dem erkenntnistheoretischen Hintergrund, dem man als Wissenschaftler jedenfalls im Normalfall hat, zusammen.
(11-05-2020, 12:07)Davut schrieb: Vielleicht erklärt sich dadurch auch die geringe Zahl von Interessenten hier - die unerschrockenen, sogar nächtlich arbeitenden Suchmaschinen mal ausgenommen.
Nun, dass das nur einen kleineren Teil der Menschen anspricht, ist klar. Wirklich neugierige Leute, bei denen sich diese Neugierde auch auf Gebiete ausserhalb der eigenen beruflichen Expertise erstreckt, gibt's halt dann doch nicht so viele. Und (nach eigenen Angaben) Fachleute, die sich hier reingehaengt haben, haben oft Probleme damit, wenn jemand, der nicht vom Fach ist, ihnen widerspricht, weil er ihre Argumentation fuer unschluessig haelt. Solche Leute halten sich hier letztlich auch nicht. Wenn sie ihre Standpunkte nicht vernuenftig argumentieren koennen, hilft ihnen auch kein "da koennen Sie ja gar nicht mitreden, weil Sie nicht vom Fach sind" hier. Das ist der letzte Rueckzug auf verletzte Eitelkeit, die letztlich niemandem hilft.
(11-05-2020, 12:07)Davut schrieb: Ich z.B. wusste - symbolisch gesprochen - vor 5 Jahren nicht mal, wie man Trinität schreibt. Und heute nach einem Senioren-Vollzeitstudium über das Urchristentum weiß ich, dass ich sie inbrünstig ablehne. Arius, ich danke Dir für den Erkenntnisgewinn.
Das finde ich ja auch loeblich. Nur, bitte keine Angst bekommen, wenn jemand widerspricht. Als Wissenschaftler liegt man so oft falsch im Leben, dass man entweder lernt, damit umzugehen, das einzuraeumen und weiterzugehen, oder man macht etwas anderes. Denn eins muss man sich vergegenwaertigen: nur durch Widerspruch lernt man etwas Neues! Das Festhalten an Positionen, die man nicht vernuenftig verteidigen kann, hilft niemandem. Den Spielraum der vielen Bereiche, wo es letztlich um Ansichtssache geht, gibt's ja auch immer noch.

