(16-05-2020, 17:02)Ulan schrieb: Aber, wie ich sehe, ist Sinai zurueck zum Thema gekommen, einem der Reiter in einem Bibeltext. Gut so.
Ich kann nur sagen, daß mir der erste der vier apokalyptischen Reiter völlig rätselhaft erscheint.
Der ominöse Reiter hat Pfeil und Bogen, was so überhaupt nicht zu Iēsous Nazōraios paßt wie das Pferd, da dieser doch auf einem Esel in Jerusalem eingeritten ist (Lukas 19:28–40)
Der kriegerische Reiter mag zwar auch Jesus heißen - aber was sagt das schon? Jesus (griech. Schreibweise Iēsous) war doch ein häufiger biblischer Name: man denke etwa an den Schreiber des alttestamentarischen Buches Jesus Sirach oder an Barabbas der angeblich den Vornamen Jesus hatte (vgl Jesus (Name) - Wikipedia) oder an Jesus ben Ananias - der im Jahr 62 n. Chr. während des Laubhüttenfestes in Jerusalem auftrat und dort immer wieder das Ende prophezeite (vgl Jesus ben Ananias - Wikipedia)
Letztgenannter Jesus ben Ananias würde schon besser auf den in der Apokalypse genannten "Jesus" passen
Jesus ben Ananias starb während der Unruhen im Jahr 68 durch ein römisches Katapultgeschoß - kann gut sein, daß gerade dieser Jesus (und nicht der christliche Jesus) in der Apokalypse verewigt wurde und kriegerisch beschrieben wurde.
"Jesus ben Ananias ist möglicherweise identisch mit Abba Joseph ben Chanin, der im Talmud erwähnt wird und danach ebenfalls kurz vor der Zerstörung des Tempels als prophetischer Kritiker der Priester auftrat." (Jesus ben Ananias - Wikipedia)
Ich eröffne einen Thread in Christentum > Jesus ben Ananias - der 'Jesus' der Apokalypse ?
Spannend jedenfalls der Weg der Offenbarung zur Kanonisierung im Jahre 367:
"Die Offenbarung war in der alten Kirche sehr umstritten, besonders in den östlichen Teilen des Römischen Reichs. Allerdings wurde sie von den meisten Kirchenvätern als kanonisch anerkannt.
Die Aussagen von Gaius über Kerinth, die Eusebius berichtet, beziehen sich allerdings nicht auf die Offenbarung.
Erst mit dem 39. Osterfestbrief des Athanasius (367) wird die Apokalypse von fast allen damaligen Christen im Westen als gültiger Teil des Bibelkanons anerkannt. In den gegenwärtigen Ostkirchen wird die Offenbarung als einzige neutestamentliche Schrift nie im Gottesdienst verlesen. Da die Liturgie insgesamt als Offenbarung verstanden wird, bedeutet dies einen in der Praxis nicht voll kanonischen Status der Offenbarung. Die Syrisch-Orthodoxe Kirche erkennt die Offenbarung des Johannes überhaupt nicht an und druckt sie auch in ihren Bibeln nicht ab."