02-07-2020, 09:27
(02-07-2020, 01:23)Geobacter schrieb: Ein alleiniger und einziger Schöpfer des Universums / der Welt... und allem was darin ist, bräuchte ja eigentlich auch erst gar keinen Namen. Mit wem sollte man ihn denn schon verwechseln..Aber damals, als er von den Israeliten zum ersten mal in einem brennenden Dornenbusch entdeckt wurde, gab es halt schon viele andere Götter auf Erden und die auch allesamt unter deutlich besseren Verhältnissen in Tempeln wohnten.
Ich finde, eine gute Beschreibung des Buches Exodus waere, dass ein Gott, der bei der Verteilung der Voelker an die Goetter durch El leer ausgegangen war, auf ein Volk traf, das in einer prekaeren Situation war, weil es noch keinen Schutzgott hatte. Da stellte Jahwe sich vor und schlug einen Deal vor, durch den man sich gegenseitig die Defizite ausgleichen konnte. Dass die Israeliten sich das geschenkte Land noch selbst erobern mussten, weil es schon jemand gehoerte, stand wohl im Kleingedruckten. Wie auch immer, fuer einen eigenen Gott brauchte man natuerlich auch einen eigenen Namen, um ihn von den anderen abzugrenzen, wie Du anmerkst.
(02-07-2020, 01:23)Geobacter schrieb: Er hat sich aber dann ja später auch selber so eine imposante Wohnstätte bauen und ziemlich anspruchsvoll einrichten lassen. Wie man so über ihn liest, soll er die armen Israeliten nicht einfach nur darum gebeten, sondern ziemlich hart an die Kandere genommen haben.
Ein typischer kanaanitischer Tempelbau war das; die Bauplaene sind immer aehnlich, und in Nordsyrien gibt es (oder gab es zumindest) ein fast identisches Gebaeude. Die Baumeister kamen laut Bibel ja auch aus dem phoenizischen Tyros. Was die Fronarbeit angeht haben Historiker wie Jan Assmann schon darauf hingewiesen, dass die Schilderungen der Oppression in Aegypten ziemlich genau der Situation unter Salomon entsprechen, was evtl. auch die Quelle war, oder halt ein weniger legendaerer und mehr geschichtlicher Nachfolger.
An dieser Stelle wuerde ich Jahwe aber nicht besonders herausstreichen wollen; solche Kraftanstrengungen fuer religioese Zwecke waren ja in der Antike und auch spaeter noch vollkommen ueblich. Was eher irritiert ist, dass die vorherigen Vorschriften Jahwes, wie sein Heiligtum auszusehen hatte (weniger aufwaendig, offen, ohne steinernen Altar, etc.) dadurch ausgehebelt wurden und durch einen kanaanaeischen Standardtempel ersetzt wurden.
Wie auch immer, ich finde solche Ueberlegungen zur Natur Jahwes nur in historischem Zusammenhang sinnvoll, und halt als Entgegnung an Zeitgenossen, die immer noch an der woertlichen Richtigkeit der Bibel festzuhalten meinen. Mich interessiert hier eher die doch recht erstaunliche ethische Entwicklung Jahwes, die sich in der Bibel manifestiert, und die letztlich tatsaechliche gesellschaftliche Entwicklungen widerspiegelt.