(12-08-2020, 21:30)Ulan schrieb: Zur Threadfrage hatten wir doch mal die Sache mit der Aufhebung des Sabbats im Detail durchgesprochen, was gerne in christlichen Belehrungen als Beispiel dafuer gebracht wird, warum Christen sich nicht mehr an "das Gesetz" halten muessten. Im Endeffekt handelt es sich dabei um eine Fehlinterpretation des Textes. Im Prinzip hat Jesus im Evangelientext die tatsaechlichen Sabbat-Bestimmungen in der Tora angewandt; wogegen er argumentierte, waren die viel strengeren, muendlichen Bestimmungen, die die Auslegungen der Pharisaeer noch oben drauf gesetzt hatten, und die das menschliche Element vermissen liessen.
Dies dürfte stimmen
"Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben." Matthäus 5,17 Einheitsübersetzung
Weiter:
"Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein." Matthäus 5,19 Einheitsübersetzung
Aber:
Jesus verurteilte aber die Lehre der Pharisäer
Jesus duldete daß seine Jünger das rein pharisäische Verbot brachen, um am Sabbat beim Spazierengehen unreife, weiche Getreidekörner zu pflücken um sie roh zu verspeisen. Matthäus 12,2
Denn im Gesetz ist das nicht eindeutig verboten.
"Sechs Tage sollst du arbeiten, am siebten Tag sollst du ruhen; selbst zur Zeit des Pflügens und des Erntens sollst du ruhen." 2 Mose 34,21
Jesus konnte aber dafür von den Pharisäern nicht bestraft werden, erstens weil ja die Hohepriester des Tempels (allesamt Sadduzäer) die sektenhafte Lehre der Pharisäer verwarfen, und zweitens weil die Juden keine Strafgewalt mehr im eigenen Land (das von den Römern besetzt war) hatten.
Erst als sich Jesus auch mit den Sadduzäern verwarf, war es um ihn geschehen. Der Sanhedrin war sadduzäisch beherrscht - die Pharisäer waren zwar im Volk weit verbreitet, aber im Sanhedrin waren sie relativ schwach.
Doch als nun auch die Sadduzäer (Kaiphas) gegen Jesus waren und vom Statthalter Pontius Pilatus den Tod Jesus forderten, war es um Jesus geschehen