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"Ich aber sage Euch..." Jesus und sein (Miss)Verhältnis zu NT- Bibeltexten
#36
(13-08-2020, 09:16)Sinai schrieb: Wenn eine Gruppe an die Auferstehung glaubt, eine andere aber nicht, dann sind das doch zwei unterschiedliche religiöse Lehren  Denn das Thema "Auferstehung ja oder nein" ist ein zentrales Thema in jeder Religion

Wir machen es zu einem zentralen Thema, weil wir selbst christlich sozialisiert wurden.
Tatsächlich finden wir den Auferstehungsglauben bereits bei den Propheten. Er findet sich dort als die Wiedererweckung des jüdischen Volkes in dem ihm bestimmten Land. Auferstehung ist verbunden mit der Idee, dass die Juden verzweifelt sind und in Hoffnung neu auferstehen.
Selbst wenn 2 Menschen an eine Auferstehung glauben, bedeutet es nicht, dass sie darunter das gleiche verstehen. Während sich die meisten Christen heutzutage von der Idee distanzieren werden, dass ein Leichnam wieder aufersteht, wurde in einer anderen Diskussion hier im Forum darauf hingewiesen, dass es einigen Autoren im NT wichtig war, Jesu auch körperliche Merkmale der Kreuzigung anzuhängen, um seine Auferstehung im Leib zu betonen.
Es ist auch umstritten, ob man die Auferstehung nun als die für das Volkes Israel beschriebene Aufrichtung des Einzelnen aus Kummer und Leid sehen soll. Denn dann wären es eigentlich, wenn wir die biblischen Erzählungen beachten, die Jünger gewesen, die als wiederauferstanden beschrieben werden müssten.
Dazu kommt, dass der Streit zwischen Pharisäern und Saduzäern darauf schließen lässt, dass es kein zentrales religiöses Thema war, oder eben, dass die Debattenkultur im Judentum soweit fortgeschritten war, dass selbst zentrale religiöse Themen diskutabel galten.
Aus meiner Sicht spricht aber eher einiges dafür, dass es um Auslegung geht. Denn jede Debatte um die Frage, wie etwas zu lesen ist, ist Diskussion um die Auslegung. Nichts anderes tun wir hier übrigens im Forum.


(13-08-2020, 09:16)Sinai schrieb: Zu Jesus ist zu sagen, daß er darauf hinwies, daß das Gesetz zu beachten ist - Jesus verwehrte sich aber gegen die allzu strenge Auslegung des Gesetzes durch die Rabbiner

Jesus wirkt auf mich sehr streng. Er wehrte sich, das Gesetz gegen den Menschen auszulegen, so betonte er dass der Sabbat "für den Menschen gemacht" (Mk 2,27) wurde, weshalb "der Menschensohn Herr auch über den Sabbat" (Mk 2,28) ist.
Menschen glauben, dass dies bedeute, religiöse Vorgaben sollte für die moderne Selbstverwirklichung abgeschafft werden oder seien dem Menschen unterzuordnen. Ich denke Jesus bezieht sich auf eine Grundüberzeugung des Judentums: das Gesetz wurde aus Gnade gegeben, da Gott dem Menschen zutraut, es halten zu können. Es entsteht eine "schöpferische Spannung" (Trepp, Die Juden, S. 19). Der Mensch versucht, aus Sympathie für Gott seinen Geboten gerecht zu werden, dadurch verbessert er sich als Mensch, wächst über sich hinaus. Das Gesetz wurde für den Menschen gemacht. Denn ein ethisch und moralisch sehr hoch angesiedeltes Individuum braucht kein Gesetz. Gleichzeitig darf das Gesetz als Prüfstein nicht gegen den Menschen ausgelegt werden, so dass er daran scheitert: "durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde" (Rom 3,20).
Es geht nicht um den Erhalt der Norm, sondern um die spezifische Anwendung und hier darf nie vergessen werden, was Sinn des Gesetzes ist: dem Menschen ein Anstoß zu sein, moralisch zu wachsen. Als "lebendige Tora" hat Jesus diese Funktion in seiner Umgebung übernommen.
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RE: "Ich aber sage Euch..." Jesus und sein (Miss)Verhältnis zu NT- Bibeltexten - von ha’adam - 14-08-2020, 06:23

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