(27-08-2020, 02:41)Davut schrieb: Kannst du mich aufklären, was ein Kategorienfehler ist? Danke.
Meine Ausfuehrungen betrafen die theologisch durchkonstruierte Ebene der Erzaehlung. Die Erzaehlung moechte den Hingerichteten als das geopferte Pessach-Lamm darstellen, und daher muessen die Elemente der Erzaehlung den Anforderungen entsprechen, die an ein valides Pessach-Malhl gestellt sind, wozu gewisse Reinheitsgebote von Opfer und Beteiligten gehoeren.
Ob aus irgendwelchen medizinischen Gruenden Jesus nun scheintot gewesen sein mag oder nicht, tangiert die gemachte Erzaehlung hier an keinem Punkt. Im Prinzip haben wir hier nur eine neue Ebene christlicher Legendenbildung vor uns, diesmal halt ein wenig an unsere medizinisch-naturwissenschaftliche Erkenntniswelt angepasst. Sie geht immer noch davon aus, dass Jesus die ganze Prozedur tatsaechlich so ueberlebt hat, wie es uns die spaeteren Evangelien erzaehlen (so mit Haende-in-die-Wunde-Legen), auch wenn uns die Paulus-Briefe eher nahelegen, dass wir es mit Erscheinungen zu tun hatten.
Solches Argumentieren auf medizinischer Ebene laesst sich dann natuerlich genauso auf der medizinischen Ebene aushebeln; der Kreuzigung war bereits eine schwere koerperliche Misshandlung vorausgegangen, was sie Idee Jesus koenne in dem Zeitraum gar nicht gestorben sein, wieder negiert.
Dazu kommt dann noch das Markus-Evangelium, das nicht muede wird, uns zu erklaeren, dass die ganze Prozedur keine Zeugen hatte, ausser den Frauen, die aus der Ferne zuschauten, dass Jesus dann von einem nicht mit der Gemeinschaft Jesu assoziierten Ratsmitglied in ein diesem Ratsmitglied gehoerendes Grab verfrachtet wurde (wieder ohne Beteiligung der Anhaenger Jesu), und dass Jesus in der Folge aus diesem verschwunden war. Dann gibt's noch eine Erscheinung eines jungen Mannes im weissen Gewand, der an eine von Jesus gemachte Aussage erinnert, und das Evangelium endet dann mit dem Satz, dass die Frauen (also die einzigen Zeugen) aus Angst nie irgendjemandem davon irgendetwas erzaehlten. Punkt.
Hier jetzt wieder auf die Ebene zurueckzugehen, die sich mit irgendwelchen medizinischen Ueberlegungen befasst, ist weitgehend kontraproduktiv. Das richtet sich eher an solche Christen, die immer noch Geschichten mit Geschichte verwechseln.