29-08-2020, 15:42
(29-08-2020, 05:27)Ulan schrieb: "Prozessakten" - ha!
Wir können von Glück reden, dass die Archäologie in den 1960er Jahren im Theater von Caeseraea Marittima in Israel überhaupt einen epigrafischen Beweis für die Existenz Pilatus' gefunden hat - geschweige denn von seinen "Prozessakten" zu fabulieren.
Trotzdem sind ueber den Prozess Jesu auch außerhalb der "Heiligen Schriften" ganze Bücher geschrieben worden.
Zweifellos das beste -aussertheologische- lieferte Chaim Cohn vor 50 Jahren. Warum? Weil er als oberster Richter des neu gegründeten Israel mit dem Fall juristisch befasst war. Christliche Antragsteller (sie koennen es einfach nicht lassen! ) hatten den Staat Israel sinngemaess eines Justizmordes an Jesus beschuldigt und eine Aufhebung des 2000 Jahre alten Urteils gefordert.
Da ich nicht verlinken kann, muss man googeln. (CHAIM COHN: der Prozess Jesu aus jüdischer Sicht) Irgendwo habe ich gelesen, dass sich Pilatus später nicht mal mehr an Jesus erinnern konnte. Warum auch: in einem Menschenalter jener Zeit hatten "die Römer" mehr als 6000 Aufruehrer ans Kreuz gehängt, Jesus mag fuer ihn ein Allerweltsfall gewesen sein, auch wenn seine Frau in der Nacht vor dem Urteil davon geträumt haben soll.
Er stellt darin den Zusammenhang zwischen dem religiös konstruierten "Gottesmord", dem Antisemitismus (nicht dem damals schon erkennbaren Antijudaismus) und dem späteren Leidensweg der Juden her.
Fuer die sich dafuer Interessierenden juristisch sehr interessant. Ein Hauruck-Verfahren, wie manchmal dargestellt, waren die Geschehnisse auf dem Oelberg, im Garten Gethsemane, vor dem Sanhedrin und Pilatus und später auf Golgatha jedenfalls auch nicht.
MfG
