(16-09-2020, 23:43)Ulan schrieb: Sie wurden ueberhaupt nicht wegen Bibellesens verfolgt.
Hat auch keiner behauptet, dass sie wegen "Bibellesens" verfolgt wurden.
Sie wurden offenbar deshalb verfolgt, weil sie ständig versuchten, mittels aus dem Zusammenhang gerissener biblischer Sätze die Gesellschaft zu unterminieren:
Gegen die Demokratie (die Zeugen Jehovas lehnen auch die Demokratie ab, da nicht biblisch begründet, sie wollen ein von oben diktiertes Theokratisches Königreich; und diese Idee spießte sich mit der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik), gegen den Wehrdienst, gegen die Vereinten Nationen (die Zeugen Jehovas bezeichnen die Vereinten Nationen als "etwas Abscheuliches"), und vieles mehr.
Daß da bald die Polizei an der Tür klingelte, braucht einen nicht zu verwundern.
Da aber ein Prozeß wegen biblisch 'begründeter' Spekulationen juristisch nicht zu führen ist (wie soll denn ein Gericht entscheiden wer der "scharlachrote Reiter" ist) und alsbald zum lächerlichen Schauprozeß und zur willkommenen Bühne der Angeklagten wird, machte Walter Ulbricht kurzen Prozeß und klagte wegen Spionage an. Klar waren die Zeugen Jehovas keine Spione der US Army (da die Zeugen Jehovas auch in den USA Fremdkörper sind und ihre Außenseiterrolle genießen und auch in den USA wie überall den Militärdienst verweigern und die "anglo-amerikanische Weltmacht" als böse darstellen) - aber eine Anklage wegen Spionage ist schnell fertig. Da braucht bloß ein magdeburger Zweigbüro der Zeugen Jehovas eine Stadtkarte mit roten Stecknadeln von Stützpunkten haben, und schon ist das eine Landkarte . . . und wenn das Zweigbüro diese Karte photographiert und in die leider in New York gelegene Zentrale schickt und dieser Brief wird von der Stasi abgefangen dann ist die Anklage fertig

