18-11-2020, 21:21
(18-11-2020, 11:06)Ulan schrieb: Du magst das anders nennen, aber es laeuft darauf hinaus. Das ist wie mit dem ontologischen Gottesbeweis nach Kurt Gödel: formal als richtig bewiesen, aber steckt das Ergebnis durch die angewandten Axiome hinein. Das sehe ich bei Dir so auch. Wer die Bibel als das Wort des allmaechtigen, allwissenden Gottes ohne innere Widersprueche sieht, also von einem einzelnen Autoren, der wird bei seinen "Pruefungen" natuerlich auch herausbekommen, dass die Bibel das Wort eines allmaechtigen, allwissenden Gottes ohne innere Widersprueche ist. Diese anfaengliche Annahme bestimmt dann auch das Vorgehen, dass widerspruechliche Passagen durch Passagen zu aehnlichen Themen aus anderen Texten ersetzt werden, da ja derselbe Autor spricht, was die Pruefung dann ad absurdum fuehrt. Hier ist also nur eine Loesung moeglich; eine Pruefung liegt nicht vor.Bist du dir der Konsequenz dieser Argumentation bewusst und bereit dich selbst mit gleichem Maß zu messen?
Schaun wir mal:
(18-11-2020, 11:06)Ulan schrieb: Ich schliesse, zumindest per Vorgabe, nicht aus, dass die Bibel keine Widersprueche enthaelt. Widersprueche finden sich darin aber genuegend, und davon sind eine ganze Reihe Widersprueche auch interpretationsunabhaengig, z.B. wo genannte Zahlen krass voneinander abweichen.Wie willst du denn nicht ausschließen, dass die Bibel keine Widersprüche enthält, wenn du im gleichen Satz von "genügend Widersprüchen in der Bibel" sprichst?
Wie sieht deine "Prüfung" denn aus? Wer sucht, der findet? Und wenn er nicht findet, konstruiert er, um finden zu können? Wie hast du denn "die ganze Reihe von Widersprüchen" als solche überprüft?
(18-11-2020, 11:06)Ulan schrieb: Aber hier geht's jetzt ausnahmsweise mal nicht um Details, sondern um Methodisches. Es zeigt, warum Deine Argumentation nicht einfach aequivalent zu meiner ist: Du magst Dir einreden, ergebnisoffen zu pruefen, aber Deine Vorgaben verhindern das letztendlich.So wie deine Vorgaben es in deiner Situation bewirken. Aber, rede es dir ruhig weiter ein, ergebnisoffen zu prüfen. Dich selbst scheinst du ja erfolgreich zu überzeugen. Und was wolltest du mehr?
(18-11-2020, 11:06)Ulan schrieb: Nun, das ist zwar hier nicht besonders bedeutungsvoll, aber lass es mich, von den inneren Widerspruechen einmal weg, umformulieren: nur wer Widersprueche findet, kann sich mit diesen auseinandersetzen und an ihnen wachsen. Wer dies nicht tut, ist zur Stagnation verdammt, und Stagnation ist letztlich der Tod.Wer Widersprüche aufgrund seiner Interpretation konstruieren muss, damit er sie finden kann, um dann durch die Auseinandersetzung mit ihnen an selbigen zu wachsen, nimmt einen - meiner Meinung nach - unnötigen Umweg auf dem Erkenntnisweg in Kauf. Und wenn man auf diesem Umweg im Kreis läuft, ist das durchaus mit Stagnation und deren "tödlichen Folgen" in Verbindung zu bringen. Wäre es da nicht sinnvoller, das eigene Verständnis und die Interpretationsgrundlagen direkt selbstkritisch zu hinterfragen?

