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Biblische Interpretationsfragen
#66
(22-11-2020, 14:45)Ulan schrieb: Eben. Das ist genau mein Vorwurf an Deine Art der Interpretation: Dir ist es letztlich egal, was da im Text steht. Den Text ernst genommen hat erst die historisch-kritische Methode. Sie vergewaltigt nicht den Inhalt der Texte durch ideologisch gefaerbte Verdrehungen dessen, was da eigentlich steht (von einzelnen Vertretern dieser Methode abgesehen; ja, die gibt es in Ausnahmefaellen auch).
Du begründest deinen Vorwurf mit deiner persönlichen Meinung, mir wäre es letztlich egal, was da im Text steht. Hinterrücks und ohne jeden Nachweis (deine Behauptungen sind kein Nachweis) unterstellst du mir dann auch noch, ich hätte den Text nicht ernst genommen, weil das ja erst (und einzig?) die historische-kritische Methode vermag...? Verstehe ich das so richtig?


(22-11-2020, 14:45)Ulan schrieb: Nun, das ist doch aber der Knackpunkt: Deine Grundlage ist ein als wahr angenommener Grundsatz, weder begruendet noch abgeleitet. Es ist schlicht ein Glaubenskonstrukt
Und das ist leider schlicht dein Glaubenskonstrukt; weder begründet noch abgeleitet, ein als wahr angenommener Grundsatz, Deine Grundlage, welche sich auf die Projektion deiner Befindlichkeiten auf gegensätzliche Positionen stützt, wodurch sie gleichsam zu einm Kreislauf wird, in welchem sich die Schlange in den eigenen Schwanz beißt.

(22-11-2020, 14:45)Ulan schrieb: Und hier wird's eben genau falsch. Die Position, die Bibel sei das einheitliche Wort Gottes, ist eine Annahme, die zu Beginn einer Pruefung des Textes erst mal als unbewiesene Hypothese dasteht, die eine Pruefung, die diese Bezeichnung verdient, entweder beweisen oder widerlegen kann. Insofern stecke ich (oder die historisch-kritische Methode ganz allgemein) eben nicht die gegenteilige Annahme in den Text, sondern der Text wird so untersucht, wie jeder andere Text auch, ohne die Antwort auf diese zu untersuchende Frage in irgendeiner Form vorauszusetzen. Sollte sich in der Bibel das einheitliche Wort eines einzelnen Geistes finden lassen, kommt das aus solch einer Pruefung heraus.
Soviel zur Theorie...

(22-11-2020, 14:45)Ulan schrieb: Allerdings ist diese fuer Jahrhunderte anhaltende Untersuchung zu einem anderen Ergebnis gekommen: der Text stammt von vielen unterschiedlichen Autoren und traegt sodie unterschiedlichen Ideologien und religioesen Vorstellungen vieler unterschiedlicher Zeitraeume und Personen in sich. Das ist, wie gesagt, nicht, was hineingesteckt wird, sondern was bei einer Pruefung, die das Ergebnis nicht, wie Du, vorwegnimmt, herauskommt.
Und hier wird's eben genau falsch. Wenn du selbst schon von einer fuer Jahrhunderte anhaltende Untersuchung sprichst, kann von einem abschließenden "Ergebnis" in keiner Weise die Rede sein. Es sei denn, man beschließt die Forschung oder man steckt immer wieder die gleichen Axiome und Grundannahmen vorab hinein, um sich dann das "Ergebnis" durch solch eine Pseudoprüfung in steter Regelmäßigkeit bestätigen zu lassen. Ist es das, was du unter wissenschaftlicher Arbeit verstehst oder bist du da nicht schon längst auf deinem persönlichen Holzweg unterwegs?


(22-11-2020, 14:45)Ulan schrieb: Nun, biblische Hermeneutik, egal ob in ihrer katholischen oder ZJ-Auspraegung, mag ja als intellektuelle Spielerei durchaus anregend wirken, wenn man ein in sich geschlossenes Bild konstruieren will, das halt darauf verzichtet, seine Axiome als Hypothesen zu begreifen, die sich eigentlich ueberpruefen lassen. Aber das ist es halt, wo der Glaube injiziert wird. Nur sollte man sich dann halt nicht selbst ueber die Aussagekraft dieser intellektuellen Spielerei taeuschen. Im Endeffekt schaut man dann nur auf ein Kunstwerk, das einem sicherlich Freude machen kann; nur irgendeine praktische Bedeutung hat das dann letztlich nicht.
Und was veranlasst dann dich selbst, so viel Glauben in dein Kunstwerk zu injizieren, das doch letztlich auch nichts anderes ist, als eine "intellektuelle Spielerei", wie die von der RKK oder EK oder den Zeugen oder Neuapostolen oder Gott weiß welcher noch, die vielleicht Freude macht, allerdings ohne "irgendeine praktische Bedeutung" zu beinhalten? Ist es vielleicht der Wunsch, sich gegenüber anderen, die es wagen, zu anderen Schlüssen zu kommen, als jene, die allgemein weit verbreitet sind, als etwas Besseres darzustellen? Das ist dann allerdings eher das genaue Gegenteil einer intellektuellen Spielerei.  Icon_rolleyes


(22-11-2020, 14:45)Ulan schrieb: Oh, ich wollte mich sicherlich nicht in Einzelbeispielen von Bibelstellen ergehen; da bekomme ich dann wieder irgendwelche Zitate aus Publikationen bestimmter Religionsgemeinschaften woertlich zitiert oder paraphrasiert (siehe wasweißich), was eh keine Diskussion ist. Egal ob RKK, Protestanten oder ZJ, die haben jeweils wahrscheinlich Kilometer solcher Versatzsstuecke produziert; man muss nur zugreifen. Mir ging's eher um die benutzten Grundlagen der Bibelinterpretation.
Oh, mir auch. Neben den von dir genannten haben auch Agnostiker (s.l.) und selbst Atheisten ihre eigenen Grundlagen zur Bibelinterpretation. Weil da eben jeder das glauben kann, was er glauben will. Und leider scheint auch jeder zu wollen, dass sein "Ergebnis" der Bibelinterpretation von anderen als das allergeilste wahrgenommen wird.  Icon_rolleyes 

(22-11-2020, 14:45)Ulan schrieb: Um nur ein Beispiel herauszunehmen, hier in sehr verkuerzter Form:

1. Die RKK begruendet Glaubensgrundsaetze nicht nur aus der Bibel, sondern auch vor allem aus ihrer Tradition heraus. Da deshalb relativ egal ist, was in der Bibel drinsteht, gibt es auch keine Bevorzugung irgendeiner Uebersetzung, von der Stellung der Vulgata mal abgesehen, was aber keine praktischen Auswirkungen hat. Insofern sind katholische Bibeluebersetzungen oft sehr nah am Grundtext, zumindest die etwas neueren.

2. Bei Protestanten (hier verkuerze ich am meisten) fuehrt die "sola scriptura"-Ideologie dazu, dass alle Glaubensgrundsaetze in der Bibel gefunden werden muessen. Da aber auch protestantische Glaubensinhalte geschichtlich durch katholische Traditionen gepraegt sind, fuehrt das dazu, dass viele protestantische Bibeluebersetzungen diese Glaubensgrundsaetze in die Bibel hineinschreiben, auch wenn sie da nicht stehen. Die eklatantesten Auswuechse sind die Uebersetzungen, die die Widersprueche im Bibeltext (sie erkennen diese wenigstens) korrigieren und - manchmal zumindest - den eigentlichen Text in Fussnoten verbannen. Das schliesst nicht aus, dass es auch einige sehr gute Uebersetzungen gibt, aber die erfreuen sich wenig Beliebtheit.

3. Die ZJ z.B. haben diesen Traditionsbezug bewusst gekappt, und ihre Bibeluebersetzungen sind, was die Qualitaet angeht, aehnlich gut wie die neueren katholischen Uebersetzungen (mit der ausdruecklichen Ausnahme dieses Jehova-Fimmels, der die Macht von Traditionen selbst in relativ jungen Religionsgemeinschaften zeigt). Hier werden die Glaubensinhalte, die sich in der Bibel nur schwer nachvollziehen lassen, dann auf andere Art und Weise begruendet. Man muss ja nur mal ein paar Wachtturm- oder Erwachet-Ausgaben lesen, um sich die Verrenkungen anzusehen (oder halt online).

Und was haben alle diese Beispiele neben den vielen weiteren, die man noch anführen könnte, gemeinsam? Es sind Anschauungen, Meinungen, die mal mehr mal weniger einleuchtend begründet werden. Aber auch die Anerkennung der einen oder anderen Meinung unterliegt den persönlichen Befindlichkeiten eines jeden Einzelnen. Und manche treffen sich in einem Religionsforum und tauschen sich darüber aus. Der überwiegenden Mehrheit ist es eigentlich egal, solange man an Weihnachten und Ostern die traditionell "besinnliche Zeit" zelebrieren kann.
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