25-11-2020, 20:15
(25-11-2020, 19:04)Ekkard schrieb: Die Wissenschaft eignet sich überhaupt nicht für religiöse und meistens auch nicht für philosophische Aussagen.
Umgekehrt ist es eher richtig: Die wissenschaftlich erkannten Zusammenhänge der Ereignisse rund um die Begründung einer Religion sichern erst deren Ursprung. Fehlt dieser historische Nachweis in der säkularen Literatur (wie beispielsweise beim Christentum) ist man fern jeder Gewissheit über die Religionsgrundlage.
Die alternativ zur Verfügung stehenden Glaubensberichte zweifellos in bester Absicht schreibender unbekannter Ev- Autoren, verfasst auch noch außerhalb des zeitlichen Rahmens einer Generation, sind mit der deshalb gebotenen Zurueckhaltung zu werten. Das ist so, als wenn ich heute als Evangelist Johannes die Schreiben kommentieren muesste, die Exkaiser Wilhelm ll aus seinem lächerlichen Reitersattel am Schreibtisch in Haus Doorn verfasst hat. Oder das silberne Essbesteck beschreiben muesste, das extra eine Schneidegabel hatte, mit der der Arme mit seinem missbildetem recht Arm sein Steak ass. Ganz ohne TV, ohne Radio, Zeitungen und Literatur. Nur so vom Hörensagen. Das Ergebnis wäre zweifellos wirklichkeitsfremd - so wie etliche Bibelaussagen auch.
Die Religionswissenschaft ist eine Erkenntnisdisziplin wie jede andere. Nur dass ihr an den katholischen Universitaeten der Zugriff auf dogmenkritische Quellen versagt wird. Generationen von Priestern sind ausgebildet worden, ohne die Bibelkritik gelesen haben zu dürfen!
Auf ihren Hochschulen werden die Theologie-Studenten völlig einseitig unterrichtet. Die freie Forschung, auch die kritische protestantische Theologie lernen sie so gut wie gar nicht kennen, und was sie davon hören, ist äußerst verzerrt. Nirgends werden gegnerische Theorien so entstellt und mit Hohn übergossen, werden deren Urheber oder Vertreter als moralisch minderwertig als boeswillig und dumm diskreditiert wie an den katholischen Fakultäten. Wohlweislich ist es den Studenten sogar untersagt, die von der Kirche verurteilten Werke zu lesen (Alighiero Tondi, Die Jesuiten S. 214 ff. ).
Scharfer Tobac, aber wahr in Bezug auf eine wissenschaftliche Bewertung der katholischen Religion; im Protestantismus kenne ich mich nicht so gut aus.
MfG
