07-04-2021, 14:38
(07-04-2021, 11:31)Ekkard schrieb: Ich sehe das nicht ganz so streng. Jede*r Teilnehmer*in vertritt hier sein oder ihr jeweiliges "Anliegen", wie übrigens auch alle Philosophen. Inzwischen bin ich gut darin, das bereits Geschriebene und nunmehr Wiederholte aus meinem Focus zu tilgen und nur wirklich Neues zu finden (sollte es vorhanden sein - oft nicht).
In der Sache könnte man "Karma" so zusammen fassen wie J. W. v. Goethe in Wilhelm Meisters Lehrjahre: "Alle Schuld rächt sich auf Erden". Das aber widerspricht den christlichen Grundgedanken von Buße und Vergebung (steht aber auch schon weiter oben :( )
Hallo Ekkard,
christl. Buße, verbunden mit ehrlicher Reue, kann eine Untat (z.B. einen Mord) leider nicht ungeschehen machen.
Deswegen bleibt auch unsere Rechtsprechung davon unbeeindruckt, wenngleich auch Umstände beim Strafmaß berücksichtigt werden. - "Bußgeld" muss stets bezahlt werden.
KARMA ist nicht das, was man unter "Rache" einordnen sollte. Es ist ein "Ausgleich" und nicht mit einer Blutrache zu vergleichen, wie sie z.B. unter verfeindeten Gruppen vorkommt.
Ein Bibelspruch deutet dies recht gut an: „Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein, wer einen Stein hochwälzt, auf den rollt er zurück.“ (Spr. 26,27)
Auszug eines Grundlagentextes des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
zum Thema "Schuld und Sühne" (Gütersloher Verlagshaus 2015[b]) :[/b]
>> Wenn man sich den Hintergrund einer langen Auslegungs- und Frömmigkeitsgeschichte der biblischen Texte vergegenwärtigt hat, lassen sich die wichtigsten gegenwärtigen Fragen an den Sinn von Jesu Leiden und Tod besser beantworten. Einige paradigmatische Fragen, die gegenwärtig in Gemeinden gestellt werden, sind im folgenden Kapitel aufgegriffen und werden ebenso paradigmatisch beantwortet. So entsteht im Gesamt der Antworten auf diese Fragen die eine Antwort auf die grundlegende Frage: "Für uns gestorben" - Was heißt das heute? Wie können wir mit neuen Worten, aber auch mit neu verstandenen alten Worten darüber reden?
Im Horizont der neutestamentlichen Texte musste er sterben, um den Menschen eine neue Lebensperspektive zu eröffnen. Mit seinem Leiden und Sterben, in dem Gott gegenwärtig war, sollte er die heillose Situation von Menschen überwinden. Deren heillose Situation besteht darin, dass ihre Beziehung zu Gott, zu anderen und zu sich selbst durch Sünde gestört ist oder zerstört wird.
Sünde ist dabei viel mehr als ein moralisches Fehlverhalten. Sünde ist der Inbegriff aller nur denkbaren Formen absichtlicher oder auch unabsichtlicher Lieblosigkeit, die das Leben zersetzen: Lüge, Hass, Trägheit, falscher Stolz, Nachlässigkeit, Gewalttätigkeit, Ignoranz, Missgunst ... Diese Formen haben ihren tiefsten Grund darin, dass sich Menschen in übersteigerter Weise mit sich selbst beschäftigen und alles und jeden, auch Gott, instrumentalisierend auf sich selbst beziehen.
Auf diese Weise plant ein Mensch nach eigenem Gutdünken andere Menschen und Gott ein oder aus - zugunsten eines ihm selbst möglichst immer noch mehr Leben ermöglichenden Masterplanes. Damit verstellt er sich den Ort, der ihm in der Welt zukommt und sein Dasein lebens- und liebenswürdig macht. Durch seine Lieblosigkeit beschädigt der Mensch auch sein eigenes Leben.
Er schädigt die von Gott den Mitmenschen zugesprochenen Lebensperspektiven oder macht sie sogar zunichte. Es ist wichtig, die so entstehende tiefe Schuld, mit der Menschen Gott, ihren Mitmenschen und Mitgeschöpfen und sich selbst unendlich viel schuldig bleiben, immer wieder beim Namen zu nennen. Wird diese Schuld verleugnet oder relativiert, kann nicht mehr verständlich werden, weshalb Gott sich in entsprechende Schuldverstrickungen hineinbegeben hat und genötigt war, sie selbst aufzulösen. <<
Gruß von Reklov

