12-04-2021, 15:10
(12-04-2021, 11:38)Geobacter schrieb: Ja.. könnte man, aber das Schicksal anderer Mitmenschen dahingehend zu bewerten, ist nichts anderes, als eine besonders und äußerst unredliche, wenn nicht sogar bösartig sadistische Selbst-Überschätzung, Reklov.
Menschen die ihre eigenen Glaubensvorstellungen zu einer allmächtigen Gottheit vergöttlichen, um sich als Trittbrettfahrer an dieser angeblichen Allmächtigkeit zu beteiligen, tun das sehr gerne und fast bei jeder "Gelegenheit". Man könnte ja übergangen und benachteiligt werden.. usw. usf. Und von daher ist es doch nur wirklich und allemal "gerecht" dass sie von den Gesetzen solcher ko(s)smisch-tragischen Ordnungen "verhaut" (einer Prüfung) unterzogen werden.........
Hallo Geobacter,
... Du übersiehst dabei vollkommen, dass die Karma-Theorie niemanden "verhaut", sondern bei diesem Gedankenkonstrukt ganz einfach nur Ursache und Wirkung in Aktion treten; ähnlich, wie in der Physik und Chemie.
Solchen Wirkungen kann sich auch ein sich verstellender "Trittbrettfahrer" nicht entziehen, es sei denn, er "erkennt" klug und rechtzeitig, was da so alles an "Prüfungen" auf ihn zukommt und nun entsprechende Entscheidungen von ihm abverlangt.
An der so gedachten Allmächtigkeit Gottes kann sich auch keiner beteiligen! Wie sollte das auch schon gehen?
Was dem Gläubigen bleibt, ist lediglich, seinen Glauben "ernsthaft" zu leben. Dabei werden, nicht nur im Christentum, Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft und Demut gefordert.
"Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet..."
Dieser Satz aus der Bergpredigt wird von vielen missverstanden, denn hier wird wahre Gläubigkeit oberflächlicher Religiosität gegenüber gestellt.
Manche sehen ja gerne den "Splitter in des Bruders Auge", aber nicht den Balken im eigenen Auge. Ein Heuchler sollte also nicht eine Person anklagen, wenn er selbst weitaus mehr Schuld auf sich geladen hat.
Die Bibel fordert aber dennoch auf, dort wo moralisches Fehlverhalten geschah oder ein Verbrechen begangen wurde, Gerechtigkeit auszuüben. „Richtet nicht nach dem äußeren Anschein, sondern richtet das gerechte Gericht“ (Joh 7,24).
Wer die Bewertung nicht nach "Gottes Maßstab", sondern nach eigenen Vorlieben ausrichtet, liegt wohl schief! Damit etwas als „Sünde“ bezeichnet werden kann, muss es Gottes Wort widersprechen. Hier stoßen wir auf einen der modernen Einwände gegen das „Richten“. Die Menschen sind sich nicht mehr über den Maßstab einig.
Menschen, die gemäß "ihrer Wahrheit" leben, handeln nach einem sich ständig verändernden Situationsstandard, der ihr Verhalten widerspiegelt und billigt. Sie argumentieren: "Wenn ich denke oder fühle, dass es richtig ist, dann muss es richtig sein". - Aber es gibt einen Maßstab von richtig und falsch, und den finden wir nicht nur in der Schrift des Christentums.
im Matthäusevangelium lehrt Jesus, dass eine Person, an der gesündigt wurde, umgehend das Gespräch mit der betroffenen Person suchen soll (Mt 18,15). In diesem Abschnitt gibt es einige wichtige Punkte bezüglich des "gerechten Gerichts".
Die Konfrontation einer schuldigen Person sollte auch immer deren Wiederherstellung zum Ziel haben. Der Grund, eine andere Person mit ihrer Sünde zu konfrontieren sollte der sein, diese wiederzugewinnen und sie nicht fertigzumachen und zu verdammen, damit man sich selbst überlegen fühlt. Hier haben die Schriftgelehrten und Pharisäer (und häufig auch wir) versagt.
Der moderne Strafvollzug richtet sich auch nach diesen Vorgaben aus, indem er mittels Pädagogik, Medizin, Psychotherapie "resozialisert".
Das Christentum pflegt also eine mildere Sicht auf ein Vergehen, als die Karma-Theorie!
Schließlich sollte der Gläubige immer im Auge behalten (können), dass Gott letztendlich der Richter ist, vor dem wir uns alle verantworten müssen. Jesus sagte: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden“ (Mt 7,1-2).
Diese abschließende Beobachtung unterstützt das vorher Aufgeführte. Wer gewillt ist zu glauben, dass Gott der Richter ist, dass sein Wort der letztendliche Maßstab sein muss, muss auch selbsterkennend eingestehen können, dass sich auch in unserem Herzen noch viel Heuchelei vorfindet und wir keinesfalls stets demütig handeln.
Gruß von Reklov