20-04-2021, 13:28
(19-04-2021, 08:36)Urmilsch schrieb: Mir erscheint es so, dass diese Schriften einen nicht menschlichen Urheber haben, welchen die Materie (Der Mensch) nicht wirklich versteht, weil dass was Urheber dieser Schriften ist, geistiger Natur ist und auch so begriffen werden möchte. Ehrlich gesagt ist die Schrift erstaunlich genau, denn sie erklärt ja dass der Mensch mit seinen Ansichten so lange irren wird, bis der Heilige Geist in Erscheinung tritt um die Menschheit ganz allmählich in die Wahrheit zu führen, welche sie nicht gleich erkennen können Joh 16, 12-13. Man könnte es auch unter die Kategorie Selbsterkenntnis verbuchen.
Hallo Urmilsch,
... manchem "erscheint" manches eben anders als seinen Mitmenschen!
Für mich z.B. ist "Gott" eine "Wortchiffer für das Unbekannte", gestehe aber auch jedem zu, die Bibeltexte als eine "Anweisung" von "oben" zu bewerten.
Selbst die Logik von Natur- oder Geisteswissenschaften muss eine Trübung ihrer "Wahrheiten" hinnehmen. Daseinsinteressen und Selbstbehauptung, kombiniert mit Selbstwertschätzung, verführen gerne zu der instinktiven Voraussetzung, man sei im Besitz der eigentlichen Möglichkeiten, dass der eingeschlagene Weg der wesentliche und wahre und das, was dem Menschen unzugänglich ist, unwahr sei. -
In diesem Spannungsfeld findet nun der Kampf der Worte statt, wobei ja bekannt ist, dass unsere Sprache nur mit Begriffen arbeitet, welche der Mensch auch "ergreifen" kann. (W. Goethe meinte dazu: >> Sobald man spricht, beginnt man schon zu irren. << )
Steigerungen der geistigen Verführung werden auch durch die sog. Schulbildung bewirkt. Der Sicherungswille des eigenen geistigen Daseins treibt die Bereitschaft zum Lernen des in der Schule als gültig Vorgegebenen.
Jede Bildung wird so zum Stärkungs- od. Kampfmittel gegenüber dem Fremden, zu welchem man z.B jeden relig. Gedanken zählen kann. Es entsteht ein Kampf gegen das, was nicht kenntnismäßig "abgesichert" werden kann und dazu gesellen sich dann nicht selten Gespräche mit Wut und Unsachlichkeit.
Viele Mensch wollen vorzugsweise nur nachprüfabare Tatsachen in der Welt gelten lassen. Widerlegungen, z.B. von Bibelstellen, werden als leer und falsch beurteilt, weil sie etwas in der Welt Unmögliches aussagen!
So scheint z.B. absurd, dass ein Gott Mensch oder ein Mensch Gott sei, weil es dem Hauptgedanken widerspricht, der EINE GOTT ist Schöpfer der Welt.
Aber ist Absurdität überhaupt ein Einwand?
Sie wäre kein Einwand, wenn Gott sich wirklich nach biblischer Weise offenbart hätte. Wäre dies geschehen (schon während der Niederschrift der Evangelien konnte man aber dazu Jesus selbst leider nicht mehr persönlich befragen) dann wäre die Echtheit dieser Offenbarung das erste und letzte, also das, worüber keine Wahrheit hinausgehen könnte. Alle Fragen nach empirischer Faktizität und Widersprüchlichkeit hörten sofort auf! Die biblische Offenbarung stünde am Anfang aller unserer Wahrheiten. Unsere Wahrheit hätte sich nach ihr, nicht die Offenbarung nach unserem vorhergehenden Wahrheitswissen zu richten.
Eine Vergewisserung der geschehenen "Offenbarung" ist nicht mehr möglich und die Prüfung des Geschriebenen richtet sich danach aus, ob das Gesagte absurd ist und sich daher weiterer Prüfung entzieht.
Nicht der Leidensweg zum Kreuz, nicht der Märtyrer-Tod Christi sind Einwand gegen das Absurde, sondern die auf diesem Boden - dem Glauben an Jesus - erwachsenen menschlichen Realitäten!
Das Absurde ist eine Form der Erscheinung, die sich dem menschlichen Denken präsentiert. Für die Philosophie ist der "Gottmensch" eine Absurdität, die nicht befreit, sondern beengt, an ein Dogma bindet, das viele leer lässt und nach denkender Vergegenwärtigung nur noch "gewaltsam" geglaubt werden kann.
Kurz gesagt: Religionen haben mit "Gott" recht wenig zu tun, was ja z.B. schon der Prophet Jesaja seinerzeit in Sprache gekleidet hat: >> Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR ... <<
So muss der Gläubige hinnehmen, dass die Behauptungen über Prophezeiungen des Alten Testaments auf Jesus hin historisch angreifbar bleiben; ebenso die Berichte über das "leere Grab", weil sie Aussagen über etwas in der Welt (auf unserer Erde) Unmögliches sind.
Dagegen steht aber die Ansicht der Gläubigen:
Diese erheben Anspruch auf die Einmaligkeit des "Gottmenschen" als absolute Geschichtlichkeit. Wer den Worten Jesu nicht glaubt, ist ausgeschlossen von der eigentlichen Wahrheit, bleibt verloren in der zerstreuten Zerspaltenheit des unseren Sinnen so erscheinenden "Daseins".
Weil nun aber der "Gottmensch" geglaubt wird und dass sich solcher Glaube in Worten ausgesprochen hat, sind dessen Glaubenssätze stets ein Anstoß für jeden Denker, sei er nun in Geist- od. Naturwissenschaften ausgebildet - oder nicht.
In Jesus, der übrigens einem Zeitgenossen vorwarf: "Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein..." (Mk. 10,18), liegt eine Anziehungskraft für die Gläubigen, denn er symbolisiert die Ausnahme un die Autorität in der Vollendung des Menschseins! - Die oben aufgeführte Bibelstelle ist jedoch zugleich auch eine Vernichtung der "offenbar gewordenen Wahrheit". Die Gestalt des "Heilands" ist ein Gleichnis für den Versuch des menschlichen Bewusstseins aber sie ist auch gleichzeitig ein Denkmal, dass diese Einheit, "Gott und Mensch", auf unserem Planeten bisher nicht möglich werden konnte.
Die breite Blutspur, welche die Machthaber des Christentums durch unsere Geschichte zogen, spricht hier nun mal eine mehr als deutliche Sprache.
Jesus, würde er noch im Grabe liegen, hätte sich darin vor Gram schon öfter umgedreht, anhand der Tatsache, welch unaussprechliche Verbrechen in seinem Namen begangen worden waren.
Auf seine Weise hat Jesus die Nächstenliebe in den Vordergrund gestellt - denn ohne sie geht nicht viel. Seine Worte über die Liebe haben aber auch die Unstimmigkeit des Menschseins zum Ausdruck gebracht.
Wer nun vor die Wahl gestellt ist, zwischen dem Glauben an "Gott" und seiner menschlichen Vernunft zu entscheiden, so ist dies keine logische Entscheidung zwischen den allgemienen Positionen unseres Denkens, denn der Gegensatz lässt sich nicht auf einen logischen Widerspruch fixieren, sondern nur in vielen Richtungen erhellen, so wie es eben der Mensch in seiner geschichtlichen Herkunft versuchte - und noch versucht.
Diese Wahl wird allzu leicht durch unzureichendes Wissen auf eine verengte oder vordergründige Weise geordnet, oder man entzieht sich ihr durch Unklarheit der Entscheidung. Durch die falsche Identifizierung von Glaubensforderungen mit geschichtlicher Autorität von Kirche und Adel und von Vernunft mit Verstand verschleiert sich alles Wesentliche bis zur Verkehrung!
Sollte man also einfach denken >> Dass Gott ist, ist genug << (?) Wie soll das Selbst- und Seinsverständnis eines Menschen angesprochen werden (?) - auch im Hinblick auf die Interpretation des Todes, welcher ja während der vorherrschenden Corona-Welle seine von uns bisher vedrängte Rolle wieder deutlich ins Scheinwerferlicht gerückt hat.
Gruß von Reklov

