20-06-2021, 21:46
(18-06-2021, 22:59)Ekkard schrieb:(18-06-2021, 11:44)Ekkard schrieb: Ich hatte sehr bewusst geschrieben: "Glaube" ist eine feine Sache, weil er Gewissheiten umfasst. Von Gewissheiten geht der Gläubige felsenfest aus und betrachtet die Welt aus dem sich daraus ergebenden Standpunkt mit Blickwinkel. Richtig ist daran: Das braucht nicht bewiesen zu werden, weil die Gewissheiten ja von vorneherein feststehen.
Keineswegs ist Glaube eine "feine Sache", denn er wird von vielen ungelösten Fragen, Hoffnungen, Zweifeln und auch dem Scheitern begleitet. Angesichts der Welt-Geschichte, die zeitweilig einem Irrenhaus glich/gleicht, wird er für viele Menschen, ob arm oder reich, in vielen Situationen zum starken Seil, an dem sie sich, wie ein Kletterer, festklammern können = (Psychologie des Denkens...)
(18-06-2021, 11:44)Ekkard schrieb: Doch schon, wie ja gerade die Diskussionen v. a. um Evolution deutlich machen. Klar sind darin Wünsche und Hoffnungen vereint. Sie werden häufig mit "Zähnen und Klauen" verteidigt, vor allem dann wenn Gewissheiten auf bekannte Sachverhalte treffen.
Ich bitte Dich - was kann denn eine sich in der kosmischen Ewigkeit ereignende temporäre "Evolution" auf einem winzigen Planeten (am Rande einer Galaxie) schon groß über die "Gottesfrage" aussagen? Also das war bereits Ch. Darwin deutlich bewusst!
(18-06-2021, 11:44)Ekkard schrieb: Ja und? DAS ist doch eine Gewissheit, die offensichtlich außer Zweifel steht. Davon rede ich ja!
Wenn diese "traurige" Gewissheit alles ist, was Du ins Gespräch einfließen lassen kannst oder willst, dann musst Du Dich aber in einer stillen Stunde auch konsequent fragen: Was soll das ganze "Theater" denn für mich bedeuten?
Alles andere wäre nur eine Art von Verdrängung.
Die hier immer wieder angesprochene "Selbstorganisation der Materie" kann nicht den einzigen "Blickwinkel" auf unser Dasein bestimmen. Ansonsten glichen wir ja 6-Jährigen, welche eine riesige Fabrikhalle betreten, in der "vollautomatische Produktionsprozesse" ablaufen, um danach den Spielkameraden stolz zu berichten, dass sie gesehen haben, wie Roboter Produkte fertigen, ohne dass ein einziger Mensch dabei zugegen war.![]()
(18-06-2021, 11:44)Ekkard schrieb: Ja, Wenn! Gerade du erzählst doch liebend gerne von deinen Überzeugungen (Gewissheiten) gegen jedes Sachargument. Sicher, dir ist schon klar, dass der eigene Standpunkt keine Letztbegründung hat (keiner absoluten Wahrheit entspricht), aber gleichwohl werden Sachargumente solange kleingeredet, bis sie "passen". Also ist doch meine Aussage richtig, dass Gewissheiten eine feine Sache sind.
Weil Du ja hier ein RELIGIONSFORUM leitest, ist es schon mehr als seltsam, dass Du dem Thema des Glaubens nicht auf Augenhöhe begegnen, ihm seinen psychologisch berechtigten Raum geben kannst/willst.
Selbst I. Kant war da etwas flexibler:
"Ich musste also das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu bekommen ... (>Kritik der reinen Vernunft<).
(18-06-2021, 11:44)Ekkard schrieb: Oh doch, so verbissen wie bekanntes Wissen negiert wird!
Gerade am Thema dieses Threads wird deutlich, dass es praktisch nichts gibt, was nicht auf eine intelligente Schöpferkraft hinweist. Und das zeigt eines: Die "Intelligente Schöpferkraft" steckt in allen Argumenten (deinerseits). Sie ist gewissermaßen das heilige Axiom der ganzen Diskussion.
Dass (nicht nur) ich der Materie allein nicht zuschreibe, sich zu solch einem gigantischen kosmischen Schöpfungsprozess "aufzumachen", liegt in erster Linie an der ungelösten Frage, wie denn Leben und bewusster Geist überhaupt in die Materie gelangen konnten? Haben also etwa Atome inhärenten Geist - oder nicht?
Nicht nur ich teile die Welt in erforschbare Gegenstände und in das Sein des Seelenvermögens ein. Das sind nun mal 2 Paar Schuhe!
Das gegenständlich erkennbare WELTSEIN baut sich vor uns in Stufen auf:
In das leblos anorganische Dasein der Materie, dann in das organische Leben, dann in das sog. Innere des Seins, das Bewusstsein oder die SEELE, - dann folgt der GEIST. Die Forschung kann diese Stufen nur anhand ihres Gegenstandseins bearbeiten/ergründen. Dem Forscher zeigen sich aber Trennungen und zwingen ihm ein Objektivieren seiner Forschungsgegenstände auf, denn für die Methoden der Forschung besteht eine scharfe Trennung zwischen organischem Leben und Bewusstsein.
Der Glaube gehört jedoch zum Gebiet des Bewusstseins, kann also weder im Labor erzeugt/untersucht, noch einem Ungläubigen (auf Dauer) aufgezwungen werden.
Die Reihen des Gegenständlichen, wie sie der Forscher empirisch erkennt, sind ungeschlossen, haben ständig Lücken, geben nur eine Seite der Erscheinungen, sind aber nie das Weltsein im Ganzen - schon gar nicht für das SEIN selbst!
Somit bleiben der Erforschbarkeit nur Strukturen des Daseins, aber nicht die Gründe des Seins selbst!
Aus solchen Tatsachen speist sich der Glaube, was ja nun nicht verwunderlich ist.
Auf die Einteilungen des Seelenvermögens will ich hier nicht eingehen, sonst ergeben sich zu viele Zeilen.
Gruß von Reklov

