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Das Hadern mit der Wissenschaft - auch wenn sie Jahrhunderte alt ist
#50
(02-09-2021, 21:27)Sinai schrieb: Diese Wissenschaftskritik stimmt leider zweifellos

Was war an der Aussage "Wissenschaftskritik"?

(02-09-2021, 21:27)Sinai schrieb: Dies macht die Erforschung der alten Arten oder Unterarten bzw. Rassen so schwierig.
Schwer bis unmöglich zu sagen, wie die Menschheit vor Erfindung der Schrift gewandert ist, sie sie sich ausbreitete. Artefakte (Vasen, Waffen) sind kein verläßliches Mittel! Das waren oft Handelsprodukte oder geraubte Wertgegenstände, die dann zur Grabbeigabe der Krieger wurden

Nun, da die Artefakte offensichtlich weltweit (in der Alten Welt) gefunden wurden, ist die Altsteinzeit ein weltweites Phaenomen, bzw. bei einigen Arten halt auch auf Afrika oder andere Regionen beschraenkt.

Ansonsten sind solche Diskussionen, ob man z.B. alle Menschenarten ueber zwei Millionen Jahre unter dem Namen Homo erectus subsummiert oder sie in unterschiedliche Arten aufspaltet lediglich akademischer Natur. Diese Diskussionen aendern nichts an den der Diskussion zugrundeliegenden Fakten. In welcher Region sich welche Art aus welchen Vorformen entwickelt hat ist beim Menschen ja gerade deshalb so gut nachvollziehbar, weil es eben keine "Missing Links" gibt. Und weil die Aenderungen so gradueller Natur sind, ist die Abgrenzung von einer Art zur naechsten halt so schwierig: die Grenze muss relativ willkuerlich gezogen werden.

Unter "Menschen" allgemein sortiert man erst mal die Australopithecinen und ihre verschiedenen Arten. Aus diesen entwickelten sich auch die robuster gebauten Paranthropus-Arten. Es ist klar, dass Homo erectus entweder aus Australopithecus africanus oder Australopithecus afarensis entstand. Man kann jetzt zwischen Australopithecus africanus und Homo erectus Arten einschieben wie Homo rudolfensis (von A. afarensis) oder Homo habilis (von A. africanus), aber ob das nun Homo rudolfensis oder Australopithecus rudolfensis war, ist mehr oder weniger eine willkuerliche Entscheidung, da die Uebergaenge, wie gesagt, vollkommen fliessend sind. An dem Punkt geht's halt darum, wie viel Entwicklung und Variation man innerhalb einer Art inkauf nimmt, bevor man sich gezwungen sieht, einen neuen Namen anzuwenden. In dem spezifischen Beispiel geht's halt auch darum, was man jetzt als kulturelle Definition von "Mensch" als hinreichend ansieht: ab wann verdient dieser sich entwickelnde Mensch, den Gattungsnamen "Homo" zu bekommen?

Was Gundi da angesprochen hat, ist halt lediglich eine Diskussion darueber, wieweit man muessige Namensdiskussionen vermeiden will. Wer alle Arten wie Homo heidelbergensis in Europa und Nordafrika unter Homo erectus zusammenfassen will, kann das tun. Homo erectus sah in seiner langen Entwicklungszeit mehrere kulturelle Stufen und etwa eine Verdoppelung des Hirnvolumens. Die Leute, die bevorzugen, Homo heidelbergensis einen eigenen Namen zu geben, erkennen halt an, dass die H. erectus-Formen im Westen deutlich modernere Zuege zeigten als die im suedlichen Afrika oder Ostasien. Der europaeische H. heidelbergensis wurde dann graduell zum H. neanderthalensis, waehrend die afrikanischen Formen zu H. sapiens wurden, weshalb manche Wissenschaftler auch dem einen eigenen Artnamen geben wollen, um die Unterschiede zu betonen.

Wie so oft, ist nicht das angebliche "missing link" das Problem, sondern ganz im Gegenteil: die Probleme der Artenbezeichnung kommen daher, dass die Uebergaenge fliessend sind, sich nicht nur in eine Richtung entwickeln, regional sehr unterschiedlich verlaufen, es zu wiederholten Kreuzungen zwischen den verschiedenen Menschenarten kam, etc. Trotzdem liegt unter all dem die Entwicklung zu dem, was uns Menschen ausmacht: die graduelle Ausbildung eines grossen Hirns, die sich dann in immer fortschrittlicheren Steinwerkzeugen zeigt.

TLDR: Streit ueber menschliche Kategorisierungen ist kein Streit um die Sache an sich. Was da graduell passiert ist, ist trotzdem aus den Fossilien vollkommen klar.


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RE: Das Hadern mit der Wissenschaft - auch wenn sie Jahrhunderte alt ist - von Ulan - 02-09-2021, 22:12
RE: Glauben, Wissen, Habermas - von Reklov - 28-08-2021, 15:26
RE: Glauben, Wissen, Habermas - von Ulan - 28-08-2021, 15:28
RE: Glauben, Wissen, Habermas - von Ulan - 28-08-2021, 16:26
RE: Glauben, Wissen, Habermas - von konform - 28-08-2021, 16:39
RE: Glauben, Wissen, Habermas - von Sinai - 06-09-2021, 15:43
RE: Glauben, Wissen, Habermas - von Ulan - 06-09-2021, 16:37
RE: Glauben, Wissen, Habermas - von Ulan - 28-08-2021, 16:43
RE: Glauben, Wissen, Habermas - von Sinai - 29-08-2021, 18:00
RE: Glauben, Wissen, Habermas - von Ulan - 29-08-2021, 22:13
RE: Glauben, Wissen, Habermas - von Sinai - 30-08-2021, 09:44
RE: Glauben, Wissen, Habermas - von Reklov - 30-08-2021, 18:36

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