(30-09-2021, 19:03)Geobacter schrieb: Reklov, du hast ein abergläubisches Bild von der Welt, von dir selbst und von den Naturwissenschaften. Und bist also genau so, wie Karl Jaspers in seiner letzten Vorlesung über die Chiffre der Transzendenz meinte, dass der Menschen nicht werden solle. Hier die gesamte Originaltonaufzeichnung dieser Vorlesung: *https://www.youtube.com/watch?v=p3Sw8ApmcOw
Unter Berücksichtigung, dass Philosophen auch nur meinen und nicht wissen und ihrer Persönlichkeitsstruktur sehr oft auch noch ein wichtiger Aspekt fehlt, nämlich jene Fähigkeit, die es uns Menschen ermöglicht, Gefühle und Empfindungen unserer Mitmenschen in Echtzeit mitzuerleben.. wie z.B. ihre Trauer, ihre Freude, ihren Schmerz oder ihr Leiden ... (Jaspers und Heidegger scheint der Sinn für diese Art "Transzendenz" komplett gefehlt zu haben.. wobei Jaspers in seiner Broterwerbslaufbahn als Psychiater wenigsten noch geahnt hat, dass es so etwas geben könnte.... - müssen wir auch nicht alles so todernst nehmen, was sie gemeint und gesagt haben.
Dass solche Behauptungen deinerseits falsch sind: "Tiere seien in einem Loch der Evolution stecken geblieben" und dass das Leben anderer Mitmenschen keinen Sinn haben könne, wenn diese Mitmenschen nicht an einen allmächtigen Schöpfer-Gott, und an ein ewiges Leben des ICHs glauben. wissen wir.. Nicht zuletzt auch Dank den Naturwissenschaften, die uns inzwischen nicht nur eine immer bessere Einsicht darin und darüber vermitteln, wie die Welt wirklich funktioniert, sondern auch neue Wege und Zugänge zu einer ehrlichen Ethik und Redlichkeit aufzeigen, von der Jaspers und Heidegger zu ihren Zeiten noch nicht mal zu träumen wussten.
Übrigens war auch der von dir so hochverehrte, aber komplett falsch herum verstandene Baruch Spinoza als Mensch ein "Total-Arsch", der die Gefühle und Empfindungen seiner Mitmenschen nicht lesen konnte...
Hallo Geobacter,
... wundert mich schon sehr, wie Du glaubst, andere Menschen aus der Ferne "beurteilen" zu können!

K. Jaspers war (z.B.) mit einer orthodoxen Jüdin verheiratet und hat deswegen die Drangsale der Nazis kennengelernt, aber dennoch stets treu zu ihr gehalten und eine Scheidung von ihr strikt abgelehnt! Mitgefühl will ich ihm also keinesfalls absprechen. Achtsamkeit musste der anerkannte Philosoph schon seit seiner Jugend lernen, denn er litt an Bronchialproblemen, und daher bestimmten stets Beschränkungen sein Leben.
Wie Du über Spinoza (D)ein Urteil fällen möchtest, bleibt für mich auch rätselhaft, denn immerhin ist dieser Denker schon seit 1677 tot!?
Spinozas Logik ist und bleibt begrifflich klar und einsichtig, vorausgesetzt, seine Texte werden richtig aufgefasst.
Nach 3maliger Erläuterung hatte damals der Forum-Leiter Gysi wenigstens den Unterschied von einer SUBSTANZ, welche nur in ihrer Art "ewig" ist und einer solchen, welche "absolut ewig" ist, verstanden. Der erstgenannten kann man unendliche Attribute absprechen. Der zweitgenannten sprach der Denker ALLES zu, was Sein ausdrückt und keine Verneinung in sich schließt.
Wer die ETHIK von Spinoza gelesen hat, der soll mir mal bitte Aussagen/Sätze von ihm benennen, welche "gekippt" werden können. (Darauf bin ich mal echt gespannt!)

Nie würde ich mir anmaßen, einen Menschen, den ich nicht kenne, als "Total-Arsch" zu bezeichnen. Aber, wie man weiß, wirfst Du mit solchen Urteilen ja leichtfertig um Dich. Manche verwenden diese Bezeichnung sogar auf die Wort-Chiffer "Gott". Solche Menschen kann man mit Wölfen vergleichen, die den Mond anheulen und darf sie ungeniert fragen:
Sag mal - was hältst Du denn eigentlich von Dir?

Naturwissenschaften können zum "Sinn des Lebens" leider keine einzige Zeile beitragen, auch wenn sie Teilbereiche der Natur (nach menschlichem Ermessen!) korrekt erforscht und katalogisiert haben. Diesen "Verdienst" kann und will dieser Fachdisziplin auch keiner nehmen. Die Einsicht in das "Funktionieren der Welt" ist aber noch lange nicht mit der Sinnfrage gekoppelt. Nicht ohne Grund werden ja Geistes- und Naturwissenschaften bereits sprachlich getrennt!
Ein einmaliges Leben wäre für jedes Individuum "sinnlos" - und zwar völlig getrennt von dessen Glauben oder Nichtglauben an einen "Schöpfer" oder an eine Jenseitszone, wie es sich z.B. Religionen in ihre Bücher geschrieben haben!
Diese Frage ist deswegen auch nicht mit der bekannten, abgedroschenen Formel zu beantworten: "Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst."

Gruß von Reklov