Abschied vom Guru

[Reklov]

... an welcher "Wirklichkeit" soll denn Deiner Meinung nach "gearbeitet" werden?

Nun, jedenfalls nicht an Vorstellungen, die sich einer Prüfung (definitionsgemäß) entziehen. "Karma" ist so eine Vorstellung, "Waldwichtel im dunklen Tann" oder anlasslose Erlösung, Sündenvergebung. Nimm davon, was du willst. Alles versucht uns auf den "Pfad der Tugend" zu zwingen ohne dass ersichtlich wird, warum. Und was wäre, wenn wir uns tatsächlich den Folgen einer "rauen, harten, heutigen, gesellschaftlichen, politischen Wirklichkeit" stellten und nachsehen, was man ändern kann und was nicht? Und wenn nicht, warum nicht. Und schließlich die Suche nach Mehrheiten, die etwas ändern können. Ich wüsste nicht, dass Religion je Anlass gewesen wäre, vernünftig zu handeln. Ich sehe unter allem Schwurbel sehr viel Machtstreben, was du ja auch bestätigst.

Hallo Ekkard,

... der "Pfad der Tugend" kann nicht erzwungen werden, wenn das Individuum sich vom sog. "Bösen" angezogen fühlt und es leben möchte!
Dazu aus dem Alten Testament einen Vers des Propheten Micha, Mi 6,8,: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein...

Es nützte bisher auch wenig, sich den Missständen in unserer Gesellschaft zu stellen, nach Änderungen zu streben, - denn - all diejenigen, welche (aus welchen Gründen auch immer!) mit größter krimineller Energie "arbeiten", bilden ein sehr starkes Bollwerk
Auch Religionen können da jedoch nicht alles "heilen", denn bekannterweise sitzen in deren Reihen auch einige, welche keine "weiße Weste" tragen.

Übrigens:
"Vernünftig" zu handeln, bedeutet nicht schon automatisch, bereits "gut" zu handeln, denn Vernunft ist nicht ein zeitloser Bestand, ist auch kein ruhendes Reich, noch ist sie das SEIN selbst, ist auch nicht das Denken als solches. Die schwierige Absicht mit Vernunft das Chaos des Negativen an eine äußerste Grenze zu treiben, um es dort "einzuschließen", ist nicht gelungen, was unsere Weltgeschichte eindeutig belegt!

Vernunft steckt z.B. im unauslöschlichen Antrieb zum Philosophieren. Die eigentliche Vernunft hebt sich von den Verengungen der nur sog. Vernunft des Verstandes ab und kann somit ihrerseits noch den Einwänden gegen Vernunft ihr Recht und ihre Grenze setzen.
Vernunft versucht alle Weisen des uns Umgreifenden zu berücksichtigen, denn alle Details haben auf ihre Weise einen zu ihnen gehörenden Wahrheitssinn! Alles ist eben aufeinander bezogen. Durch Isolierung werden sie unwahr, weil sie in Unmöglichkeiten, Verkennungen und Verkehrungen fallen.
Vernunft ist also nicht das EINE, sondern will das EINE. Der Grundzug der Vernunft ist also der Wille zur Einheit. Nun liegt aber der Schwung in der Frage, was denn diese Einheit sei?  

Gruß von Reklov